Wierers perfektes Schießen sichert Einzelsieg in Östersund

Die Italienerin Dorothea Wierer schaffte 20/20 am Schießstand, zeigte eine beständige Laufleistung und sicherte sich so den Sieg im Einzel der Damen über 15 km in 41:19,6 an diesem Nachmittag in Östersund. Lisa Vittozzi belegte Rang zwei. Damit gehen zum ersten Mal in der Geschichte die beiden vorderen Plätze an Italien. Wierer schaffte ihren zweiten Saisonsieg nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit ihrer Teamkollegin Vittozzi. Während des Rennens schenkten sich die beiden nichts. Wierer führte nach dem ersten Liegendschießen. Vittozzi arbeitete sich nach den beiden nächsten Schießeinlagen einen kleinen Vorsprung heraus. Beim letzten Stehendschießen blieben beide fehlerfrei, doch Wierer erkämpfte sich erneut die Führung und flog auf der Schlussrunde zum Sieg.

„Wenn ich mich schlecht fühle, ist das gut!“

Nach ihrem 29. Treppchenplatz der Karriere und ihrem zweiten Sieg im Einzel über 15 km in Östersund erklärte Wierer mit ihrem typischen Charme, warum es für sie ein perfekter Tag war. „Ich finde, das war es. Ich bin heute früh aufgewacht und habe mich sehr schlecht gefühlt. Aber es ist bei mir so: Wenn ich mich schlecht fühle, dann läuft es gut, und wenn ich mit gut fühle, läuft es schlecht. Keine Ahnung…“

„Vier gute Schießeinlagen“

Über ihre 20/20-Leistung sagte sie: „Ich bin sehr froh, alles getroffen zu haben… Ich bin gerade nicht so selbstbewusst, was das Schießen angeht. Ich freue mich, dass es geklappt hat… Beim zweiten Schießen hatte ich wirklich Angst. Ich hätte fast ein Ziel nicht getroffen. Ich habe es gehört. Doch dann ist die Scheibe doch gefallen. Es waren vier gute Schießeinlagen.“

„Sehr schnelle Ski“

Ihre Schlussrunde besiegelte den Triumph. Es war die schnellste letzte Runde aller Läuferinnen im Feld, darunter auch die laufstarken Athletinnen Hermann-Wick und Anamarija Lampic. Selbst Wierer war überrascht. „Uh…keine Ahnung, wie ich das geschafft habe. Vielleicht haben meine Techniker mir sehr schnelle Ski gezaubert. Dankeschön!“

Vittozzi gewinnt Einzelgesamtwertung

Vittozzi wurde Zweite, 25,5 Sekunden hinter Wierer. Das reichte aus, um sich die kleine Kristallkugel für den Sieg in der Einzelgesamtwertung des IBU Weltcups zu sichern. Es ist die insgesamt zweite Kristallkugel für einen Triumph in einer Disziplinwertung und ein weiterer Meilenstein in ihrer Comebacksaison – neben vier Medaillen bei der IBU Weltmeisterschaft 2023 und dem derzeit zweiten Platz in der Weltcupgesamtwertung. In jedem Einzel der Saison auf dem Treppchen zu stehen, „war eine echte Überraschung. Ich bin sehr glücklich, dass ich heute Zweite geworden bin und die kleine Kristallkugel bekommen habe. Viermal auf dem Podium gestanden zu haben, bedeutet mir viel. Ich bin sehr stolz auf mich.“

Die Olympiasiegerin im Einzel, Denise Herrmann-Wick aus Deutschland, wurde Dritte mit einer Strafminute und einem Rückstand von 1:38,8. Julia Simon aus Frankreich schoss zwei Fehler und belegte 1:49,5 hinter Wierer Rang vier. Fünfte wurde die Kanadierin Emma Lunder. Sie blieb fehlerfrei, landete 2:11,9 hinter Wierer und wiederholte mit ihrer Platzierung die zweitbeste Leistung ihrer Karriere. Vanessa Voigt aus Deutschland traf ebenfalls alles und sicherte sich mit einem Abstand von 2:19,2 Rang sechs.

Header iconBMW IBU World Cup 8 Oestersund Women's 15 km Individual

Die Damen hatten für ihren Einzel über 15 km sehr gute Bedingungen mit -9°C, Sonnenschein und nur leichtem Wind am sonst eher stürmischen Schießstand. Wierer und Simon eröffneten den Tag mit perfekten ersten Liegendeinlagen und setzten sich auf die Plätze eins und zwei. Die Lokalmatadorin Hanna Oeberg ließ gleich zwei Scheiben stehen und fiel aus den vorderen Plätzen heraus. Vittozzi kämpfte um die kleine Kristallkugel und blieb ebenfalls fehlerfrei, lag aber 1,2 Sekunden hinter Wierer.

Vittozzi: „Heute war mein Tag“

Vittozzi beruhigte mit einem Selbstgespräch vor dem Start ihre Nerven. „Ich war sehr nervös vor dem Start, aber ich habe mir gesagt: ‚Konzentriere dich auf deine Arbeit und kümmere dich nicht um das Ergebnis, bleib ruhig‘… Ich habe um alle Scheiben gekämpft. Heute war mein Tag und alles ist gut gelaufen.“

Wierer schaffte auch ein sauberes erstes Stehendschießen und arbeitete sich damit einen Vorsprung von 23 Sekunden heraus. Herrmann-Wick traf nach einem Fehler liegend nun alles im Stehendschießen und blieb in Schlagdistanz.

Denises Liegendfehler

Sie sagte über ihren Fehler: „Ich hatte Probleme beim Anschießen. Ich war nicht sicher, ob das Liegendschießen gut laufen würde. Ich reagierte auf den Wind, lag dann aber komplett auf der anderen Seite. Ich war etwas schockiert, als ich das Bild gesehen habe. Aber dann habe ich verstanden, dass ich auf der falschen Seite gedreht hatte. Also habe ich zurückgedreht und im zweiten Liegendschießen lief es besser… Ich stand leicht unter Druck, aber ich konnte damit umgehen.“

Vittozzi setzte sich mit einem fehlerfreien Stehendschießen sechs Sekunden vor Wierer. Momente später zeigte auch Tandrevold ein zweites sauberes Schießen und schob sich auf Rang drei, ein Dutzend Sekunden hinter der Führenden.

Vittozzi gegen Wierer

Wierer zeigte ein sehr schnelles und perfektes drittes Schießen, doch Vittozzi zog nach und behauptete ihren knappen Vorsprung von nunmehr drei Sekunden.

Beim letzten Stehendschießen war das Feld ausgedünnt. Marketa Davidova hatte drei fehlerfreie Schießeinlagen gezeigt, ließ dann aber zwei Scheiben stehen und verabschiedete sich von ihren Siegchancen. Wierer schoss erneut in ihrem typischen Doro-Stil: schnell, sauber und gnadenlos. Die Trägerin des Gelben Trikots hatte im ersten Stehendschießen zwei Scheiben verfehlt. Ihr sauberes letztes Schießen hielt sie in den vorderen Rängen, doch es reichte nicht aus. Herrmann-Wick schaffte ebenfalls ihre dritte Null und setzte sich auf Platz drei. Vittozzi zeigte ebenfalls fünf perfekte Schüsse und ging 6,8 Sekunden hinter Wierer auf die Schlussrunde.

Wierers letzte Runde

Die Schlussrunde entschied über das Podium. Vittozzi saugte sich an ihre Teamkollegin heran, doch 1500 Meter vor dem Ziel lag sie 15 Sekunden zurück. Wierer zeigte die schnellste Schlussrunde des Tages und besiegelte so ihren Triumph. Herrmann-Wick belegte Platz drei.

Wierer wusste nicht, wie ihre letzte Runde gelaufen war. „Ich war mir unsicher, ob ich schnell gewesen war oder nicht. Am Anfang (mit Startnummer 7) kann man sich nicht mit den anderen vergleichen. Ich habe mich auf meine Technik und das Laufen konzentriert. Am Ende war ich wirklich schnell unterwegs. Ich weiß nicht, wie das möglich war, aber ich freue mich sehr. (Die schnellste Schlussrunde zu zeigen) ist sehr seltsam. Das habe ich noch nie geschafft. Ich weiß nicht, was heute passiert ist.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Per Danielsson

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