Die Norwegerin Tiril Eckhoff holte sich heute Nachmittag mit einem fehlerfreien letzten Stehendschießen das Sprint/Verfolgungsdoppel und die dritte Goldmedaille am dritten Tag der IBU Weltmeisterschaften in der 10 km Verfolgung der Frauen. Eckhoff kam mit zwei Strafrunden in 30:38,1 ins Ziel. Auch die Österreicherin Lisa Theresa Hauser mit insgesamt einem Fehler traf alle Scheiben im letzten Schießen und konnte sich von Rang sechs zu Silber mit 17,3 Sekunden Rückstand vorkämpfen. Anais Chevalier-Bouchet aus Frankreich, die im Sprint Silber gewonnen hatte, holte mit zwei Strafrunden und 33 Sekunden Rückstand Bronze.
„Fantastischer“ Hattrick
Eckhoff mit ihren zwei Goldmedaillen aus Einzelrennen und einer aus der Mixed-Staffel war mit ihrem Verfolger und dem IBU WM-Hattrick mehr als zufrieden. „Es ist fantastisch! Ich bin sehr, sehr zufrieden. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen.“
Zu ihrem Verfolger, der härter war als sonst, sagte sie weiter: „Ich glaube, ich bin ein gutes Verfolgungsrennen gelaufen. Beim ersten Schießen war ich ein bisschen schlecht, aber mit meinem letzten Stehendschießen bin ich zufrieden, das war sehr gut.“
Die Italienerin Dorothea Wierer, eine von drei Frauen, die ohne Fehler durchkamen, konnte sich von Platz 20 beim Start auf Platz vier mit 45,2 Sekunden Rückstand verbessern. Die deutschen Mannschafskameradinnen Franziska Preuss mit zwei Fehlern und Vanessa Hinz ohne Fehler wurden mit jeweils 49 Sekunden und 1:05,1 Rückstand Fünfte und Sechste.
Strafrunde Eckhoff im ersten Liegendschießen
Die Bedingungen für das Frauenrennen waren unter blauem Himmel und bei leichtem Wind am Schießstand weiterhin gut. Eckhoff im gelbroten Trikot drückte von Anfang an ordentlich auf die Tube und setzte sich schon vor dem ersten Liegendschießen vom Feld ab. Gleich der erste Schuss ging daneben, während sich Chevalier mit einer Null-Fehler-Serie 17 Sekunden vor Eckhoff setzen konnte. Auch Olsbu Roeiseland, Oeberg und Preuss trafen alles und gingen in dieser Reihenfolge mit über 33 Sekunden Rückstand wieder auf die Strecke.
Chevalier-Bouchet und Eckhoff
Im zweiten Liegendschießen ließ die führende Französin ihre letzte Scheibe stehen, während Eckhoff alles traf. Sie tauschten wieder den Platz, und nun hatte die Norwegerin 18 Sekunden Vorsprung. Olsbu Roeiseland und Preuss erhöhten auf je 10 Treffer und rückten auf 24 Sekunden heran; die nächste Verfolgergruppe mit Herrmann lag 39 Sekunden zurück.
In Führung
Eckhoff lief die nächsten 2 km zum ersten Stehendschießen mit stabilem Tempo. Dort frischte der Wind etwas auf, und Eckhoff musste noch einmal in die Runde, während die französische Rivalin traf. Diesmal gingen sie gemeinsam auf die Runde. Auch Olsbu Roeiseland verfehlte einmal, während Herrmann fünfmal traf und sich auf Rang drei mit 21,7 Sekunden Rückstand vorschob. Die Norwegerin lag drei Sekunden hinter ihr.
Entscheidung im letzten Stehendschießen
Die Norwegerin versuchte die Rivalin abzuschütteln und konnte bis zur Zwischenzeit bei 7,1 km immerhin vier Sekunden herausarbeiten. Trotzdem war klar, dass die Entscheidung über Gold beim letzten Stehendschießen fallen würde. Eckhoff hielt dem Druck stand und traf, während Chevalier-Bouchet einmal verfehlte. Die Sprintsiegerin ging mit 32 Sekunden Vorsprung auf Chevalier-Bouchet aus dem Stadion. Nach einem fehlerfreien letzten Schießen ging Hauser nur vier Sekunden hinter ihr auf die Strecke, gefolgt von Wierer mit 40 Sekunden Rückstand auf die Führende.
Ins Ziel gehüpft
Eckhoff zog entspannt zu ihrem Doppelsieg in Sprint/Verfolgung und ihrer zweiten IBU WM-Goldmedaille in Folge davon. Hauser zog kraftvoll an der französischen Sprint-Zweiten davon sodass die Podestplätze vergeben waren. Eckhoff leistete sich wie üblich einen Hüpfer über die Ziellinie, und rief ein begeistertes „Yes!“ in den Abendhimmel.
„Gekämpft um vier oder fünf ... dann gesehen, dass ich auf drei bin“
Hauser setzte ihren Erfolgskurs 2021 mit einer laut ihr „unglaublichen“ Silbermedaille fort, nachdem sie wacklig ins Rennen gestartet war. „Der Einstieg war für mich nicht so gut, weil ich gleich den ersten Schuss verfehlt habe ... Ich habe versucht weiterzumachen und am Schießstand einfach meine Arbeit zu machen, und dann habe ich dreimal Null geschossen. Das war einfach der Wahnsinn. Beim letzten Schießen habe ich nicht damit gerechnet, um eine Medaille mitzulaufen. Ich dachte, die anderen Mädels wären schon wieder auf der Strecke. Ich war überrascht, dass all die Trainer und Betreuer an der Strecke waren und gebrüllt haben „Los Lisa, du musst kämpfen“. Ich habe gedacht, ‚worum denn‘, vierter oder fünfter Platz, ich wusste es gar nicht. Vom Skitestbereich aus habe ich dann die Anzeige im Stadion gesehen und dass ich auf Rang drei liege, und mir gedacht, jetzt musst du am Anstieg angreifen, und es hat funktioniert!
Erst enttäuscht
Chevalier-Bouchet war zunächst enttäuscht von ihrer Bronzemedaille. „Ich bin zufrieden mit dieser Bronzemedaille. Im Ziel war ich erst etwas enttäuscht, weil ich auf Gold gezielt hatte. Aber fünf Minuten später war ich glücklich. Es ist eine Medaille bei den Weltmeisterschaften.”
Harte letzte Runde
In ihrem anfänglichen Zweikampf mit Eckhoff hatte sich Chevalier-Bouchet „ganz auf mich selbst konzentriert. Ich kannte die Zeiten der Mädels hinter mir nicht und habe mich nur auf mein Rennen konzentriert ... Lisa war zu schnell für mich. Als sie mich überholt hat, konnte ich mich nicht an ihre Ski-Enden hängen ... Ich hatte Angst wegen Doro Wierer, aber sie war 10 Sekunden hinter mir ... Es war eine sehr harte letzte Runde.“
Fotos: IBU/Thibaut/Manzoni