Die dicksten Biathlon-Freundschaften: starke Bande bis über das Ziel hinaus

Biathlon ist ein enorm fordernder Sport, eine Mischung aus eiskalter Präzision und knochenharter Ausdauer, und die auch die größten Siege werden nicht immer mit Medaillen belohnt. Manchmal zählt ein gemütlicher Kaffee nach einem schlechten Rennen, ein gemeinsamer Lacher an einem verregneten Trainingstag oder die Umarmung einer Mannschaftskameradin, wenn der Druck der Saison einfach zu viel wird, viel mehr.

An diesem Internationalen Tag der Freundschaft erinnert uns die Biathlon-Welt daran, dass selbst unter einer dicken Schneedecke und großem Konkurrenzdruck das Band der Freundschaft stark ist.

Bringt die Menschen zusammen

Johanna Talihärm weiß, dass die besten Freundschaften oft abseits der Strecke entstehen. Für sie ist Kelsey Dickinson eine der aufgeschlossensten Biathletinnen im Feld: „Sie ist mit so vielen von den Mädels befreundet und bringt die Menschen zusammen und trifft sich zum Kaffeetrinken!“

Ihre Freundschaft entstand 2014 bei einem Materialtausch bei den Jugendweltmeisterschaften und ist über viele Trainingsjahre und NCAA-Wettkämpfe gewachsen. Bei einer so langjährigen Freundschaft könnte die Estin viel aus dem Nähkästchen plaudern, sagt aber nur mit einem Lächeln: „Die Geschichten bleiben besser privat, aber Kelseys Umarmungen sind einfach toll, was die Corona-Jahre echt schwierig gemacht hat. Danke, Kels!“

Von dieser Freundschaft abgesehen weiß Talihärm aber auch insgesamt um die Bedeutung von Freundschaften im Sport, insbesondere im Biathlon, wo die Athletinnen oft viele Wochen lang nicht nach Hause kommen. „Zusammen zu trainieren macht einfach so viel mehr Spaß, und wenn man auch während der Saison Zeit zusammen verbringt, kommt man mal raus aus dem Trott.“

Rückhalt, ohne dass man darum bitten muss

Für Vitalii Mandzyn sind Freundschaften im Biathlon nicht nur eine nette Zugabe, sondern fundamental wichtig. Er ist froh, dass er nicht nur einzelne Freunde in der Mannschaft hat, sondern mit dem ganzen Team gut auskommt. „Unser Sport ist mental anspruchsvoll und kraftraubend,“ erklärt er. „Manchmal muss man einfach mit jemandem reden oder ein paar Schritte gehen. Nur bei echten Freunden kommt man dann stärker zurück.“

Nach ein paar harten Tagen in Hochfilzen waren es nicht Resultate oder Analysen, die ihn retteten, es waren der Rückhalt bei seinen Mannschaftskameraden und Nachrichten von Freunden. Nach einem starten Saisonstart in Kontiolahti hatte Mandzyn Probleme mit seinem Stehendschießen, die ihm in der Männerstaffel zwei Strafrunden einbrachten. „Ich wollte mich (nachdem das passiert war) einfach nur in mich zurückziehen und alles vergessen. Dank all der tollen Menschen, die mich unterstützt haben, ist mir klar geworden, dass das nur ein kleiner Teil meiner Geschichte ist. Also habe ich weitergemacht und bin drüber hinweggekommen.“

Ein Team namens „Anteles“

In der litauischen Frauenmannschaft wird Freundschaft großgeschrieben – und das Team hat sogar einen Spitznamen. „Unsere Frauenmannschaft trägt den scherzhaften Beinamen Anteles, was übersetzt ‚Entenschar‘ bedeutet,“ erklärt Natalia Kocergina mit einem Grinsen. Der lustige Spitzname kommt von den übergroßen gelben Galoschen ihres Trainers, die von weitem wie Entenfüße aussehen, aber die Freundschaften im Team sind ernst.

Diese Trainingsgruppe aus Sara Urumova, Judita Traubaite, Natalia Kocergina, Lidiia Zhurauskaite und Viktorija Augulyte ist mehr als nur ein Team. „Wir sind zwar alle sehr verschieden und vom Alter her ein Stück auseinander, aber wir unterstützen einander, wenn es hart auf hart geht, versuchen zu helfen, in schwierigen Situationen Auswege aufzuzeigen und keine Verzweiflung aufkommen zu lassen, wenn mal etwas nicht klappt. Wir feiern die Geburtstage zusammen und machen zusammen Urlaub, und das schweißt uns noch enger zusammen. Wir sind wie eine kleine Sportfamilie.“ Auch die Jagd nach dem olympischen Traum ist eben leichter, wenn man den Weg nicht alleine geht.

„Wir haben sogar eigene Team-Trikots fürs Training!“

Wenn die Zimmergenossin zur Seelenverwandten wird

Die bulgarische Biathletin Lora Hristova fand eine neue Freundin, als die in den nationalen A-Kader aufstieg. „Wir haben uns praktisch sofort angefreundet, nachdem wir Zimmergenossinnen geworden waren,“ sagt sie über die enge Freundschaft zu Mariya Zdravkova. Die beiden haben viele gemeinsame Trainings- und Wettkampfjahre zusammen erlebt, was sie auch über den Schießstand hinaus zusammengeschweißt hat. „Im Sport lernt man, einander zu vertrauen, einander zu unterstützen und Ziele gemeinsam zu erreichen. Die Freundschaften, die da entstehen, sind nicht flüchtig, sie halten weit über die Ziellinie hinaus.“

Ihre Geschichte ist eine, die auch viele andere Biathletinnen und Biathleten gut kennen – eine Zweckgemeinschaft, die zu einer Freundschaft fürs Leben wird.

„Wenn wir zusammen trainieren und zusammen an den Start gehen, erleben wir die gleichen Herausforderungen und Erfolge, und das schweißt uns auf besondere Art zusammen. Wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können.“

Über Grenzen und Resultate hinweg

In der Biathlon-Welt treten Athletinnen und Athleten unter unterschiedlichen Flaggen an, aber die Freundschaften machen nicht an den Grenzen halt. Diese Freundschaften bieten mehr als nur Rückhalt. Sie schaffen Resilienz, Freunde und ein Gemeinschaftsgefühl.

Ob im Entenschwarm, mit einer Umarmung zur rechten Zeit oder mit der Zimmergenossin, die zur Seelenverwandten wird: Die Biathlonfamilie beweist einmal mehr, dass sich hinter jeder großartigen sportlichen Leistung oft eine noch großartigere Freundschaft verbirgt.

Alles Gute zum Internationalen Tag der Freundschaft – von unserem Schießstand an euren.

Photo header: Manzoni - Nordic Focus

Other photos: courtesy of the athletes + Manzoni

Teile die News!

Header iconAbonniere unseren Newsletter