Ein Tag im Leben von... Paulina Fialkova

Nicht nur endete die Saison für alle Biathletinnen und Biathleten wegen der globalen Pandemie in diesem Jahr früher als geplant, viele von ihnen kämpfen jetzt auch mit den gleichen Einschränkungen, Sorgen und Nöten wie alle anderen Menschen weltweit. Die Slowakin Paulina Fialkova gehörte zu denen, die auf Anweisung der Regierung in aller Hast und Eile nach Hause fliegen mussten. Bevor sich die Situation in ihrem Land entspannte und sie das Haus wieder verlassen konnte, musste auch sie sich wie so viele andere Menschen in häusliche Quarantäne begeben. Die 27-Jährige berichtet, wie ihre Tage in dieser Zeit abliefen, wie sie damit zurechtkam und was sie in der Quarantäne dazulernte.

Erst nachdem ich diese anfängliche Fassungslosigkeit überwunden hatte, wurde mir klar, dass das die Gelegenheit war, nach meinem Umzug im Dezember mal meine Wohnung aufzuräumen, und auch in mir drin mal ein bisschen für Ordnung zu sorgen.

Nach dem letzten Weltcup in Kontiolahti kamen wir mit einem Sonderflug der Regierung in der Slowakei an. Sobald wir gelandet waren, mussten wir direkt für 14 Tage in behördlich angeordnete Quarantäne. Glücklicherweise durften wir diese Zeit aber zuhause verbringen. Wenn wir einen Tag später zurückgekommen wären, hätte es diese Option nicht mehr gegeben: Die Vorgaben wurden geändert, und alle Rückkehrer aus dem Ausland mussten in staatliche Quarantäne. Ich habe also zwei Wochen alleine in meiner Wohnung verbracht, weil mein Freund noch zur Arbeit musste und nicht in Quarantäne bleiben konnte.

Die ersten zwei Tage waren die einzigen „Krisentage“ meiner Quarantänezeit, die schwierigsten Tage. Ich konnte mir nicht vorstellen, was ich eingesperrt in meinen vier Wänden machen sollte. Erst nachdem ich diese anfängliche Fassungslosigkeit überwunden hatte, wurde mir klar, dass das die Gelegenheit war, nach meinem Umzug im Dezember mal meine Wohnung aufzuräumen, und auch in mir drin mal ein bisschen für Ordnung zu sorgen. Die Tage waren alle ähnlich, aber für diesen Bericht habe ich einen etwas abwechslungsreicheren ausgesucht:

Ich bin gegen 10 Uhr aufgewacht, weil ich mir keinen Wecker gestellt hatte. Nach einer langen und ereignisreichen Saison war es ein gutes Gefühl, einfach noch 30 Minuten in meinem gemütlichen Bett liegenbleiben zu können. Ich habe geschaut, was auf Instagram und Facebook los war und die Nachrichten gelesen. Dann habe so gegen 11 Uhr gefrühstückt und einen Kaffee getrunken. So spät zu frühstücken ist für mich ein echter Luxus. Ich konnte mir während der Quarantäne so ziemlich alles gönnen, wonach mir war, mir haben nur der Strand und die Sonne gefehlt... aber ich habe das Beste daraus gemacht.

Nach dem Frühstück habe ich abgestaubt, Wäsche gewaschen und noch ein paar anderen Sachen im Haushalt gemacht.

Vor der nächsten Mahlzeit war es Zeit für ein bisschen Sport. Ich habe mich auf meinen Heimtrainer gesetzt und muss zugeben, dass es zum ersten Mal schneller lief als sonst. Vielleicht, weil ich dabei ferngesehen habe? Dann habe ich mich gedehnt und ein paar Übungen für die Stabilität gemacht.

Danach habe ich beschlossen, zum „Mittagessen“ ein traditionelles slowakisches Fleischgericht zu kochen: Schweinefleisch mit Knödeln und Rotkohl. Während der Quarantäne war eine meiner größten Errungenschaften, dass ich gelernt habe, eine Zwiebel zu schneiden, ohne zu weinen... Um 3 Uhr nachmittags war mein Mittagessen fertig.

Auf dem Balkon war es noch sonnig. Es war also die perfekte Zeit, mal nach „draußen“ zu gehen und endlich diese einen Monat alte Zeitschrift zu lesen, die immer noch herumlag und auf mich wartete. Ich habe mir auch den zweiten Kaffee für den Tag gemacht und dann mit meinen besten Freundinnen telefoniert. Mein Freund hat mir Einkäufe für die nächsten Tage gebracht. Ich durfte ihn nur durch den Türspion sehen. Erst als er weg war, habe ich die Tür aufgemacht und die Einkäufe reingeholt.

Abends um 7 Uhr habe ich wieder den Fernseher angemacht, um Nachrichten zu schauen. Dann habe ich gebratenen Reis vom Vortag aufgewärmt (mein Lieblingsessen!) und mir ein Glas Wein eingeschenkt. Ich trinke gerne Wein, also habe ich diesen Teil des Tages sehr genossen.

Nach der Dusche bin ich auf dem Sofa gelandet. Da habe ich endlich die finale Staffel von Suits fertiggeschaut und meine neuste Entdeckung genossen: Gefrorene Weintrauben - das muss man probiert haben!

Gegen Mitternacht bin ich dann ins Bett gegangen.

Nach den ersten Startschwierigkeiten habe ich mich nicht mehr gelangweilt. Ich habe die einfachen Dinge genossen, die Ruhe, und ich bin mir sicher, dass ich eine Lektion fürs Leben gelernt habe.

Photo courtesy of Paulina Fialkova and Igor Stancik

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