In diesen zehn Tagen in China werden wir sicher einige neue, unvergessliche Momente erleben. Als Einstimmung blicken wir zurück auf einige der größten Momente und Menschen im olympischen Biathlon aus den letzten sechzehn Olympiaden.
Beim ersten 20 km Einzel standen dreißig Männer an der Startlinie, die mit noch mit eher militärisch geprägten Gewehren vom Großkaliber .30-06 und Holz-Skiern antraten und eher für die Jagd gekleidet waren, komplett mit Schirmmütze aus Wolle. Der Schwede Klas Lestander traf alle Scheiben und gewann die erste olympische Goldmedaille im Biathlon.
Die zweiten olympischen Biathlonwettkämpfe fanden im österreichischen Seefeld statt, und hier gingen schon 51 Männer an den Start. Vladimir Melanin aus der Sowjetunion blieb ohne Fehler, ebenso sein Mannschaftskamerad Aleksandr Privalov. Melanin holte Gold, Privalov Silber.
Im Vorlauf zu Grenoble begann der Biathlon sich zu verändern. Die 20 km blieben im Programm, mit den großen schweren Waffen und Schießdistanzen von 100 - 250 m immer noch sehr militärisch geprägt, aber nun gab es mit der Staffel eine zweite Disziplin. Au Trans war der erste Austragungsort einer olympischen Staffel, nur wenige Kilometer von Villard de Lans, wo Martin Fourcade, Marie Dorin Habert und Emilien Jacquelin zuhause sind. Magnar Solberg gewann die 20 km, die Sowjetunion die erste von sechs aufeinanderfolgenden olympischen Goldmedaillen in der Staffel. Der Startläufer dieser Staffel war Alexander Tikhonov, der bei vier aufeinanderfolgenden Winterspielen Gold mit der Staffel gewinnen sollte.
Solberg und die Sowjetunion verteidigten ihre Titel von 1968 bei den ersten Olympischen Winterspielen, die in Asien ausgetragen wurden.
Im Jahr 1976 kehrte Biathlon mit den zwei traditionellen Disziplinen nach Seefeld zurück, aber die Zeichen standen auf Veränderung. Schon 1974 bei den Weltmeisterschaften hatte man den Sprint als Disziplin eingeführt, er war 1976 aber noch nicht Teil des olympischen Programms. Nicolai Kruglov gewann über 20 km und wurde der erste Doppel-Olympiasieger im Biathlon als Teil der siegreichen Staffel der Sowjetunion.
Lake Placid war zum zweiten Mal Ausrichter der Olympischen Winterspiele (nach 1932), Biathlon erlebte 1980 eine Revolution. Der Sport war umgestiegen von Kaliber .30-06 auf .22, und man schoss nun nur noch über 50 Meter auf Scheiben, die bei Treffern umklappten. Der Sprint feierte seine Premiere in der Biathlonanlage in Mt. Van Hoevenberg, und der bekannte Biathlet Frank Ullrich aus der DDR gewann die erste olympische Goldmedaille im Sprint.
Gold im 20 km Einzel ging an den Deutschen Peter Angerer, im Sprint an den Norweger Erik Kvalfoss und die Sowjetunion gewann erneut das Staffelrennen. In den Ergebnislisten tauchten Namen auf, die heute noch bekannt sind, darunter der italienische Cheftrainer Andreas Zingerle und der österreichische Schieß-Experte Alfred Eder, Vater des treffsicheren Simon Eder, der auch zwei olympische Medaillen sein Eigen nennt.
Bei den Biathlonrennen im Canmore Nordic Center gewann der Ostdeutsche Frank-Peter Rötsch, der als erster Mann mit der Skating-Technik ein Weltcuprennen gewonnen hatte, sowohl über die 20 km als auch im Sprint. Die Sowjetunion räumte ihre letzte Staffel-Goldmedaille ab.
Im Jahr 1992 erlebte der olympische Biathlon seine größte Veränderung, als in der dünnen Luft von Les Saises auf 1650 Meter zum ersten Mal auch Frauenwettkämpfe ausgetragen wurden. Deutschland dominierte diese Rennen. Antje (Misersky) Harvey gewann Gold im 15 km Einzel der Frauen und Silber im 7,5 km Sprint, und auch die Staffel holte Silber. Der derzeitige Cheftrainer der deutschen Herren Mark Kirchner holte mit fehlerfreiem Schießen Gold im Sprint, war als dritter Starter Teil der Goldstaffel der Deutschen und gewann im 20 km Einzel Silber mit drei Fehlern, nur 6,4 Sekunden hinter Evgenij Redkin.
Der Fokus lag 1992 aber klar auf der Anerkennung des Frauenbiathlon: Die gleichen Disziplinen ... zumindest fast, denn die Frauenstaffel, die die Französinnen gewannen, war eine Angelegenheit von 3 x 7,5 km. Die französische Goldmedaille war die erste überhaupt für diese Nation im Biathlon, und damit entfachten Corinne Niogret, Ann Briand-Bouthiaux und Veronique Claudel bei einer der heute stärksten Nationen die Begeisterung für die Staffel und für Biathlon als Sport insgesamt.
Wie beliebt Biathlon inzwischen geworden war, konnte man an den Scharen von Fans erkennen, die bei bitterkalten Temperaturen jeden Tag aufs Neue den Weg ins Birkebeineren Ski Stadion auf sich nahmen, um Biathletinnen und Biathleten aus einer Rekordzahl von 32 Nationen beim Kampf um Medaillen anzufeuern. Deutschland gewann die meisten Medaillen, insgesamt sechs. Frank Luck und Sven Fischer holten Silber und Bronze im Sprint, Ricco Groß gewann Silber im 20 km Einzel, und für die Staffel tat sich das Trio mit dem Sprint-Olympiasieger von 1992 Kirchner zusammen und gewann olympisches Gold.
Die Kanadierin Miriam Bedard gewann sowohl das 15 km Einzel als auch den 7,5 km Sprint und wurde damit die erste Biathletin von außerhalb Europas und Russlands, die olympisches Gold gewann. Frankreich holte zwei weitere Staffelmedaillen, als die Frauen und danach auch die Männer Bronze gewannen.
Im Jahr 1998 wurden die olympischen Biathlonrennen im für seine heißen Quellen bekannten Nozawa Onsen ausgetragen, wo jeden Tag 20 bis 30 cm schwerer, nasser Neuschnee fielen. Auf diesem unvergesslichen Schnee nahm die legendäre Karriere von Ole Einar Björndalen ihren Anfang. Der entscheidende Moment seiner Karriere war der, als der Sprint der Männer, bei dem er in Führung lag, wegen schweren Schneefalls und starken Nebels mitten im Rennen abgebrochen wurde. Am nächsten Tag, als der Himmel aufgeklart hatte, machte er genau da weiter wo er aufgehört hatte, blieb wieder ohne Fehler und gewann seine erste olympische Goldmedaille. Später übernahm er in der Männerstaffel den Staffelstab von seinem Bruder Dag und führte die Norweger zu Silber.
Photos: IBU/Christian Manzoni, IBU Archive, US Biathlon/Art Stegen