Franzis grandioses Finale
Nach Jahren voller Rückschläge und Ausrutscher – ich erinnere mich da zum Beispiel an ihren Treppensturz in Annecy-Le Grand Bornand, als sie in Top-Form war – hat sich die talentierte Deutsche endlich für ihre harte Arbeit belohnt. Ihre dramatische Reise bis hin zu den letzten Metern beim Massenstart in Oslo hat mich ein wenig an den Wimbledon-Sieg von Goran Ivanišević im Jahr 2001 erinnert. Der Kroate gewann seinerzeit mit einer Wildcard an einem Montag das bedeutendste Tennisturnier der Welt – als Wimbledon zum ersten und bisher einzigen Mal aufgrund unzähliger Regentage erst in der dritten Woche entschieden wurde.
Jaka Lucu, Publications Manager
Das emotionale Statement von Johannes
Der emotionalste Moment des letzten Winters war für mich die Rücktrittserklärung von Johannes Thingnes Bø in Ruhpolding, als er auf der Pressekonferenz bekanntgab, dass er sich für seine Familie entschieden hat. Dabei sagte er unter anderem: „Wenn meine Kinder in 20 Jahren ausziehen, werde ich es sicher nicht bereuen, dass ich ein Jahr mehr mit ihnen verbringen durfte.“ Wahrscheinlich können nur wenige seinen Entschluss nachvollziehen, auf diesem hohen Niveau und vor einer Olympiasaison mit guten Medaillenchancen abzutreten. Und sicherlich ist Johannes in einer beneidenswerten Position, weil er schon so viel gewonnen hat. Aber ich glaube auch, dass seine Entscheidung verdeutlicht, was es für die Familien der Athletinnen und Athleten, Coaches, Teammitglieder und Offiziellen bedeutet, wenn ihre Liebsten im Wintersport arbeiten. Denn jede Familie zahlt einen hohen Preis, der im Rampenlicht und in den Jubelbildern des Sports kaum zu sehen ist.
Christian Winkler, Communications Director
Der Heimsieg von Jakov Fak
Der Sieg von Jakov Fak im kurzen Einzel über 15 km vor heimischer Kulisse auf der Pokljuka war einfach überragend. Nachdem er in Antholz zweimal an der Flower Ceremony teilgenommen und das Kunststück in Sprint und Verfolgung bei den IBU-Weltmeisterschaften wiederholt hatte, sprach der Slowene über die Einschätzung seiner Kinder zu seinen Wettkämpfen: Meine Kids waren glücklich über meine Ergebnisse,sie waren richtig stolz. In diesem Winter waren wir schon zusammen Skilaufen und es macht ihnen großen Spaß. Jetzt fragen sie ständig, wann wir wieder gemeinsam losziehen. Wenn ich gute Ergebnisse erziele, motiviert sie das zusätzlich, Sport zu treiben. Am schönsten ist es, wenn wir gemeinsam als Familie Skilaufen, zum Beispiel in Planica. Den Kindern gefällt‘s und ich bin dann ein glücklicher und stolzer Vater.“
Sein Erfolg im letzten Winter war erst sein zweiter Sieg auf der Pokljuka. Nur wenigen Athletinnen und Athleten ist ein solcher Moment vor heimischem Publikum vergönnt, da die Chancen eher überschaubar sind. All den Krankheiten und Verletzungen zu trotzen und im Alter von 37 Jahren noch einen Sieg vor heimischer Kulisse einzufahren, gelingt nur großen Champions.
Jerry Kokesh, IBU Website Content Creator
Ukrainische Momente
Manche Dinge im Sport berühren die Menschen ganz besonders – nicht nur wegen der großartigen Ergebnisse, sondern vor allem wegen den Anstrengungen, die ihnen zugrunde liegen. Einer dieser Momente war der dritte Platz der ukrainischen Männerstaffel in Nové Město. Dabei ging es nicht nur um das Rennen und das lang ersehnte Podium. Vielmehr ging es um Athleten, die aller Widrigkeiten zum Trotz immer weitermachen und ihr Bestes geben, auch wenn das Ganze alles andere als einfach ist. Mit ihrem sportlichen Erfolg haben sie etwas ganz Besonderes geschaffen: einen Augenblick purer Freude und großen Stolzes für viele Menschen, denen diese Gefühle fast schon abhanden gekommen sind.
Sie haben gezeigt, wie der Sport den Menschen etwas Wichtiges und Bedeutendes zurückgeben kann, wenn auch nur für einen kurzen Moment. An jenem Tag ging es nicht nur um die sportliche Leistung. Es ging vor allem darum, was es den Menschen bedeutete, die zugeschaut haben. Deshalb war dieser Moment so besonders.
Mariya Osolodkina, World Cup Media Manager
Erstes Solo-Podium der Karriere
Das erste Wettkampfwochenende der Saison in Kontiolahti war für Suvi Minkkinen und die finnischen Biathlonfans unvergesslich. Ich kann mich noch erinnern, dass Suvi mit einer frühen Startnummer ins Rennen ging und eine ordentliche Pace in die Loipe zauberte. Nachdem sie auch im zweiten Schießen fehlerfrei blieb, sagte ich im Ziel zu ihr: „Das könnte was werden mit der Flower Ceremony!“ Keine von uns hätte gedacht, dass es am Ende sogar fürs Podium reicht. Aber als ihr dritter Platz feststand, feierten das ganze Stadion und das gesamte finnische Team. Dass jemand aus Finnland wieder in der Weltspitze angekommen ist, war für mich wirklich denkwürdig.
Jenni Ahonen, IBU Content Creator
Emotionales Podium für eine junge Französin
Bei den Nachwuchs-Weltmeisterschaften im schwedischen Östersund gewann Anaëlle Bondoux Silber im Massenstart 60. Auf den ersten Blick vielleicht nichts Besonderes, aber allein die WM-Teilnahme war ein riesiger Erfolg für die junge Französin. Als sie im Herbst in bestechender Form gewesen war, verletzte sie sich und musste nach zwei IBU-Cup-Teilnahmen im Dezember zurück in den Junior-Cup. Dort gewann sie zwar Rennen, aber im Februar folgte der nächste Tiefschlag, als sie sich im Training eine Handverletzung zuzog, die operiert werden musste. Trotzdem schaffte sie es, sich für die Nachwuchs-WM im März zu qualifizieren. Dabei absolvierte sie die gesamte WM-Vorbereitung „einarmig“, da sie ihre verletzte Hand beim Langlauf nicht stark belasten konnte. Als sie schließlich WM-Edelmetall gewann, fiel sie im Zielbereich weinend in den Schnee. Sie war einfach überwältigt, dass es ihr gelungen war, sich innerhalb so kurzer Zeit zurückzukämpfen.
Lisa Gerth, IBU Junior Cup Media Manager
Ellas Freude über Silber
Mein Höhepunkt der Saison war Ella Halvarssons Silbermedaille in Lenzerheide. Nicht nur, weil es ihr erstes WM-Edelmetall überhaupt war, sondern vor allem, weil hinter dieser Medaille so viel mehr steckt. Ellas Geschichte im Biathlon ist alles andere als geradlinig. Vielmehr zeigt sie, dass es sich immer lohnt, für die eigenen Träume und Überzeugungen zu kämpfen, auch wenn es manchmal den Anschein hat, als hätte sich alles gegen einen verschworen. Sich trotzdem durchzubeißen, obwohl Aufgeben die weitaus leichtere Option wäre, macht wahre Champions meiner Meinung nach aus. Deshalb sind Ellas Freudentränen im Ziel und der Jubel des gesamten Teams mein schönster Moment des vergangenen Winters.
Laura Fritzenwenger, Junior Digital Content Creator
Der Sieg von Tommaso Giacomel im Massenstart von Ruhpolding
Als Lisa Vittozzi außer Gefecht und Dorothea Wierer von Krankheit geplagt war, hatte das italienische Team einen holprigen Saisonstart, der die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Auch Tommaso Giacomel hatte arg zu kämpfen und konnte nicht das Leistungsniveau erreichen, für das er so hart gearbeitet hatte. Nach einem schwierigen Wochenende in Oberhof schien er ziemlich bedrückt. Weniger wegen seiner eigenen Resultate, sondern vielmehr, weil das gesamte Team nach allem, was es investierte, seiner Meinung nach so viel mehr verdiente. Doch aus den Tränen der Enttäuschung in Oberhof schöpfte Tommy neue Stärke, um das Ruder herumzureißen. Denn nur eine Woche später feierte er seinen ersten Weltcup-Sieg – und das in beeindruckender Manier. Schließlich ließ er am Schießstand und in der Loipe niemand Geringeres als Sturla Holm Lægreid und Johannes Thingnes Bø hinter sich. Ironie der Geschichte: Nur wenige Tage zuvor hatten wir beim italienischen Team vorbeigeschaut, um in entspannter Atmosphäre gemeinsam Pasta zu kochen. Dabei haben wir gescherzt, was Tommaso wohl zum Abendessen aufgetischt bekäme, wenn er endlich einen Sieg einfahren würde. Wir sind uns ziemlich sicher, dass ihm Koch Arturo nach seinem Gold-Coup eine wohl verdiente Carbonara serviert hat.
Giulio Gasparin, IBU Content Creator
Baibas herzerwärmender Sieg
Mein schönster Moment der Saison war der Sieg von Baiba Bendika in der Verfolgung der Offenen Europameisterschaften in Martell, den sie im Ziel in herzerwärmender Manier mit ihrem kleinen Sohn Emils feierte. Ein wunderschöner Moment, der zeigt, dass es im Biathlon nicht nur um Ergebnisse geht, sondern auch um Emotionen, Familie und menschliche Nähe.
Katerina Outla, IBU Content Creator
Fotos: IBU Photopool