JT Bö gewinnt Massenstart-Gold in Peking

Der Norweger Johannes Thinges Bö, der sich nach dem zweiten Liegendschießen im 15 km Massenstart von Peking an die Spitze setze, lief trotz vier Strafrunden konkurrenzlos zum Sieg und gewann in 38:14,4 seine zweite Einzel-Goldmedaille bei diesen Spielen. In der Vorwoche hatte er schon Gold im Sprint gewonnen, außerdem Gold in Mixed- und Männerstaffel plus Bronze im 20 km Einzel, sodass er mit insgesamt fünf Medaillen aus Peking nun ganze acht olympische Medaillen im Schrank hat. Der Schwede Martin Ponsiluoma gewann Silber mit zwei Strafrunden und 40,3 Sekunden Rückstand. Für den IBU Sprintweltmeister 2021 Ponsiluoma war diese Silbermedaille seine erste olympische Medaille und erst der sechste Einzel-Podestplatz seiner Karriere. Bös Mannschaftskamerad Vetle Sjaastad Christiansen holte mit drei Fehlern in 1:12,5 Bronze. Für Christiansen war es die zweite Medaille bei diesen Spielen; er hatte als Schlussläufer schon Gold mit der norwegischen Männerstaffel geholt.

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JT: „Nicht zurückgeschaut“

JT wusste nach dem entscheidenden zweiten Liegendschießen, dass er das Rennen jetzt im Griff hatte. „Der entscheidende Moment war mein zweites Liegendschießen, als ich ohne Fehler als Erster wieder rausgehen konnte. Ab da habe ich den Vorsprung ausgebaut und nicht mehr zurückgeschaut.“ Vier Goldmedaillen und Ole

Was die fünf Medaillen angeht, vier davon Gold, zieht er nun mit Ole Einar Björndalen gleich, der in Salt Lake 2002 auch vier Goldmedaillen gewann. „Ich habe mir nur gedacht, fünf Medaillen, viermal Gold, in sechs Rennen ... Das heißt schon was ... Der König des Biathlon, überhaupt im selben Satz genannt zu werden wie er, das ist eine große Errungenschaft und Grund zum Feiern ... Die 15. Goldmedaille für Norwegen (olympischer Rekord), das hat vorher noch keiner geschafft, das ist auch ein großer Tag für unser Land.“

Zu den vier Goldmedaillen: „Das bedeutet mir viel. Man kann nie vorhersehen, wie die Winterspiele wirklich werden. Meine letzten Jahre im Biathlon sind fantastisch gewesen, aber Olympia ist das, was zählt. Ich bin sehr glücklich, dass ich meinen besten Biathlon bei den Spielen abrufen konnte, nicht nur vorher und nachher.“

Der Franzose Quentin Fillon Maillet, der im 20km Einzel und in der Verfolgung Gold gewonnen hatte, wurde mit fünf Fehlern und 1:25,6 Rückstand Vierter. Platz fünf ging an den Italiener Dominik Windisch mit drei Fehlern und 1:38,4 Rückstand, für ihn das beste Resultat in Peking. Auf Platz sechs landete der Norweger Sturla Holm Lägreid mit fünf Fehlern und 1:46,1 Rückstand.

Starker Wind

Das letzte Biathlonrennen dieser Winterspiele fand unter denselben harten Bedingungen statt wie das Frauenrennen zwei Stunden zuvor, eiskalt und windig. Sebastian Samuelsson setzte im ersten Liegendschießen fünf schnelle Treffer und führte das Feld an. Dem Schweden dicht auf den Fersen waren die beiden kanadischen Brüder Christian und Scott Gow, beide mit 0-5 und weniger als einer Sekunde Rückstand, dahinter Tarjei auf vier. Die ersten neun Männer trafen alle Scheiben, obwohl der Wind wieder wüst über den Schießstand peitschte.

JT setzt sich ab

Bis zum zweiten Liegendschießen hatte JT sich an die Spitze gesetzt. Er schoss schnell und traf, genauso Christian Gow und Samuelsson. Auch Philipp Nawrath und Benedikt Doll gelang das Kunststück. Diese fünf Männer machten sich innerhalb von zehn Sekunden auf den Weg zum Stehendschießen, während Fillon Maillet nach je einem Fehler in den Liegendschießen auf Rang acht hinterherlief.

Abgesetzt

Auf der nächsten 3-km-Runde setzte sich Johannes Thingnes Bö weiter ab, im Schlepptau Nawrath, der ihn bis auf drei Sekunden einholte. Samuelsson, Doll und Ponsiluoma beharkten einander mit 10 Sekunden Rückstand. Bis zum ersten Stehendschießen hatte der Wind sich etwas beruhigt, wehte aber noch, als JT vier schnelle Treffer setzte, zögerte und dann den letzten danebensetzte. Ponsiluoma traf alle Scheiben und folgte dem Norweger aus dem Stadion. Fillon Maillet schoss gewohnt perfekt im stehenden Anschlag und machte einen Sprung auf Rang drei mit 15 Sekunden Rückstand und Gow im Nacken. Samuelsson folgte nach einer Strafrunde mit 30 Sekunden Rückstand.

Sattes Polster, zwei Fehler

Der Norweger trat jetzt aufs Gas und vergrößerte den Vorsprung auf den schwedischen Kontrahenten bis auf 22 Sekunden, bis sie zum entscheidenden letzten Stehendschießen kamen. Kurz vor dem Schießstand zog Fillon Maillet noch vor auf Position zwei. JT Bö lief ganz allein zum letzten Stehendschießen ein, mit einem satten Polster von 25 Sekunden, und traf drei Scheiben, bevor die letzten zwei stehenblieben. Ponsiluoma verfehlte nur einmal, Fillon Maillet schoss hingegen gleich dreimal daneben. Der Norweger ging immer noch mit 17 Sekunden Vorsprung auf Ponsiluoma wieder auf die Strecke. Christiansen kam mit fünf Treffern ungeschoren davon, allerdings mit 45 Sekunden Rückstand, Fillon Maillet hatte nun schon 1:05 Rückstand.

Kusshände und die vierte Goldmedaille

Johannes Thingnes Bö genoss jede Sekunde seines Zieleinlaufs, winkte und warf den Fernsehzuschauern Kusshände zu und überquerte dann die Ziellinie zur vierten Goldmedaille dieser Winterspiele. Ponsiluoma konnte mit einer mühelosen letzten Runde die Silbermedaille sichern, Christiansen holte Bronze.

Letzte Chance für Ponsiluoma

Ponsiluoma, der im Sprint Sechster, mit der gemischten Staffel Vierter und in der Männerstaffel Fünfter geworden war, wusste, dass der Massenstart seine letzte Chance auf olympisches Edelmetall war. „Es bedeutet mir sehr viel. ... Ich war im Sprint so dicht dran und wollte dann auf jeden Fall eine Medaille; das war die letzte Chance und ich habe sie genutzt. ... Ich habe bei den Frauen gesehen, dass man mit vier Fehlern aufs Podest kommen kann und wusste, dass ich eine Chance habe. ... Ich musste mich nur die letzte Runde allein überstehen und lag auf Rang zwei, ich bin also sehr zufrieden. ... Ich habe auf dem Weg auf die letzte Runde gehört, dass ich einen ordentlichen Vorsprung. Da hatte ich dann das Gefühl, es im Griff zu haben und hatte eine leichte letzte Runde. Ich wollte einfach nur ins Ziel kommen.“

Zu den harten Bedingungen beim Stehendschießen sagte er weiter: „Das Schießen war im Rennen heute richtig hart, aber ich habe es geschafft, nur zweimal zu verschießen. Mein Schießen und meine Laufleistung waren richtig gut.“

Christiansens „jetzt oder nie“-Moment

Wie bei Ponsiluoma hieß es auch für Christiansen heute alles oder nichts, was die Einzelmedaillen angeht, aber er hatte einiges wieder aufzuholen, um Bronze zu gewinnen. „Nach einem eher miesen Start mit zwei Fehlern im Liegendanschlag lag ich auf Rang 25. In den letzten drei Schießen habe ich das Ruder dann noch herumgerissen, vor allem im letzten Schießen. ... Ich dachte mir, ‚Vetle, mach‘s einfach. Geh aufs Ganze, jetzt oder nie.‘ Das habe ich gemacht und kann gar nicht glauben, dass ich so viel Glück gehabt habe.“

Nachdem die letzten fünf Scheiben gefallen waren „zu hören, dass ich Dritter bin, das hat mir so viel Kraft gegeben. Das war ein sehr gutes Gefühl. Ich war müde und mir war kalt, aber ich war glücklich. Ich musste den dritten Platz nur noch bis ins Ziel verteidigen.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni

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