Expertenmeinung: Arnd Peiffer

Arnd Peiffer blickt noch einmal auf die BMW IBU-Weltmeisterschaften 2024 in Nové Město na Moravě zurück. Dabei erklärt er, warum Julia Simons Erfolge in der ersten WM-Woche nicht nur positive Effekte haben und warum die verpasste WM-Medaille Johannes Dale-Skjevdal im letzten Trimester einen Motivationsschub verleihen könnte. Darüber hinaus verrät der Olympiasieger von 2018, wer für ihn das Rennen um die Weltcup-Gesamtwertung macht.

Bei den BMW IBU-Weltmeisterschaften 2024 in Nové Město durften wir zwei Wochen erstklassigen Biathlon vor einer sagenhaften Kulisse erleben. Gleichzeitig glaube ich allerdings, dass die WM die Vorzeichen im Kampf um die Gesamtwertung verändert hat, vor allem bei den Frauen. Julia Simon, Justine Braisaz-Bouchet, Lisa Vittozzi und Lou Jeanmonnot haben die Wettkämpfe bei den Biathletinnen dominiert und insgesamt elf Einzelmedaillen gewonnen. Unterdessen hatte Ingrid Landmark Tandrevold, Führende in der Gesamtwertung nach den ersten beiden Trimestern, mit einem Formtief zu kämpfen. Ihre Quote im Stehendanschlag dürfte ihr vor dem letzten Trimester kaum neues Selbstvertrauen verliehen haben.

Johannes Dale-Skjevdal, der zunehmend den Anschein machte, im letzten Trimester Johannes Thingnes Bø noch gefährlich werden zu können, hatte hohe Erwartungen an die WM in Tschechien. Doch ein Fehler zu viel in Sprint und Verfolgung ließen seine Medaillenträume platzen. Dazu lieferte er ein enttäuschendes Einzel ab. Als Führender in der Massenstart-Wertung musste er krankheitsbedingt ausgerechnet in seiner Paradedisziplin passen. Doch Dale dürfte nun umso motivierter ins abschließende Saisondrittel gehen und alles in die Waagschale werfen. Die Enttäuschungen von Nové Město könnten ihm in den letzten drei Wochen ungeahnte Stärke verleihen.

Erfolge bei Weltmeisterschaften bringen auch mehr öffentliches Interesse und Medienanfragen mit sich. Das gilt besonders für Athletinnen und Athleten aus großen Sportnationen. In Nové Město konnte ich beobachten, wie Julia Simon in der ersten Woche unzählige Termine mit Journalisten in der Mixed Zone wahrnahm. Wenn man nach dem Wettkampf dort steht und viele Fragen beantwortet, hat das zwangsläufig Auswirkungen auf das Energielevel und kann die Vorbereitungen auf das letzte Trimester durchaus beeinträchtigen. Davon könnte letztlich Justine Braisaz-Bouchet profitieren. Aber wir werden sehen, wie gut Julia Simon die Medientermine weggesteckt hat.

Header iconExperts' corner: Arnd Peiffer - Oslo-Holmenkollen

Noch ein kurzer Ausblick auf die letzten Rennen der Saison: Johannes Thingnes Bø ist in überragender Form. Vor allem liebt er es, zu Hause zu laufen – und zu gewinnen. Die Höhenlage von Soldier Hollow dürfte ihm zusätzlich in die Karten spielen, sodass er für mich klarer Favorit auf den Gewinn der Großen Kristallkugel ist. Bei den Frauen sehe ich am Ende Justine Braisaz-Bouchet ganz vorn.

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