Die Norwegerin Tiril Eckhoff kämpfte beim Stehendschießen mit dem Wind, traf letztlich alle Ziele und holte in Pokljuka ihren zweiten Weltmeisterschaftstitel im Sprint. Eckhoff, die ihren vorigen Titel 2016 in Oslo gewann, lief in 21:18,7 ins Ziel. Die Französin Anais Chevalier-Bouchet holte mit einer Strafe und 12 Sekunden Rückstand Silber. Hanna Sola aus Belarus schoss fehlerfrei und holte mit 14,4 Sekunden Rückstand Bronze; sie stand zum ersten Mal überhaupt auf dem Podest und holte ihre erste Weltmeisterschaftsmedaille.
Eckhoff übernimmt Gelbes Trikot
Eckhoff war in der letzten Saison bei den Weltmeisterschaften im Sprint in Antholz 59. geworden und übernahm mit ihrem heutigen Sieg das Gelbe Trikot von Teamkollegin Marte Olsbu Røiseland. Der neue Champion gestand, dass die neue Goldmedaille guttue: „Das ist sehr schön, ein gutes Gefühl… Auf dem Schießstand war es heute wirklich schwer und ich ließ mir extra viel Zeit. Ich bin wirklich stolz, diese schwarzen Ziele getroffen zu haben.“
Sie gab zu, vor dem Wettkampf trotz dreier Sprintsiege in dieser Saison eine Außenseiterin gewesen zu sein: „Das bin ich immer noch, nur vielleicht nicht mehr in dem Ausmaß. Ich bin sehr zufrieden und glücklich.“
Selbstvertrauen in Schlussrunde
Eckhoff war nach ihrer fehlerfreien Leistung am Schießstand zuversichtlich: „Ich war ziemlich erschöpft, aber ich wusste, wenn ich fehlerfrei schieße, kann niemand so gut sein wie ich. Aber ich habe mir beim Schießen heute sehr viel Zeit gelassen und wusste, dass ich bis zum Ziel alles geben und kämpfen musste… Heute habe ich noch einmal durchgeatmet, um diese Ziele abzuräumen, und schaffte es… In der letzten Runde war ich wirklich steif, darum freute ich mich über den Sieg.“
Die Deutsche Denise Herrmann wurde mit einer Strafe und 22,3 Sekunden Rückstand Vierte. Die Italienerin Lisa Vittozzi schoss fehlerfrei und erzielte mit 37,7 Sekunden Rückstand und Platz fünf das beste Ergebnis ihrer Saison. Eckhoffs Teamkollegin Marte Olsbu Røiseland wurde mit zwei Strafen und 43,5 Sekunden Rückstand Sechste.
Herrmann geht auf der sonnigen Seite der Alpen früh in Führung
Das slowenische Pokljuka machte heute seinem Spitznamen als die „sonnige Seite der Alpen“ alle Ehre. Strahlend blauer Himmel rahmte den schneebedeckten Wald ein, und die Sonne ließ die -10 Grad Celsius auf den offenen Flächen etwas wärmer wirken. Die Fähnchen auf dem Schießstand waren flach. Herrmann setzte die Messlatte mit null Fehlern im Liegendschießen und einer schnellen ersten Runde hoch. Olsbu Røiseland hielt beim Schießen mit ihr mit, war jedoch 3,6 Sekunden langsamer. Preuss tat es den beiden wenige Sekunden später gleich und lief als Dritte weiter. Eckhoff schoss sehr konservativ, aber fehlerfrei, und lag nun vor Preuss. Nummer 24 Chevalier-Bouchet legte die Messlatte mit ihren perfekten fünf Schüssen nochmal höher und zog an Herrmann vorbei.
Wind wird stärker; Eckhoff mit 10 Volltreffern
Als die ersten Frauen zum Stehendschießen kamen, nahm der Wind zu und machte es wesentlich anspruchsvoller. Herrmann kämpfte und übernahm mit einer einzigen Strafe die Führung. Die Frau im Gelben Trikot hatte beim Stehendschießen Probleme und verfehlte ihren dritten und letzten Schuss, lief aber nur 22 Sekunden hinter der schnellen Deutschen weiter. Preuss kämpfte beim letzten Schuss länger als ihre Rivalinnen, traf aber, nachdem sie vorher einmal danebengeschossen hatte. Doch es war offensichtlich Eckhoffs Tag; sie stellte alle früheren Kontrahentinnen in den Schatten, räumte alle Ziele ab und lief mit 17 Sekunden Vorsprung vor Herrmann in die letzte Runde. Chevalier-Bouchet kam nur eine halbe Sekunde nach der Führenden zum Stehendschießen, verfehlte jedoch einmal und fiel 11,5 Sekunden hinter Eckhoff. Eckhoffs Führung schien unantastbar, bis Sola alle Ziele traf und mit einer halben Sekunde Vorsprung führte. Vittozzi mit Startnummer 35 war ebenfalls nach zwei Schießeinlagen fehlerfrei und lief als Fünfte weiter, was sie auch bis zum Ziel hielt.
Chevalier-Bouchet und Sola kämpfen um Podest
Herrmann war in der letzten Runde gut, aber Eckhoff flog, baute ihre Führung weiter aus und lief als Erste über die Ziellinie. Sola hatte bei der Zwischenzeit nach 5,8 km zwei Sekunden und verloren und bei der nächsten sieben weitere, lag aber noch immer eine halbe Sekunde vor Chevalier-Bouchet. Beide näherten sich der Ziellinie und kämpften um die Medaillen, Chevalier-Bouchet machte Druck und schob ihre Skispitze über die Ziellinie. Sie wurde Zweite, Sola wurde wenige Schritte hinter ihr mit 2,2 Sekunden Rückstand Dritte und schubste Herrmann mit dem zweitbesten Ergebnis ihrer Saison vom Podest.
Zweite IBU Weltmeisterschaftsmedaille im Sprint für Chevalier-Bouchet
Chevalier-Bouchet freute sich über ihre zweite IBU WM-Medaille, diesmal Silber, nach Bronze im Sprint in Hochfilzen 2017: „Das ist ein schönes Geschenk. Hochfilzen ist vier Jahre her… Seitdem ist viel passiert; ich bin eine andere Biathletin. Ich freue mich sehr über die heutige Medaille, denn das ist viel Arbeit. Nach einer Pause ist es immer schwer wieder reinzukommen, aber ich bin sehr glücklich.“
„Froh, dass ich nicht in die Strafrunde musste“
Sola verriet, dass sie seit Saisonbeginn für die Medaille gearbeitet hatte: „Ich habe wahrscheinlich noch gar nicht begriffen, dass ich diese Medaille gewonnen habe, aber ich habe seit Beginn der Saison dafür gearbeitet. Ich freue mich sehr, bei den ersten Weltmeisterschaftswettkämpfen so gut abgeschnitten zu haben.“ Sie freute sich über ihre fehlerfreie Leistung am Schießstand, vor allem im Stehendanschlag: „Ich war froh, dass ich nicht in die Strafrunde musste. Das war das erste Mal in dieser Saison, dass ich fehlerfrei geschossen habe. Ich wollte unbedingt kämpfen, obwohl die letzte Runde echt hart war. Ich tat, was ich konnte.“
Photos: IBU/ Thibaut, Manzoni