Vittozzi fehlerfrei und siegreich in Ruhpolding

Die Italienerin Lisa Vittozzi lag während des Rennens nie in Führung und sicherte sich dennoch ihren dritten Karrieresieg in 40:05,9 dank eines fehlerfreien letzten Schießens beim Einzel der Damen über 15 km in Ruhpolding. Vittozzis saubere Schießleistung war der Schlüssel zu ihrem BMW IBU Weltcupsieg genau vier Jahre nachdem sie 2019 in der Verfolgung in Oberhof triumphiert hatte.

Emotionales Comeback für Vittozzi

Vittozzi schaffte ein phänomenales Comeback mit einem fehlerfreien Schießen nach ihren desaströsen sechs Fehlern im Sprint von Pokljuka. Nach dem Rennen war sie sehr emotional, fand kaum Worte und hatte Freudentränen in den Augen. „Ich bin sehr emotional… überglücklich… Es ist fantastisch. Ich weiß nicht, was ich sagen soll… Das bedeutet mir viel. Ich habe hart gearbeitet, um so einen Tag zu erleben. Ich bin sehr stolz. Für mich war es der perfekte Tag.“

Über das Schießen sagte sie: „Im letzten Jahr habe ich gelernt, wieder und wieder und wieder von vorn anzufangen nach einem schlechten Rennen. Ich versuche, vor dem Betreten des Schießstands ruhig zu bleiben.“

Die Französin Lou Jeanmonnot schaffte ebenfalls 20/20 und landete 39 Sekunden hinter Vittozzi. Rang zwei war für sie Karrierebestleistung. Sie stand zum ersten Mal auf dem Treppchen im Weltcup. Ihre Teamkollegin und Trägerin des Gelben Trikots, Julia Simon, schoss einen Fehler und wurde 45,2 Sekunden hinter der Siegerin Dritte.

„Medailleplatz ist fantastisch“

Jeanmonnot freute sich über ihren großen Tag. „Es ist so cool. Ich bin sehr glücklich, Mein erstes fehlerfreies Schießen in einem Einzel. Dieses Ziel wollte ich heute erreichen. Und am Ende auf einem Medaillenplatz zu landen, ist fantastisch!“

Über ihren ersten fehlerfreien Einzel sagte sie: „Im Massenstart oder in der Verfolgung schafft man das leichter, denn man ist in einem Rennen, in dem man anderen folgen kann. Im Einzel kämpft man nur gegen sich selbst. Das ist viel schwerer. Ich bin stolz, das geschafft zu haben.“

Vittozzis Teamkollegin Dorothea Wierer wurde Vierte, 1:09,7 hinter der Siegerin. Die schwedischen Schwestern Hanna und Elvira Oeberg belegten die Ränge fünf und sechs. Sie lagen 1:10,9 bzw. 1:20,5 zurück. Alle drei Damen schossen einen Fehler.

Header iconBMW IBU World Cup 5 Ruhpolding Women's 15 km Individual

Kampf Wierer gegen Simon

Bei den Damen herrschten ähnliche Bedingungen wie bei den Herren am Mittwoch mit warmen 4°C und weichem Schnee. Die Strecken waren allerding ein wenig fester als gestern, da das Training der Herren abgesagt wurde. Der Wind wehte nur leicht und Wolken zogen über die Chiemgau Arena. Simon und Wierer blieben beide beim ersten LIegendschießen fehlerfrei. Herrmann-Wick zog nach und schob sich wenige Sekunden vor das Duo, was die Menge zum Jubeln brachte. Hanna mit Startnummer 30 und Elvira mit Startnummer 33 schossen ebenfalls perfekt. Elvira lag weniger als eine Sekunde hinter der Deutschen.

Wierer räumte auch beim ersten Stehendschießen alle Scheiben ab. Simon tat es ihr nach. Die Trägerin des Gelben Trikots ging in Führung. Herrmann-Wick handelte sich mit einem Fehler eine Strafminute ein, sodass Wierer und Simon ganz vorn blieben. Vittozzi traf und lag auf Rang fünf.

Die Spannung steigt

Die Spannung stieg mit dem zweiten Liegendschießen. Wierer zeigte 15/15. Simon schoss schnell und sauber und setzte sich 13 Sekunden ab. Vittozzi hatte sich dank des zweiten fehlerfreien Schießens von Rang 12 auf Platz vier nach vorn geschoben. Die dritte Fünferrunde brachte ihr nun Rang zwei ein. Jeanmonnot jagte weiterhin nach einem Podestplatz, blieb fehlerfrei und sprang auf Platz vier.

Letztes Stehendschießen entscheidet

Alles änderte sich noch einmal beim letzten Stehendschießen. Wierer schoss bedacht, ließ aber eine Scheibe stehen. Simon erging es genauso. Sie blieb allerdings 13 Sekunden vor Wierer. Simon sagte über ihren Fehlschuss: „Ich wusste, ich musste fehlerfrei bleiben, aber ich habe eine Scheibe verfehlt. Ich wusste auch, dass Doro es ebenso ergangen war. Ich dachte: ‚Vielleicht treffen die anderen ja auch nicht‘. Aber Lou blieb fehlerfrei. Sie war heute stärker als ich.“

Vittozzi springt nach vorn

Vittozzi schaffte, was den anderen nicht gelungen war: Sie traf alle fünf Scheiben und setzte sich 48 Sekunden vor die Trägerin des Gelben Trikots. Hanna hatte sich beim ersten Stehendschießen einen Patzer geleistet, traf jetzt aber alles und schob sich auf Rang drei, noch vor Wierer. Die Überraschung kam nach der Schwedin: Jeanmonnot hatte sich – wie Vittozzi – während des Rennens still und leise immer weiter nach vorn geschoben. Jetzt schaffte sie 20/20 und setzte sich auf Platz zwei, vor ihre Teamkollegin Simon.

Vittozzi: „Lauf so schnell du kannst“

Die Schlussrunde war eher eine Formalität für Vittozzi. Niemand konnte ihr noch gefährlich werden. Doch sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, was gerade passierte. „Ich wusste, ich konnte das Rennen gewinnen. Das war sehr emotional, aber ich habe nicht darüber nachgedacht. (Ich sagte mir:) ‚Lauf so schnell du kannst‘.“

Französinnen auf zwei und drei

Jeanmonnot ließ in der Schlussrunde etwas nach, blieb aber vor Simon. So durfte sich das französische Team heute über Rang zwei und drei freuen. Simon genoss es, zusammen mit einer Teamkollegin – vor allem Jeanmonnot – auf dem Treppchen zu sethen. „Ich bin sehr froh, dass ich zusammen mit meiner Teamkameradin auf dem Podest stehe. Es war ein guter Tag für das französische Team. Teamkolleginnen auf dem Treppchen sind immer eine tolle Sache… Sie verdient des Podestplatz.“ „Froh, die Ziellinie zu sehen“

Jeanmonnot beschrieb ihre Probleme, vor allem auf der letzten Runde: „In meiner ersten Runde lief es wirklich schlecht. Ich frage mich, wie ich das Rennen überstanden habe. Nach dem letzten Schießen sagte mir mein Trainer: ‚Du bist auf dem Podium. 18 Sekunden vor Julia‘. Ich wusste, wie schnell sie ist, also musste ich mein Bestes geben. Ich bin die letzte Runde verhalten angegangen, um am Schluss noch zulegen zu können. Aber der letzte Anstieg war einfach schrecklich. Es wurde immer dunkler vor meinen Augen. Ich war so froh, als ich die Ziellinie gesehen habe.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Igor Stančík

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