Als Duszniki-Zdrój zuletzt die IBU Offenen Europameisterschaften ausrichtete, war die Welt noch eine ganz andere. Im Jahr 2017 gab es noch keine Corona-Pandemie, die es zu bekämpfen galt. In diesem Jahr hingegen werden die OEM in einer sorgfältig überwachten IBU-Blase ausgetragen. Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen und Hygiene-Auflagen haben die Athletinnen und Athleten bei Sprint/Verfolgung, Einzeln und gemischten Staffeln viele Chancen, eine Medaille zu ergattern. Bei 40 gemeldeten Nationen dürfen die Biathlon-Fans spannende Europameisterschaften erwarten.
Star der Heimmannschaft
Die IBU OEM liegen nur eine Woche vor den IBU Weltmeisterschaften, und so haben die meisten Stars schon mit der Vorbereitung für den Saisonhöhepunkt begonnen. Trotzdem darf man in Duszniki-Zdrój ein hohes Leistungsniveau erwarten, denn alle Top-Athletinnen und Athleten aus dem IBU Cup werden in Polen an den Start gehen. Was die Wettkämpfe noch ein bisschen interessanter macht, ist, dass eine Reihe von Biathleten aus dem BMW IBU Weltcup antreten und damit das Feld noch einmal gehörig durcheinanderwirbeln werden.
Nach einer Saisonbestleistung mit einem sechsten Platz in der Verfolgung von Oberhof wird die Polin Monika Hojnisz-Starega sicher um die glänzendsten Medaillen mitlaufen. Nach Platz 17 im Sprint startete die 29-Jährige mit einem Rückstand von 1:15 in die Verfolgung. Mit nur einem Fehler im letzten Stehendschießen konnte sich Hojnisz-Starega um 11 Plätze verbessern und dabei auch Dorothea Wierer und Hanna Oeberg hinter sich lassen. „Die letzten Starts waren für mich nicht einfach. Ich habe mich auf der Strecke nicht so fit gefühlt, also war ich von den Zeiten, die ich geschafft habe, etwas überrascht. Ich will so gut laufen, wie ich kann, und mich aufs Stehendschießen konzentrieren. Hoffentlich reicht das für ein gutes Resultat.“
Ergänzt wird die polnische IBU OEM-Mannschaft um Hojnisz-Starega durch Kamila Zuk.
Norweger haben IBU-Cup-Siege zu verteidigen
Die norwegische Mannschaft, die direkt aus Arber anreist, rechnet sich mit Sicherheit Medaillenchancen aus. Bei vier Norwegern in den Top 6 der IBU-Cup-Gesamtwertung dürfen wir von der jungen norwegischen Mannschaft erstklassige Leistungen erwarten. Filip Fjeld Andersen, der 21-jährige Star der Mannschaft, ist mit großen Hoffnungen nach Polen gekommen.
Nach zwei Siegen und einem zweiten Platz in den drei Sprints von Arber ist klar, dass Andersen in dieser Woche auf Goldkurs ist. „Nachdem ich in Arber so erfolgreich war, hoffe ich sehr, dass ich bei den Europameisterschaften um die Medaillen mitlaufen kann, aber wir werden sehen. Bei den Wettkämpfen hier ist das Leistungsniveau meist etwas höher, aber ich hoffe, dass ich da mithalten kann.“
Der junge Andersen führt die IBU-Cup-Gesamtwertung bei den Männern derzeit an, gefolgt vom Deutschen Philipp Nawrath, den Norwegen Sivert Guttorm Bakken und Aleksander Fjeld Andersen, Daniele Cappellari aus Italien und dem Norweger Endre Stroemsheim auf Rang sechs. Alle sechs Männer haben in den ersten zwei IBU-Cup-Wochen gute Leistungen abgeliefert, und so wird es für Andersen nicht leicht werden, die Führung in der Gesamtwertung im IBU Cup zu verteidigen.
Dream Team in der Single-Mixed-Staffel
Die amtierenden Europameister in der gemischten Staffel, Endre Stroemsheim und Karoline Erdal, bewiesen in Arber erneut, dass sie das Dream Team für die Single-Mixed-Staffel sind. Bei den IBU OEM stehen die Chancen für Stroemsheim-Erdal gut, sollten die Trainer das Duo erneut aufstellen.
Auch Stroemsheim hofft auf eine Titelverteidigung: „Für die Europameisterschaften hoffen wir, dass wir wieder als Team aufgestellt werden und Gold verteidigen können. Ich glaube, es war ein großer Vorteil, vor den Europameisterschaften in Arber noch einen Test in der Single-Mixed-Staffel laufen zu können und ein bisschen trainieren zu können.“
Bei den vielen herausragenden Athletinnen und Athleten, die in dieser Woche antreten, wird die Titelverteidigung definitiv eine Herausforderung. Ihre größten Rivalen aus Arber, die Teams aus Deutschland, Italien, Russland und Frankreich, sind vermutlich auf Rache aus.
Bleiben die Russinnen dominant?
Die russische Frauenmannschaft, die in Arber bis auf eines alle Einzelrennen gewonnen hat, wird diesen Trend fortsetzen wollen. Die Gesamtwertung der Frauen im IBU Cup wird von Valeriia Vasnetcova angeführt, Anastasia Shevchenko liegt auf Platz vier, und die russische Mannschaft wird zweifellos in jedem Wettkampf vorne mitmischen. Aber auch die Schwedin Elisabeth Hoegberg, die die IBU-Cup-Gesamtwertung im Vorjahr gewonnen hatte, ist hoffnungsvoll, ebenso ihre Mannschafskameradin Ella Halvarsson, die in der Gesamtwertung auf Rang sechs liegt.
Die französische Mannschaft ist zwar noch jung, schießt aber ausgesprochen gut und ist nach mehreren Top-sechs-Platzierungen nicht zu vernachlässigen. Die Zweitplatzierte in der IBU-Cup-Gesamtwertung, Lou Jeanmonnot, wird bei der Vergabe der Medaillen sicher ein Wörtchen oder zwei mitreden wollen. Auch Camille Bened, die mit einer Schellfeuereinlage in der gemischten Staffel in Arber von sich reden machte, ist eine Kandidaten für eine Top-Leistung.
OEM-Rennen
Den Start machen am 27. Januar die Einzelrennen. Wie schon in Arber zu sehen war, sind die Einzel immer für eine Überraschung gut. Bei vier Schießen, 20 km Laufstrecke bei den Männern und 15 km bei den Frauen ist kaum vorherzusagen, wer am Ende ganz oben auf dem Treppchen stehen wird. Am 30. Januar, einen Tag nach den Sprints, versprechen die Verfolger gepflegte und hochspannende Biathlon-Unterhaltung. Die gemischten Staffeln am Sonntag, den 31. Januar, sind die letzte Gelegenheit, noch eine IBU OEM-Medaille mit nach Hause zu nehmen.
Bedingungen vor Ort
Wegen zu warmen Wetters musste der IBU Cup in der letzten Saison aus Duszniki-Zdrój verlegt werden. Um eine solche Situation in diesem Jahr zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Weltmeisterschaften auf jeden Fall stattfinden können, haben die Organisatoren zwei Snowfactories gemietet, die in den letzten zwei Wochen auf Hochtouren gelaufen sind. Mit diesem Kunstschnee und glücklicherweise auch einigem Naturschnee obendrauf ist der Austragungsort jetzt perfekt vorbereitet auf die IBU Offenen Europameisterschaften in einer herrlichen Winterlandschaft.
Strenge Corona-Regeln
Wie alle anderen IBU-Veranstaltungen werden auch die OEM ohne Zuschauer vor Ort und unter Einhaltung der IBU-CoViD-19-Regeln ausgetragen, die für alle verbindlich sind. Dies bedeutet, dass die Teilnehmer regelmäßig getestet werden, unterschiedliche Interessensgruppen voneinander getrennt sind und strenge Hygieneauflagen zu beachten sind. Zudem muss beim Betreten der Blase ein negativer SARS-CoV-2-Test vorgelegt werden, der nicht älter als 72 Stunden ist. Während der Veranstaltung müssen alle Athletinnen und Athleten, Kampfrichterinnen und Kampfrichter sowie Trainerinnen und Trainer durchgehend Masken tragen, mit Ausnahme von Wettkampf und Training.
Livestream
Die IBU Offenen Europameisterschaften werden am Samstag und Sonntag auf www.biathlonworld.com im Livestream sowie auch von vielen Fernsehsendern übertragen. Der Wettkampfplan (alle Zeiten MEZ):
Mittwoch, 27. Januar
10:30 Uhr 15 km Einzel der Frauen14:15 Uhr 20 km Einzel der Männer
Freitag, 29. Januar
10:30 Uhr 7,5 km Sprint der Frauen14:00 Uhr 10 km Sprint der Männer
Samstag, 30. Januar
10:30 Uhr 10 km Verfolgung der Frauen13:00 Uhr 12,5 km Verfolgung der Männer
Sonntag, 31. Januar
10:30 Uhr Single-Mixed-Staffel (F+M)13:00 Uhr 4 x 6 km gemischte Staffel (F+M)