Anna, Gilonne und Selina: Die nächste Generation ist da

Die Saison 2023/24 des BMW-IBU-Weltcups endete mit Rücktritten, Kristallkugeln, viel Erschöpfung und einer neuen Generation, die sich mit bahnbrechenden Leistungen ins Rampenlicht drängt. Ganz oben auf der Liste stehen drei Frauen, die in den kommenden Saisons Großes vorhaben: Anna Gandler, Gilonne Guigonnat und Selina Grotian.

Alle drei machten große Leistungssprünge und beendeten die Saison in den Top 30 der Weltcup-Gesamtwertung, beflügelt von den ersten Blumenzeremonien ihrer Karriere und im Fall von Guigonnat vom ersten Weltcup-Podest.

Gandlers vier Blumenzeremonien

Anna Gandlers letztes Trimester machte ihre Saison aus. Nach Antholz lag sie auf Platz 38 der Weltcup-Gesamtwertung, beendet die Saison jedoch auf Platz 19. Ihre späte Aufholjagd begann mit einem 7. Platz im Massenstart bei der IBU-WM – zu dem Zeitpunkt eine persönliche Bestleistung – und setzte sich bei den Wettkämpfen in Canmore fort. Vor diesem Aufstieg hatte sie ab dem Sommer bis hin in den Winter mit einigen Erkältungen zu kämpfen gehabt: "Jede einzelne Erkältung hat mich zurückgeworfen und ich musste wieder von vorne anfangen. Ich musste die Wettkämpfe als hartes Training nutzen ... um wieder in Form zu kommen.“ Nach Antholz konnte Gandler die Saison dank "eines harten, aber sehr guten Trainings in Obertilliach" glänzend beenden und war in vier der fünf Einzelwettkämpfe in Soldier Hollow/Canmore unter den Top 6. Platz 5 beim Massenstart in Canmore war nur ein erneuter Beweis ihrer starken Fortschritte.

Die 23-Jährige hatte über die gesamte Saison hinweg eine solide Treffsicherheit von 85 % an den Tag gelegt, doch in den letzten fünf Wettkämpfen traf sie gar 73 von 80 Scheiben, also etwa 92 % – zusammen mit ihren konstanten Ski-Zeiten eine Bestätigung, dass die Verfolgungsweltmeisterin der IBU JJWM 2020 gut in ihrer erst zweiten BMW-IBU-Weltcup-Saison angekommen ist. Nach vier Blumenzeremonien ist „das nächste Ziel natürlich ein Podest!" Nach ihren jüngsten Leistungen ist davon auszugehen, dass Gandler dieses Ziel schon in der nächsten Saison erreicht.

Vom IBU-JJWM-Star zum Weltcup

Die Jüngste in diesem Trio ist Selina Grotian, die erst letzte Woche 20 Jahre alt geworden ist! Wie Gandler beendete auch Grotian ihre Saison mit einigen Höhepunkten. Die Mittenwalderin ging als unbestrittener Star der IBU-JJWM 2023 in ihre erste Weltcup-Saison. Nachdem sie sich mit Gold im Sprint bei der IBU-Sommerbiathlon-WM 2022 und in der Verfolgung der OECH 2023 aufgewärmt hatte, war Grotian die dominierende Kraft in Shchuchinsk und gewann vier Goldmedaillen, darunter auch in Sprint und Verfolgung. Diese Medaillen waren ihr Ticket für den deutschen A-Kader.

Grotians erste Monate im Weltcup waren eine Achterbahnfahrt: erste Punkte, unerklärliche schlechte Tage am Schießstand, überraschende Staffelteilnahmen, die mit einem Podest in Östersund gipfelten, und nach einem Tag mit sieben Strafen in Oberhof ein kurzer Neustart beim IBU-Cup in Ridnaun. Dort holte sie zwei Podestplätze und neue Motivation, worauf ein spektakulärer 4. Platz in Nove Mesto na Morave folgte. Auf Instagram schrieb sie: "Die Aufregung war da... ich konnte Ruhe bewahren... ich habe noch nie in einem Rennen viermal Null geschossen. Plötzlich stand die Nummer vier auf der Zielanzeige. Das beste Rennen meiner Karriere." Grotian ließ ihrer persönlichen Bestleistung über 15 km eine stabile zweite Etappe in der Staffel folgen; nervös schaute sie zu und schrie vor Freude, als Sophia Schneiders letzter Schuss Grotians erste IBU-WM-Medaille besiegelte.

Die nordamerikanischen Weltcups liefen mit einem zweiten Platz in der Staffel und Grotians zweit- und drittbesten Ergebnissen überhaupt ebenso gut wie die IBU-WM. Am Schießstand traf die Nachwuchsathletin in den letzten fünf Einzelwettkämpfen 90 % ihrer Ziele und lag damit deutlich über ihrem Saisonschnitt von 81 %. Dank derlei Verbesserungen wird der jüngste deutsche Star schon bald um Einzelpodestplätze kämpfen.

Guigonnat: "Ich muss Selbstvertrauen haben"

Gilonne Guigonnat ist mit sechs Saisons im IBU-Junior- und IBU-Cup die Veteranin dieser nächsten Generation. Die 25-Jährige hat die wenigsten Weltcup-Starts des Trios vorzuweisen, nämlich 18 im Vergleich zu Grotian mit 23 und Gandler mit 53. Wie ihre Kolleginnen zeigte auch Guigonnat gegen Ende der Saison sehr starke Leistungen, angespornt von zwei aufeinanderfolgenden, fehlerfreien Siegen im IBU-Cup im Januar.

Nachdem sie den Sieg in der IBU-Cup-Gesamtwertung 2022/23 nur um 2 Punkte verpasst hatte, wechselte Guigonnat in dieser Saison in den Weltcup, wo sie in Hochfilzen mit einem 21./20. Platz im Sprint und in der Verfolgung sowie ihrem allerersten Podestplatz in der Weltcup-Staffel zur Höchstform auflief. Nachdem sie in Lenzerheide krank geworden war, startete sie 2024 im IBU-Cup und lebte wieder neu auf. Sie gab zu, dass sie in diesen Wochen abseits des Spitzensports eines gelernt habe: "Ich kann im Biathlon gute Leistungen bringen und muss Selbstvertrauen haben."

Das Schießen – der Schlüssel zum ersten Weltcup-Podest

Guigonnat bewies am letzte Wochenende der Saison, dass sie nicht umsonst für ihre Schießkünste bekannt ist: 48 von 50 Schüssen saßen, und sie steigerte ihre Ergebnisse immer mehr, von Platz 11 im Sprint über Platz 5 in der Verfolgung bis hin zu Platz 3 im Massenstart – ihrer persönlichen bisherigen Bestleistung. Beim zweiten Weltcup-Massenstart ihrer Karriere absolvierte die junge Französin jede Schießeinlage fehlerfrei. Mit jeder Null verbesserte sich Guigonnat vom 11. über den 9. und 4. auf den 3. Platz und holte damit ihren ersten Weltcup-Podestplatz. Canmore ist zweifellos ihr Lieblingsaustragungsort: "(Das Podest) fühlt sich wirklich gut an, besonders hier in Canmore; ich mag diesen Ort wirklich. Ich hätte die Saison nicht besser beenden können!"

Anna Gandler, Selina Grotian und Gilonne Guigonnat haben sich in dieser Saison zu aufstrebenden Stars entwickelt, und es wird niemanden überraschen, wenn sie in der neuen Saison in acht Monaten zu neuen Höhenflügen ansetzen.

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Vianney Thibaut

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