Schwedens intensives Höhentrainingslager in Font-Romeu

In weniger als 100 Tagen fällt in Östersund der Startschuss für die neue Saison im BMW IBU-Weltcup. Schweden läutete den Countdown mit einem dreiwöchigen Höhentrainingslager in Font-Romeu in den französischen Pyrenäen auf rund 2.000 m Höhe ein.

Der Saisonstart im Weltcup rückt immer näher. Gleichzeitig nimmt auch die Intensität in der Vorbereitung zu. So stehen im Training vermehrt Tempoeinheiten und erste Wettkampfvorbereitungen auf dem Programm. Das 19-köpfige schwedische Team hat sich für die ersten intensiveren Einheiten der Saisonvorbereitung nach Font-Romeu begeben. In der dünnen Pyrenäen-Luft will das Team wichtige Erfahrungswerte sammeln und erste Grundlagen für die Olympischen Biathlonwettkämpfe 2026 schaffen, die in Antholz auf 1.600 m Höhe ausgetragen werden. Mit der Reise in den kleinen Bergort Font-Romeu begibt sich das schwedische Team zum zweiten Mal in dieser Vorbereitung in die Höhe, nachdem es im Frühsommer bereits ein Camp am Lavazèjoch in den Fleimstaler Alpen (Italien) absolviert hatte.

Perfekte Trainingsbedingungen

Chefcoach Johannes Lukas, der das Team bereits 2021 hierher brachte, sagte: „Das ist einer der besten Trainingsorte überhaupt. Die klimatischen Bedingungen bei 25–28 °C und viel Sonnenschein sind meist ideal. Darüber hinaus gibt es hier fantastische Trails zum Wandern und Laufen, optimale Radsportmöglichkeiten und ein gutes Stadion.“

Sebastian Samuelsson pflichtete seinem Coach bei: „Mir gefällt es hier. Ich bin jetzt zum dritten Mal in Font-Romeu und kenne mich langsam aus. Die Unterbringung mit geräumigen Apartments und einem eigenen Koch, der uns gesunde, nahrhafte Mahlzeiten zubereitet, ist super. So können wir uns voll und ganz aufs Training konzentrieren. Außerdem profitieren wir von der Höhe.“

Essen, trainieren, schlafen

Coach Johannes Lukas passt den Charakter des Camps gerne leicht an. Dabei nutzt der schwedische Cheftrainer alle Optionen, um sein Team auf eine weitere erfolgreiche Saison vorzubereiten – auch mit Blick auf Olympia 2026. Der Rhythmus im Camp lässt sich leicht beschreiben: essen, trainieren, schlafen – und dann beginnt es wieder von vorn. Trotzdem wird jeder Tag anders und abwechslungsreich gestaltet.

Tag 1: Trailrunning und Kombi-Training

Montagmorgen: Nach einer kurzen Fahrt in den Regionalen Naturpark Pyrénées Catalanes stehen drei Stunden Trailrunning an. Dabei geht es durch Pinienwälder, vorbei an Bergseen und über den 2.206 m hohen Pic de la Calma. Rund 20 km und 730 Höhenmeter später geht es in den Kleinbussen zurück zum Mittagessen.

Um 16 Uhr ist Biathlon im Stadion von Font-Romeu angesagt. Während es am Morgen noch kühl war, steigen die Temperaturen am späten Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein auf 25 °C. Das Programm für die Einheit war ein altbekanntes: Trockenschießen, eigenständiges Anschießen, dann 15 Minuten Core-Training gefolgt von einer Warm-up-Runde auf Rollski. Danach warteten ein halbes Dutzend 6–7-minütige Runden bei kontrollierter Anstrengung mit Schießen und Nachladen auf das Team. Gegen 19 Uhr waren alle wieder zurück in der Unterkunft.

Tag 2: Radtour durch Spanien

Am nächsten Tag stand eine Radtour auf dem Programm: 141 km für die Männer, 120 km für die Frauen. Der Weg aus Font-Romeu heraus war die leichteste Herausforderung des Tages. Auf abgelegenen Nebenstraßen ging es dann für die Athletinnen und Athleten auf jeweils getrennten Routen durch kleine Dörfer in Richtung Spanien, ehe die Gruppen vor dem ersten von zwei langen Anstiegen wieder aufeinander trafen. Bei Halbzeit des ersten Berges schlossen die Männer zur starken Stina Nilsson auf. Nach rasanter Abfahrt und anschließend leicht welligem Terrain wartete der lange Schlussanstieg zurück nach Font-Romeu, den die Teams nach über 5 Stunden im Sattel meisterten.

Sebbe vs. Anna

Um 17:45 Uhr waren fast alle wieder am Schießstand bei Schießtrainer Johan Hagström. Nach Schießübungen, etwas Theorie und jeder Menge lehrreicher Momente fanden auch Schießwettbewerbe statt, bei denen den Athletinnen und Athleten laute Musik um die Ohren wehte. Bei insgesamt 20 Runden ging es um Schnelligkeit und Genauigkeit. Im Finale standen sich Sebastian Samuelsson und Anna Magnusson gegenüber, die bis dahin fehlerfrei geblieben waren. In der Endrunde leistete sich Magnusson letztlich einen Fehler, sodass der treffsichere Samuelsson gewann. Dazu sagte der Weltmeister des Massenstartrennens von 2023: „Ich mag diese Situationen. Im Training ist es manchmal schwierig, für reale Bedingungen zu sorgen. Daher gefallen mir Wettbewerbe wie dieser. In Drucksituationen schieße ich meistens besser.“

Tag 3: Intervalltraining zur Freude Ponsiluomas

Der Morgen war kühl und begann mit dem gewohnten Anschießen, einem langen Einlaufen auf Rollski und den ersten Biathlon-Intervallen der Saison: 9 x 3,3 km für die Männer und 8 x 2,7 km für die Frauen, Schießen im Massenstart-Modus (zweimal liegend, dann zweimal stehend) und nur kurzen Erholungspausen. Für die ersten beiden Runden galt kontrolliertes Tempo, für die nächsten beiden mittlere Pace und für die restlichen Runden mehr Speed. Bei den Männern pushte sich ein Trio gegenseitig voran, während bei den Frauen die Öberg-Schwestern abwechselnd an ihre Grenzen gingen. Martin Ponsiluoma meinte im Nachgang: „Ich mag Intervalltraining. Heute war es die erste Einheit dieser Art, daher war es schon hart. Mir fallen Intervalleinheiten eher leicht; mit den langen Einheiten habe ich mehr zu kämpfen. Kurz und knackig ist da eher mein Ding!“

Am Nachmittag konnte das Team wählen: Wandern, lockeres Auslaufen, eine Runde auf Rollski – oder ein langer Mittagsschlaf.

Tag 4: Bergtraining auf Rollski

Vielleicht wäre die Extramütze Schlaf die beste Option gewesen ... Am nächsten Morgen ging es um 8 Uhr nach Spanien runter auf 1.200 m. Von dort aus mussten die Athletinnen und Athleten anschließend 20 km bergan auf über 2.000 m mit Rollski laufen. Ein frisch asphaltierter Waldweg war das perfekte Terrain für die Einheit, die durch schattigen Pinienwald bis weit über die Baumgrenze hinaus führte. Am Ende des Asphaltweges hieß es Laufschuhe anziehen und den Puigmal hinauf rennen – ein Berg, der im Radsport die höchste Schwierigkeitsstufe verdienen würde.

Zeit in der Höhe wichtig

Mit Blick auf das Camp erklärte Johannes Lukas seine Beweggründe für die harten Einheiten in der dünnen Pyrenäen-Luft: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es wichtig, möglichst viel Zeit in der Höhe zu verbringen und möglichst viele Kilometer abzuspulen. Dann gilt es, die Intensität schrittweise zu steigern, damit wir 2026 hoffentlich unser absolutes Top-Niveau abrufen können.“

Man merkt: Die neue Saison und Olympia 2026 kommen mit jedem Tag einen Schritt näher.

Fotos: IBU/ Nordic Focus/ Leo Authamayou, Jerry Kokesh

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