Expertenmeinung: Arnd Peiffer

Vier Jahre nach seinem Biathlon-Karriereende schaut ARD-Experte Arnd Peiffer auf die neuen Regeln für die Startgruppenwahl in Einzel- und Sprintrennen. Außerdem analysiert er den Saisonstart der deutschen Mannschaft, erklärt, warum Selina Grotian Julia Tannheimer und Julia Kink Tipps geben kann und wie Tarjei Bö es schafft, mit 36 immer noch einer der besten Biathleten der Welt zu sein.

Die neuen Regeln für die Startgruppenwahl besagen, dass ab der Saison 2024/25 die 15 besten Athletinnen und Athleten in der dritten Startgruppe antreten. Zum ersten Mal greift diese Änderung bei den Kurz-Einzeln in Kontiolahti. Die, die nicht in den Top 30 der BMW IBU Weltcupwertung vertreten sind, werden an einigen Austragungsorten bessere Bedingungen vorfinden als die Top-Athleten. Letzten Endes dürften sich die Top 15 aber wohl trotzdem durchsetzen – auch wenn sie mit Nummer 46 starten.

Die Bö-Brüder haben in der letzten Saison das Feld dominiert, und Johannes ist fest entschlossen, in diesem Winter zum sechsten Mal den Gesamtweltcup zu gewinnen. Grundsätzlich können wir von Johannes wieder Spitzenleistungen erwarten. Auch wenn seine Vorbereitung nicht ideal war, ist er ein Experte darin, seine Form von Rennen zu Rennen zu steigern. Die Zeit spielt ihm während der Saison in die Karten. Er bleibt also der Favorit. Was Tarjei angeht, bin ich gespannt, ob er an die herausragenden Leistungen der letzten Saison anknüpfen kann. Mit viel Erfahrung kann man einiges kompensieren. Das Trainingsumfeld wird oft im Laufe der Jahre besser, und ältere Athleten kennen ihren Körper besser und sind insgesamt entspannter. Tarjei holt aus seiner großen Erfahrung das Maximum heraus.

Die Deutschen haben beim IBU Cup in Idre Fjäll solide Leistungen abgeliefert und mit Anna Weidel schon zwei Podestplätze geholt. Beim Lauftempo ist noch Luft nach oben. Die Rückstände auf die schnellsten Läuferinnen, Ida Lien und Paula Botet, waren deutlich und müssen angegangen werden. Bei den Männern waren die Norweger dominant, aber Lukas Fratzscher, Roman Rees und Simon Kaiser haben sich sehr gut geschlagen.

In Kontiolahti erlebten Julia Tannheimer und Julia Kink ihren ersten Saisonstart im Weltcup. Bei ihrem jungen Alter ist das eine vielversprechende Entwicklung. Sie sollten diese Saison als wertvolle Chance nutzen, dazuzulernen. Selina Grotian ist kaum älter, kann aber aufgrund ihrer Erfahrungen in der letzten Saison gute Tipps geben. Zum Glück ruhen nicht alle Erwartungen auf einer Frau allein.

Was sich noch zeigen muss, ist ob aus dem deutschen Team jemand um den Gesamtsieg im Weltcup mitkämpfen kann. Wenn sie gesund und fit bleiben, können Franziska Preuss, Selina Grotian und Vanessa Voigt um Spitzenplätze mitlaufen und den Rivalinnen aus Frankreich, Schweden und Norwegen die Stirn bieten. Bei den deutschen Männern wirkt Johannes Kühn fit und dabei entspannt. Das ist meistens eine hervorragende Mischung für große Erfolge.

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