Adieu, Simon Desthieux

Simon Desthieux hat seine Biathlonwaffe im vergangenen Frühling an den Nagel gehängt und bereut es nicht. „Ich war zehn Jahre im Weltcup und das ist genug… Es war eine gute

„Ziele erreicht“

Desthieux hatte mehr als nur eine gute Karriere. Er gehörte während des Großteils der Martin-Fourcade-Ära zum französischen Team und übergab regelmäßig an Fourcade auf dem Weg zu insgesamt 29 Podestplätze in der Staffel und Mixed-Staffel. Desthieux schaffte 12 Einzelpodiumsplätze in seiner Karriere. Seinen einzigen BMW IBU Weltcupsieg und eine Silbermedaille bei der IBU Weltmeisterschaft sicherte er sich in seiner vorletzten Saison. In fünf seiner zehn Weltcupsaisons lag er am Ende in den Top Ten in der Weltcupgesamtwertung. Außerdem hängen mehrere olympische Gold- und Silbermedaillen in der Mixed-Staffel in seinem Trophäenschrank.

Obwohl er in der vergangenen Saison Platz sieben in der Weltcupgesamtwertung belegte, wusste der französische Veteran, dass es an der Zeit war, zu gehen. „Ich denke, der Zeitpunkt war passend, denn ich hatte viele Projekte am Laufen. Ich hatte meine Ziele erreicht, als ich den Biathlonsport beendete: Olympia- und WM-Titel in der Mixed-Staffel. Das war mir sehr wichtig.“

Der Abschluss

In seinem letzten Rennen im BMW IBU Weltcup erreichte Desthieux Rang neun im Massenstart von Oslo – nur zehn Sekunden hinter seinem Teamkollegen und Weltcupgesamtsieger Quentin Fillon Maillet. „Es war ein seltsamer Tag. Ich dachte: ‚Alles, was ich mache, tue ich zum letzten Mal: Das letzte Anschießen, die letzte Aufwärmung, der letzte Schuss, der Abschluss.‘ Auf der letzten Runde dachte ich: ‚Gib alles, was du kannst, denn es ist das letzte Mal.‘ Es war wunderschön, dieses Rennen zu beenden. Ich hatte eine tolle Zeit in Oslo mit meinem Team und den anderen Athleten, mit denen ich die letzten zehn Jahre verbracht habe. Die kleine Zeremonie mit allen Athleten, die ihre Karriere nach der Saison beenden wollten, war sehr schön.“

Vorbild Sandrine Bailly

Über seine Karriereanfänge und die IBU Juniorenweltmeisterschaft 2011 sagte Desthieux: „Zu Beginn meiner Karriere träumte ich davon, zu Olympia zu fahren, aber ich war nicht sehr gut im Biathlon. Mit jedem Jahr habe ich mich weiterentwickelt, das war mein Ziel. Ich habe immer im Moment gelebt und einen Schritt nach dem nächsten gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass ich je eine Medaille gewinnen würde. Als Kind habe ich (die zweifache Olympiamedaillengewinnerin und Weltcupgesamtsiegerin 2005) Sandrine Bailly bewundert, die aus meiner Region stammt. Sie war mein Vorbild. Jetzt zwei Olympiamedaillen zu besitzen, ist mein größter Schatz.“

„Erlöst und überglücklich“

Neben den guten Ergebnissen erinnert sich der 30-jährige Desthieux am liebsten an „gemeinsame Momente mit dem Team, vor allem nach den Staffelrennen. Am schönsten war es, nachdem wir olympisches Gold in der Mixed-Staffel in Pyeongchang gewonnen hatten. Vor dem Rennen standen wir alle unter Druck. Danach waren wir erlöst und überglücklich.“

Perspektivenwechsel als Papa

Zurückblickend auf seine Karriere sagte Desthieux: „Die letzten drei Monate sind sehr schnell vergangen. Ich habe viel Zeit mit meiner Familie verbracht, das Saisonende gefeiert und an meinen kommenden Projekten gearbeitet. Hätte ich mich dazu entschieden, noch eine Saison dranzuhängen, hätte ich keine Ahnung, wie ich das schaffen sollte. Ich habe keine Zeit… Es war seltsam, Facebook- und Instagram-Posts über Trainingslager im Frühling zu sehen und selbst zu Hause zu sitzen. Aber ich habe mich leicht an dieses neue Leben gewöhnt. Seit mein Sohn Jules vor einem Jahr geboren wurde, hat sich mein Leben stark verändert. Er hat mir dabei geholfen zu erkennen, dass es ein Leben ohne Biathlon gibt.“

Vom Biathleten zum Bauern

Seine Pläne für ein Leben ohne Biathlon werden ihn teilweise sehr weit vom Sport wegführen. „Ich werde hauptsächlich Bauer sein. Wir wollen Gemüse anbauen und vielleicht auch Hühner halten. Wir möchten einen Ort erschaffen, an dem Leute lecker Essen, eine tolle Zeit verbringen und die Dinge genießen können, die uns am Herzen liegen: Natur und Musik. Wir müssen noch eine geeignete Immobilie kaufen, aber wir haben bereits Pläne geschmiedet. Danach müssen wir den Garten anlegen. Wir haben viel Arbeit vor uns, wenn wir das alles durchziehen wollen.“

Gewehrschäfte bauen

Neben der Landwirtschaft kann sich Desthieux auch vorstellen, in vier bis fünf Jahren wieder mehr in den Biathlonsport involviert zu sein. Allerdings auf besondere Art und Weise. „Ich würde im Biathlon gern der Jugend helfen. Das einfachste für mich wäre der Bau von Gewehrschäften. Ich mag Holzarbeiten und habe meine eigenen Schäfte hergestellt. Letzte Woche habe ich mit (dem französischen Schaft-Guru) Franck Badiou zusammengearbeitet. Er hat mir bei einigen spezifischen Sachen geholfen. So könnte ich dem Biathlonsport auch nach meinem Karriereende erhalten bleiben."

„Geduldig sein und Träume haben“

Desthieux lacht, als er über wichtige Lektionen spricht, die ihn seine Biathlonkarriere gelehrt hat: „Man muss sich Zeit nehmen und geduldig sein. Ich habe lang auf meinen ersten Treppchenplatz (Platz zwei im Sprint von Tyumen 2018) und meinen ersten Sieg (2021 im Sprint von Nove Mesto na Morave) gewartet… Jeder junge Biathlet und jede junge Biathletin sollte selbstbewusst sein, sein oder ihr Bestes im Rahmen der eigenen Möglichkeiten geben und immer versuchen, sich weiterzuentwickeln. Vor allem sollte man Träume haben und versuchen, sie wahrzumachen.“

Fotos: IBU/ Christian Manzoni, Vianney Thibaut, Simon Desthieux, Jerry Kokesh

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