Samuelsson hat eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt: Nach dem überraschenden Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018 kamen zehn WM-Medaillen in seiner Vita hinzu. Außerdem wurde der Schwede im vergangenen Jahr erstmals Vater, als Töchterchen Elsa geboren wurde. Nach einer intensiven
Trainingseinheit am Morgen verrät uns der 28-jährige Schwede mehr über seinen typischen Wochenstart und wie sich sein Leben im vergangenen Jahr verändert hat.
Biathlonworld: Wann stehst du montags auf und was machst du dann als Erstes?
Sebastian Samuelsson: Ich stehe früh um 7 Uhr auf. Wenn ich zu Hause bin, wünsche ich als Erstes meinem Töchterchen und meiner Freundin einen guten Morgen – vorausgesetzt sie sind schon wach. Im Trainingslager greife ich zum Handy und schaue, ob es über Nacht irgendwelche Neuigkeiten gegeben hat.
BW: Auf welche App schaust du als Erstes, wenn du dein Handy einschaltest?
Samuelsson: Auf die Oura App. Sie misst meinen Puls und analysiert meinen Schlaf.
BW: Wie sieht für dich das perfekte Frühstück aus?
Samuelsson: Frühstücken ist nicht so mein Ding. Meistens bin ich früh noch ziemlich müde und will eigentlich nur raus zum Training. Da halte ich mich nicht lang mit dem Frühstück auf. Wenn nicht so viel Stress ist, entspanne ich gern.
BW: Kaffee oder Tee?
Samuelsson: Morgens trinke ich Kaffee mit Milch, tagsüber aber eher nicht.
BW: Beinhaltet deine Morgenroutine vor dem Start in den Tag Yoga, Stretching oder mentale Übungen?
Samuelsson: Nein, nichts dergleichen. Ich frühstücke, schlüpfe in die Trainingskleidung und gehe trainieren. Für solche Sachen habe ich da keine Zeit.
BW: Würdest du dich mit Blick auf dein Training als Perfektionisten bezeichnen?
Samuelsson: Gute Frage! Perfektionist ist vielleicht etwas hoch gegriffen, aber ich nehme mein Training schon sehr ernst. Es muss einen Sinn haben. Man braucht einen Plan und muss ihn dann durchziehen. Rumstehen ist nicht. Außerdem musst du dir immer bewusst sein, warum du das tust, was du gerade machst. Da darf es keine Ausreden geben! Privat bin ich da ganz anders, viel entspannter.
BW: Bist du oft ein Draufgänger?
Samuelsson: Nein. Morgen steht beispielsweise eine sechsstündige Mountainbike-Tour auf dem Programm, mit ordentlichen Downhill-Passagen. Da werde ich garantiert einige Minuten auf das restliche Team verlieren. In solchen Situationen bin ich ziemlich vorsichtig.
BW: Was machst du, um nach einem anstrengenden Tag abzuschalten?
Samuelsson: Ich liebe die Stunde vor dem Schlafengehen, wenn ich einfach auf dem Sofa liegen und fernsehen kann. Da nehme ich eine mentale Auszeit.
BW: Hast du ein Motto, das dich in deinem Alltag begleitet?
Samuelsson: Ich versuche, den Fokus auf mich und nachhaltigen Erfolg zu lenken. Ich möchte eine möglichst lange und erfüllte Karriere haben und immer mit Spaß bei der Sache sein. Ich will nicht den Kopf hängen lassen und die Sache nur widerwillig durchziehen. Vielmehr will ich über einen langen Zeitraum hinweg gute Leistungen bringen und den Weg dabei genießen.
BW: Was ist das Härteste am Leben als Biathlonprofi?
Samuelsson: Das hat sich im Laufe der Zeit geändert. Aktuell sind es die vielen Reisen.
BW: Was war die größte Hürde, die du als Athlet überwinden musstest?
Samuelsson: So viele Hürden gab es für mich bisher nicht, ich bin von schweren Verletzungen verschont geblieben. Eine Sache, auf die ich allerdings stolz bin, ist mein Abschneiden bei der WM 2023 in Oberhof. Die Mixed-Staffel war das reinste Desaster, doch dann konnte ich noch vier Medaillen gewinnen. Davor war meine erste Saisonhälfte richtig schlecht. Viele Athleten hätten in dieser Situation wahrscheinlich aufgegeben. Doch ich habe weitergemacht und wurde dafür belohnt.
BW: Welcher Versuchung kannst du nur schwer widerstehen?
Samuelsson: Coca Cola Zero. Ich war während des aktuellen Trainingslagers noch in keinem Laden, daher vermisse ich es. Zu Hause habe ich allerdings einen ordentlichen Vorrat angelegt.
BW: Was ist dein teuerster Besitz?
Samuelsson: Mein Hometrainer! Aber ich liebe es, zu Hause nach meinen eigenen Vorstellungen trainieren zu können!
BW: Welches Projekt steht noch auf deiner To-do-Liste, bevor die neue Saison beginnt?
Samuelsson: Wir wollen eine Terrasse neben der Garage bauen.
BW: Welche ist die wichtigste Lektion, die dich das Vatersein gelehrt hat?
Samuelsson: Effizienter zu sein. Wenn ich jetzt fünf freie Minuten habe, will ich sie auch nutzen, da alles so hektisch geworden ist. Und ich habe gemerkt, wie wichtig schlafen ist. Wenn ich früher ein bisschen später ins Bett gegangen bin, war das keine große Sache, weil ich tagsüber ein Nickerchen machen konnte. Heute kann ich mich von einer schlechten Nacht kaum erholen.
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Nordic Focus, Sebastian Samuelsson.