Neue Biathlon-Rentner schmieden Zukunftspläne

Nach Ende der Biathlonsaison fahren viele Athlet*innen in den Urlaub – und manche gehen in den Ruhestand. In diesem Jahr haben viele große Stars und langjährige Veteraninnen ihr Gewehr an den Nagel gehängt. Die meisten haben schon einen Plan für das nächste Kapitel in ihrem Leben, manche suchen noch nach der passenden Aufgabe für den nächsten Lebensabschnitt.

Wir fragten die frischgebackenen Biathlon-Rentner Anais Chevalier-Bouchet, Vanessa Hinz, Mari Eder, Serafin Wiestner, Nastassia Kinnunen und Erlend Bjöntegaard dazu, wie sich ihr Leben verändert hat, und wie ihre Zukunftspläne aussehen.

Ein Monat nach dem Rücktritt

Natürlich hat nach dem ersten Monat Ruhestand noch niemand Langeweile: Alle genießen die neue Freiheit. Vanessa Hinz, die bei den Olympischen Winterspielen 2022 Staffelbronze mit den Frauen gewonnen hatte, gestand ein: „Es ist toll, so viel Zeit zu haben, und (zum ersten Mal) im Mai Urlaub machen zu können.“ Auch Wiestner sieht ganz neue Möglichkeiten. „Das ist ein total entspanntes, stressfreies Gefühl. Es ist schön, Zeit zuhause mit Familie und Freunden zu verbringen und Pläne für den Sommer und das ganze Jahr zu machen.“

Nach einer erfolgreichen Saison mit zwei Podestplätzen in Nove Mesto geht es Chevalier-Bouchet „gut, ich erhole mich langsam von dem harten Winter und gehe mit Freude Skifahren und Bergsteigen ... wie jedes Frühjahr.“ Gleichzeitig plant sie, wie sie sagt „Urlaub für Juni und Juli ... das ist doch eher ungewöhnlich!“

Bjöntegaard, der bei den IBU OEM 2023 noch Sprintgold gewann, hat den Fuß gar nicht vom Gas genommen: „Viel zu tun, ich bin direkt wieder an die Uni gegangen!“

Kürzer treten

Mari Eder hat in den letzten Wochen kürzer treten und sich neu orientieren müssen, bevor sie mit Ehemann Benjamin in die „verspäteten Flitterwochen“ starten konnte. „Leider hatte ich gegen Ende der Saison einige Herzprobleme, und damit war die größte Herausforderung im letzten Monat, dass ich mich nicht bewegen und keinen Sport machen durfte. Normalerweise genieße ich auch Phasen ohne Training, aber es war eine Umgewöhnung ... Ich habe angefangen, unseren neuen Laden zu renovieren und gemerkt, wie sehr mir die körperliche Aktivität fehlt, also habe ich mich komplett umstellen müssen, neue Gedanken und Ideen entwickelt. (Die Rennen im Frühjahr zu verpassen) und langsam abzutrainieren ist ein harter, aber sehr effizienter Weg gewesen, meinem Leben eine neue Richtung zu geben!“

Die neugewonnene Freiheit und das langsamere Tempo ermöglichten dann auch die Reise, von der Eder mit einem breiten Grinsen berichtet: „Wir haben Urlaub in Mexiko gemacht, oder eigentlich Flitterwochen! Wir haben vor fünf Jahren geheiratet, hatten aber nie Zeit. Zum Glück mögen wir uns noch, deswegen genießen wir jetzt ein paar Wochen in der Sonne!“

Fehlt euch Biathlon?

Auch wenn alle zu tun haben, gaben auch fast alle zu, dass ihnen aus ihrem Biathlon-Leben etwas fehlen wird. Eder, die sowohl im Biathlon als auch im Langlauf angetreten war, wird „vor allem die Inspiration vermissen, die mit solch klaren Zielen einhergeht. Diese pure Motivation, die aus den eigenen Zielen und Träumen entsteht, ein Gefühl, das so kraftvoll ist, dass sich das Leben nur darum dreht, sie zu erreichen.“ Hinz wird vor allem das vermissen, was zwischen November und März passiert: „Die Fans, die Biathlonfamilie und die Spannung vor dem ersten Start.“ Bjöntegaard wird es vermissen, „so viel zu essen, wie ich will, ohne fett zu werden.“ Die Mannschaft wird zur Familie, wenn man 200+ Tage im Jahr zusammen verbringt, deswegen werden Wiestner „der Spaß und die Witze fehlen, die wir in der Trainingsgruppe hatten.“

Die Ausnahme, mit einer Einschränkung, war Chevalier-Bouchet, die eine dreijährige Tochter hat. „Ganz ehrlich, viele Dinge werde ich nicht vermissen! Ich hatte es satt, so viel zu reisen und so viele Tage im Trainingslager oder bei Wettkämpfen zu sein statt zuhause. Ich bin mir sicher, dass ich lange kein Hotel von innen sehen will, das ist langweilig geworden! Vielleicht werde ich das Adrenalin aus den Wettkämpfen vermissen, aber momentan bin ich mit meiner Entscheidung so zufrieden, dass ich gar nicht daran denke.“

Zukunftspläne

Was die Zukunft angeht, haben die meisten schon Pläne gefasst. Wiestner bleibt Grenzbeamter beim Schweizer Zoll und will in seiner Freizeit „mit meiner Freundin reisen und unser Haus ein bisschen renovieren.“ Der 32-jährige Bjöntegaard macht einen Bachelor in BWL. Eder und Kinnunen werden beide mit eigenen Läden direkt als Unternehmerinnen aktiv. Kinnunen hilft ihrem Mann, in einem von den beiden renovierten alten Schulhaus ein Geschäft zu eröffnen. Eder und ihr Mann „haben letztes Jahr Pläne für ein Sportgeschäft entwickelt, und der Plan war und ist, dass ich dort arbeite, wenn wir es im Oktober bei uns in Thalgau eröffnen. Ich werde auch mit meinem bisherigen Sponsor, dem Ausrüster Noname, in Österreich zusammenarbeiten.“

In Arbeit

Hinz und Chevalier-Bouchet orientieren sich nach Biathlon-Karrieren von elf und fünfzehn Jahren noch. Hinz sagt, bei ihr seien die Pläne „in Arbeit. Ich will erstmal herausfinden, wer ich bin, ohne Biathlon.“ Ihre französische Kollegin will sich Zeit nehmen, nach einer langen Karriere anzukommen, und gibt zu: „Mein Plan ist, mich auszuruhen und mir ein Jahr frei zu nehmen. Ich möchte Zeit haben, über ein zukünftiges Projekt nachzudenken, das jetzt noch nicht spruchreif ist. Ich muss mich nach diesen langen, harten Arbeitsjahren wirklich erholen.“

In sechs Monaten...

...Wird Vanessa Hinz „hoffentlich am Strand liegen und meinen Cocktail genießen!“

Kinnunen sagt: „Das ist schwer zu sagen ... wir sind recht spontan, also sind wir dann vielleicht in Afrika oder in Lappland!“

Wiestner will „ein paar tolle Livemusik-Festivals genießen, mich entspannen und ein paar Bierchen trinken, ohne mir über das Training den Kopf zu zerbrechen, und Sport machen, wenn ich will (aber nicht Skiroller, auf keinen Fall Skiroller), und mich auf die nächste Biathlon-Saison als Zuschauer freuen.“

Chevalier-Bouchet wird klar, dass „dann Oktober ist und ich keine harten Einheiten machen muss!“

Bjöntegaard wird „in Bergen leben. In Bergen gibt es im Winter ungefähr fünf Schneetage... Himmel hilf!“

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Harald Deubert, Igor Stančík

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