Sturla Holm Laegreids Traumsaison setzt sich fort: Sieg bei IBU-WM über 20 km

Der Norweger Sturla Holm Laegreid setzte das, was nur als Traumsaison bezeichne werden kann, fort und gewann mit einer fehlerfreien Leistung in einer Zeit von 49:27,6 die Goldmedaille im IBU WM-Einzelwettkampf über 20 km. In der ersten vollen BMW IBU Weltcup-Saison des jungen Norwegers ist der heutige Sieg sein fünfter Triumph. Der Deutsche Arnd Peiffer war Laegreid auf der Strecke ein ebenbürtiger Rivale und gewann mit 16,9 Sekunden Rückstand die Silbermedaille. Laegreids Teamkollege Johannes Dale holte mit einer Strafminute und 40,9 Sekunden Rückstand Bronze.

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Lebenslanger Traum

Der 23-jährige Laegreid sicherte sich durch den Sieg seine erste kleine Kristallkugel in der Einzelwertung des Weltcups. Er gestand, dass durch diesen Sieg ein lebenslanger Traum wahr geworden ist. „Davon habe ich mein ganzes Leben lang geträumt. Obwohl die Saison gut lief, habe ich nicht erwartet, Weltmeister zu werden. Es ist ein unglaubliches Gefühl."

Erschöpft in der letzten Runde

In Bezug auf seine letzten fünf Schüsse im Stehendschießen kommentierte er: „Ich dachte mir, dass es für Gold reichen könnte, wenn ich ohne Fehler schieße. Ich musste einfach bei der Sache bleiben und fünf gute Schüsse absetzen. Nachdem das geschafft war und ich mitbekommen habe, dass ich vorne liege, habe ich mich wahnsinnig gefreut. Ich war aber auch erschöpft, sodass ich in der letzten Runde ganz schön zu kämpfen hatte."

Hommage an Fourcade

Nach dem Wettkampf unterhielt sich Laegreid mit Martin Fourcade, dem Spitzenreiter des IBU Einzelwettkampfes über 20 km aus dem Jahr 2020. Der Champion von 2021 gab zu, dass er Fourcades Schießstil abgeschaut hatte. „Er ist einer der größten Biathleten aller Zeiten. Als ich 2018 krank war und körperlich nicht trainieren konnte, habe seine Schießtechnik lange analysiert und versucht, seinen Schießstil abzukupfern; also ist er der Grund dafür, dass ich so schießen kann wie heute."

Quentin Fillon Maillet aus Frankreich wurde mit zwei Strafrunden und 1:12,9 Rückstand Vierter. Johannes Thingnes Boe kassierte ebenfalls zwei Strafminuten und wurde mit einem Rückstand von 1:13,5 Fünfter, während RBU-Athlet Said Karimulla Khalili, mit seinem besten Ergebnis überhaupt, null Fehler hatte und mit 1:45,3 Rückstand Sechster wurde.

Frühlingshafter Tag

Genau wie beim gestrigen Wettkampf der Frauen war der Himmel in Pokljuka strahlend blau. Mit einer Temperatur von + 4°C lag ein Hauch von Frühling in der Luft und es wehte wieder einmal ein sehr leichter Wind am Schießstand. 

Der Wettkampf begann mit zahlreichen fehlerfreien Einlagen beim ersten Liegendschießen, aber nicht vonseiten der Favoriten – zumindest bis sich Johannes Dale und Simon Eder beim Stehendschießen mit perfekten Schüssen an die Spitze setzten. Der Mann mit der Gelben Startnummer und Jakov Fak lagen nur eine Minute auseinander und legte die Latte dank fehlerfreiem Schießen hoch, während sie sich die ersten beiden Plätze sicherten. Spätstarter Peiffer hatte null Fehler und erkämpfte sich Platz drei. Richtig spannend wurde es, als Laegreid, der diese Saison den ersten Einzelwettkampf über 20 km für sich entschieden hatte, ohne Schießfehler blieb und sich vor seinen Teamkollegen und Peiffer schob.

Laegreid dominierte

Fillon Maillet, der im ersten Liegendschießen einmal verfehlt hatte, traf beim Stehendschießen alle fünf Scheiben und übernahm in der zweiten Runde die Führung. Eder leistete sich nach einem starken Start einen Fehler und fiel damit um mehr als eine Minute zurück. Dale kassierte ebenfalls eine Strafe, war aber deutlich schneller unterwegs und lag nur um 31 Sekunden hinter der Spitze. Johannes kassierte wie sein Teamkollege eine Strafminute, konnte sich aber 4 Sekunden Vorsprung vor Fillon Maillet sichern. Peiffer legte mit einer zweiten perfekten Schießleistung noch einmal nach, wodurch er Johannes überholen konnte. Die Freude währte aber nur ein paar Minuten, denn Laegreid war auf den Skiern flinker und machte es ihm nach, um seinen Vorsprung auf 30 Sekunden auszubauen.

Peiffer und Laegreid

Fillon Maillet kassierte noch eine Strafminute, während Dale ohne Fehler auskam und sich an die Spitze setzte. Er konnte die Führung allerdings nicht lange halten, da Johannes alle fünf Ziele traf und 26 Sekunden vor dem Rest der Strecke lag. Peiffer leistete am Schießstand weiter Großartiges und traf zum dritten Mal in Folge alle Scheiben, aber Laegreid war genauso gut drauf und baute seinen Vorsprung gegenüber dem deutschen Veteranen auf 36 Sekunden aus. Khalili, der die späte Startnummer 96 hatte, schaffte 15 Treffer und versuchte dazwischenzufunken, indem er an die vierte Stelle aufrückte.

Laegreid besiegelt seinen Sieg

Zu dem Zeitpunkt, als die ersten Starter beim letzten Stehendschießen ankamen, war der gesamte Schießstand schattig. Fillon Maillet schoss die letzten fünf Ziele ab, ging mit 1:11 in Führung, aber Dale absolvierte ein ruhiges, fehlerfreies letztes Stehendschießen und zog an ihm vorbei. Der Mann im Gelben Trikot verließ das letzte Stehendschießen mit einer weiteren Strafminute und 31 Sekunden Rückstand als Vierter. Peiffer machte den fehlerfreien Tag mit fünf einwandfreien Schüssen perfekt und ging, wieder nur für wenige Minuten, in Führung. Der junge Norweger ließ sich nicht abschütteln und konterte mit fünf schnellen, perfekten Schüssen. Er sicherte sich die Spitzenposition und besiegelte den Sieg, wobei ihn nur 4 Kilometer von der IBU WM-Goldmedaille trennten.

Silbermedaille für Peiffer

Fillon Maillet bemühte sich in der letzten Runde nach Kräften darum, ein paar Sekunden gutzumachen, aber Dale war auf den letzten 4 Kilometern weiterhin schneller und blieb vorne, sodass er um 31 Sekunden schneller als sein französischer Rivale über die Ziellinie fuhr. Das Gelbe Trikot wollte in der letzten Runde unbedingt aufholen, kam aber 0,8 Sekunden hinter Fillon Maillet im Ziel an. Keiner der beiden schaffte es aufs Podest. Peiffer fuhr eine gute letzte Runde und holte einige Sekunden auf, während Laegreid ein wenig zu kämpfen hatte. Trotz allem setzte sich der Norweger durch, fuhr über die Ziellinie und reckte seine Skistöcke gen Himmel, um seinen ersten IBU-Weltmeistertitel zu feiern. Peiffer gewann die Silbermedaille.

Zwanzigste IBU-Medaille für Peiffer

Peiffer konnte seine bisherige Reihe fortsetzen, denn seit Ruhpolding 2008 hatte er bei jeder IBU Junioren- oder Weltmeisterschaft mindestens eine Medaille gewonnen. Dadurch kam er nun auf 20 Medaillen seit Beginn seiner Karriere – plus drei Medaillen bei den Olympischen Winterspielen. Der stets nachdenkliche Peiffer, für den es erst die zweite Podestplatzierung im Einzelrennen über 20 km war, sagte: „Ich glaube, dass die letzte immer am wichtigsten ist. Ich bin sehr zufrieden. Klar, eine Medaille im Einzel ist immer etwas Besonderes, aber ich hoffe, dass auch eine in der Staffel drin ist. Die Staffel ist auch etwas Besonderes, man kann zusammen feiern. Heute freue ich mich, dass ich am Schießstand gute Arbeit geleistet habe, weil ich im Sprint und in der Verfolgung zu kämpfen hatte. Heute habe ich einfach versucht, gute Arbeit zu leisten. Ich habe nicht einmal versucht, an eine Medaille zu denken. Wenn du 36 bist, denkst du nicht an Medaillen."

Finde eine gute Mitte, mach deinen Job"

Der Veteran sprach darüber, wie er es schafft, weiterhin so gute Ergebnisse zu erzielen. „Ich schaue, dass meine Ergebnisse keinen Einfluss auf mein Selbstwertgefühl haben. Wenn ich ein gutes Rennen fahre, steigt mein Selbstwertgefühl dadurch nicht, und im Umkehrschluss sinkt es nicht, wenn ich schlechte Rennen fahre. Ich versuche, immer eine gute Mitte zu finden. Zu viel Selbstvertrauen ist nicht gut, weil du dir dadurch besser vorkommst, als du bist. Mein Rat: Bewege dich in der Mitte und mach deinen Job."

Erste Einzelmedaille für Dale

Für Bronzemedaillenträger Dale war es indes die allererste Einzelmedaille bei einer IBU-WM. „Das bedeutet mir sehr viel. Die erste Einzelmedaille bei der WM zu gewinnen ist eine riesige Sache für mich. Es ist ein unglaubliches Gefühl, vor allem nach einem so guten Rennen wie heute. Ich war mit dem Sprint sehr zufrieden, und, auch wenn es für keine Medaille gereicht hat (4. Platz), habe ich gesehen, dass ich ein sehr gutes Rennen gefahren bin, sowohl am Schießstand als auch auf der Strecke. Mir war klar, dass ich es schaffen kann, wenn ich nur ein gutes Rennen fahren kann. Heute war ich echt gut vorbereitet. Ich bin super stolz auf das heutige Rennen."

Fotos: IBU/Thibaut/ Manzoni

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