Häufig geht es im Winter nach den Olympischen Spielen etwas gemächlicher zur Sache. Doch das könnte in diesem Jahr anders sein. Schließlich freut sich mit Oberhof ein äußerst geschichtsträchtiger Ort auf die Ausrichtung der IBU-Weltmeisterschaften, die zuletzt 2004 im thüringischen Wintersport-Mekka stattfanden.
Die Saisoneröffnung in Skandinavien ist meist etwas Besonderes. Schließlich bereiten sich viele Teams im hohen Norden vor und waren lange von zu Hause weg. Dazu kommen die kurzen Tage mit relativ wenig Licht. Das kann den Kopf manchmal ein bisschen ermüden. Mir persönlich hat der Saisonstart in Skandinavien aber immer gefallen.
Die Athletinnen und Athleten, besonders jene aus dem Favoritenkreis, wollen gut in den neuen Winter starten. Ein guter Auftakt stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein für die kommenden Rennen, sondern versüßt auch die Zeit bis zur Weihnachtspause deutlich. Natürlich wollen alle auf der ersten Weltcup-Station überzeugen, denn wenn man seiner Form hinterherläuft, kann man im weiteren Saisonverlauf leicht die Lockerheit verlieren und im Kopf verkrampfen. Das bringt uns zum ersten Wettkampf der Saison – das Einzel. Dieser Wettbewerb ist etwas Besonderes und gilt nicht umsonst als Königsdisziplin des Biathlon. Zwar spielt hier vorrangig die Grundausdauer eine Rolle, wobei Rückschlüsse auf die Fitness nicht unbedingt zu erwarten sind, da es vor allem auch auf die Tagesform ankommt. Demgegenüber werden wir in den ersten Sprint- und Verfolgungsrennen eher erahnen können, wer sich gut auf die Saison vorbereitet hat und den Hut in den Ring werfen möchte.
Ich erwarte in diesem Winter einen engen Kampf um den Gesamtweltcup, insbesondere bei den Männern. Bei den Frauen hingegen dürften Elvira und Hanna Oeberg die Favoritinnen auf die Große Kristallkugel sein, da mit Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Roeiseland zwei starke Norwegerinnen gesundheitlich angeschlagen bzw. noch nicht in Form sind. Wenn es stimmt, was man im Sommer und Herbst über Johannes Thingnes Bø lesen und erfahren konnte, dürfte er alles in die Waagschale werfen, um Quentin Fillon Maillet den Gesamtweltcup wieder zu entreißen. Im vergangenen Winter lag der Fokus des Norwegers voll und ganz auf Olympia, wo er dann gleich viermal Gold gewann.
Sein Bruder Tarjei, Teamkollege Vetle Sjaastad Christiansen und der Schwede Sebastian Samuelsson könnten im Kampf um die vorderen Plätze ebenfalls mitmischen. Daher dürfte es ein spannender Winter werden, auf den ich mich sehr freue!
Arnd Peiffer war auch Teil des Expertenrundentischs, der für biathlonworld.com seine Gedanken zu den Favoriten und potenziellen Durchbruchsathleten für die Saison 2022/2023 austauschte.