Demnach sind die drei Nachwuchsleute Bohdan Borkovskyi (21), Stepan Kinash (23) und Serhii Suprun (21) in den A-Kader berufen worden. Sie trainieren zusammen mit Vitalii Mandzyn (22), der trotz seines jungen Alters bereits einiges an Weltcup-Erfahrung mitbringt und schon eine Flower Ceremony sowie einen Podestplatz mit der Staffel erleben durfte.
Für Bilova, die erst im vergangenen Jahr den Posten als Chefcoach übernommen hat, ist es wichtig, jungen Athleten eine Chance zu geben: „Ich wollte frühzeitig jüngere Athleten einbinden und mehr Wert auf den Nachwuchs legen. Denn ich möchte ihre Entwicklung als Profisportler nicht hinauszögern. Ich bin überzeugt, dass niemand Angst davor haben muss, junge Talente in die A-Kader zu integrieren. Sie wurden natürlich nicht wegen ihres jungen Alters berufen, sondern einzig und allein, weil sie gute Ergebnisse abgeliefert haben und viel Potenzial besitzen. Wir sollten diesem Prozess einfach vertrauen.“
Über seine neuen, jungen Teamkollegen sagte Mandzyn: „Ich freue mich über die Verjüngung im Team und dass wir nun gemeinsam eine schlagkräftige Mannschaft für die kommenden Jahre aufbauen. Es ist wichtig, dass die Jungs schon jetzt während der Olympiavorbereitung ihre Erfahrungen sammeln.“
Bemerkenswert ist dabei, dass die vier Genannten bei den Weltmeisterschaften 2024 in Otepää die erste Medaille einer ukrainischen Junioren-Staffel überhaupt gewinnen konnten. Zwar werden die Youngsters hart um einen Platz bei den Olympischen Spielen kämpfen müssen, aber sie könnten den Kern des künftigen Nationalteams bilden.
Angesprochen auf das Trainingsvolumen und die Belastung ergänzte Bilova: „Sie trainieren dieselben Umfänge wie die erfahreneren Teammitglieder. Bei den richtig harten Einheiten haben sie niedrige Laktatwerte. Das ist ein sehr gutes Zeichen, denn es bedeutet, dass sie sich bereits an die Intensität gewöhnen.“
Neben den jungen Athleten gehören auch Anton Dudchenko, Artem Tyshchenko und Bohdan Tsymbal zum Team. Damit ist der Kader kleiner als sonst – ein bewusster Schritt des Coaching-Teams: „Wir gehen in eine Olympiasaison. Deshalb wollten wir eine kompakte Gruppe, um näher bei den einzelnen Athleten zu sein und jedem die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Ja, wir bereiten uns auf die Spiele vor. Aber wir richten den Blick auch darüber hinaus. Wir möchten, dass unsere jungen Athleten schon jetzt – und nicht irgendwann später – in die Abläufe des Nationalteams integriert werden.“
Gleichzeitig verfügt das Team über Erfahrung und Stabilität. Leader und Kapitän Dmytro Pidruchnyi trainiert das zweite Jahr in Folge individuell mit seinem persönlichen Coach Juraj Sanitra. In dieser Saison ist Taras Lesiuk zur Trainingsgruppe dazugestoßen. Ziel ist, dass beide Athleten ihre individuelle Belastung besser steuern können. Das individuelle Training bedeutet allerdings nicht, dass die beiden vom restlichen Team isoliert sind. Vielmehr hilft ihnen der Ansatz, ihre Vorbereitung noch besser abzustimmen. Das ist in einer Saison, in der es auf jedes Detail ankommt, nicht zu vernachlässigen.
Eine Olympiasaison bringt immer hohe Erwartungen und viel Druck mit sich. Nur die Stärksten erhalten ein Ticket zu den Spielen. Doch das ukrainische Team richtet den Blick nicht nur kurzfristig aus, sondern setzt auf Kontinuität und eine Strategie, die jüngeren Athleten den Raum gibt, um zu wachsen, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Denn Erfolg ist nicht immer denen vorbehalten, die schneller sind, sondern vor allem jenen, die mentale Stärke und strategisches Denken entwickeln. „Natürlich kann ich heute noch nicht sagen, wer am Ende bei Olympia dabei sein wird. Ich habe zwar eine gewisse Vorstellung, wer mit dem Druck gut umgehen kann. Aber zu diesem Zeitpunkt kann ich das nur anhand der Trainingseindrücke einschätzen. Wie reagieren die Athleten? Wie kommen sie mental mit der Trainingsarbeit zurecht? Doch das ergibt noch kein objektives Bild. Wir müssen die Wettkämpfe abwarten, ehe wir ihre Bereitschaft wirklich einschätzen können,“ erklärt Bilova.
Mandzyn, der bereits auf eine vollständige Saison im Weltcup zurückblicken kann, betont ebenfalls, wie wichtig neben der körperlichen Fitness auch die mentale Stärke ist: „Mir ist bewusst, welche besondere Verantwortung mit einer Olympiasaison einhergeht, und ich bin bereit dafür. Verglichen mit letzter Saison bin ich mental stärker geworden. Darauf kann ich aufbauen. Ungeachtet dessen bin auch ich noch relativ neu bei den Männern dabei. Daher weiß ich, dass noch viel Arbeit auf mich wartet. Ich bereite mich mental auf eine komplette, konstante Saison vor, um starke Ergebnisse zu erzielen und um für die wichtigsten Herausforderung des Jahres bereit zu sein.“
Foto: IBU/Osolodkina