Lisa Theresa Hauser und ihr großes Comeback

Lisa Theresa Hauser entwickelte sich in den Saisons 2020/21 und 2021/22 mit ihren ersten BMW IBU Weltcupsiegen, einer IBU WM-Medaille und Platz drei in der Weltcupgesamtwertung 2022 von einer sehr guten zu einer Starbiathletin.

2021/22: „Meine beste Saison"

„Das war bisher meine beste Saison. Es war aufregend, aber auch sehr anstrengend. Ich verspürte viel Druck von außen, aber auch von mir selbst, in Pokljuka Medaillen zu gewinnen… Es ist einfach, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Es zu wiederholen, ist viel schwieriger. Aber ich habe es geschafft und war überglücklich. Ich habe mir gesagt: ‚Lisa, du hältst dem Druck stand‘. Die Olympischen Spiele waren enttäuschend mit dem vierten Platz im Sprint. Man will von Olympia nicht mit einem vierten Platz nach Hause fahren, aber ich habe akzeptiert, dass drei andere Mädels besser waren als ich an diesem Tag. Am Saisonende habe ich ja noch Rang drei in der Gesamtwertung belegt.“

In der Saison 2022/23 landete die Österreicherin auf Platz zehn in der Gesamtwertung mit zwei Podiumsplätzen – beides Siege. Doch es war nicht ihre beste Saison. Kurz vor dem Start der neuen Saison fühlt sich Hauser bereit für ein großes Comeback.

„Ein harter Sommer“

Sie sagte über die Probleme 2022/23: „Nach dieser tollen Saison fing ich mir im April (2022) Corona ein. Ich war sehr lange positiv und zwei Wochen lang sehr krank. Aus heutiger Sicht hätte ich eine längere Pause einlegen sollen, aber ich fing im Mai wieder an zu trainieren. Nicht die beste Entscheidung! Ich hatte danach einen harten Sommer. Alles lief in die falsche Richtung. Im Juli sagte ich meine Trainingslager ab, fuhr nach Hause und erholte mich. Doch ich war müde und fühlte mich selbst mit langsamen Ausdauereinheiten nicht gut. Im Oktober ging es bergauf und ich hatte einen guten Monat.“

„Einer der schönsten Tage meiner Karriere“

Hauser hoffte, über den Berg zu sein, und versuchte, sich vor dem Saisonstart nicht zu übernehmen. „Dann gewann ich (überraschend) den Sprint in Kontiolahti.“ Mit einem fehlerfreien Schießen ließ sie die Weltcupgesamtsiegerin Julia Simon, Lisa Vittozzi und Denise Hermann-Wick hinter sich. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal einen Sprint gewinnen würde und plötzlich hatte ich zwei Sprintsiege auf der Habenseite (nach Östersund 2021). Ich war überglücklich. Das hatte ich nicht erwartet und ich war sehr dankbar. Der Sieg in Le Grand Bornand (Massenstart) war einer der schönsten Tage meiner Karriere. Auf der letzten Runde sah ich mich kein einziges Mal um, weil ich Angst hatte, dass Lisa oder Julia mich noch überholen würden. Ich habe einfach alles gegeben!“

„Nach Oberhof war keine Energie mehr übrig“

Hauser hielt auch im Januar ihre Form, doch Oberhof war enttäuschend, mit einer Ausnahme: „Wir hatten Glück und sicherten uns Silber in der Single-Mixed-Staffel. Das war mir und meinem Team sehr wichtig. Nach Oberhof war keine Energie mehr übrig. Ich kam auf der Strecke nicht voran und konnte mich am Schießstand nicht konzentrieren. Ich wusste, dass mein Körper (aufgrund der verpassten Trainingseinheiten) nicht in der Lage war, die gesamte Saison hindurch gute Ergebnisse abzuliefern. Doch ich freue mich über die erreichten Leistungen.“

Nach zehn Jahren „an der Spitze“

Hausers erfolgreiche vergangene drei Saisons sind der Höhepunkt einer langen Karriere, die mit Silber und Bronze bei der IBU Junioren-WM vor zehn Jahren in Obertilliach begann. „In diesen zehn Jahren ist so viel passiert. Es ist schwer zu glauben. Ich bin gerade an der Spitze. Mein Erfolg als Juniorenathletin war toll, aber wenn man im Weltcup startet, sieht man, wie hart Biathlon sein kann. Hinter mir liegen einige sehr schwierige Jahre, aber auch einiger meiner besten Saisons.“

Drei Olympische Winterspiele, knapp 300 BMW IBU Weltcupstarts und ein Dutzend Treppchenplätzche haben die sorglose Juniorenathletin verändert. „Heute bin ich vor den Rennen nicht mehr so cool. Ich bin gestresster. Ich will mehr als vor zehn Jahren und nehme es nicht mehr so leicht. Als Juniorin liebt man den Wettkampf und reist gern an neue Orte. Das hat sich nicht geändert, aber ich erwarte jetzt mehr von mir. Biathlon war damals einfacher.“

„Außerhalb meiner Komfortzone“

Ein völlig anderer Frühlings- und Sommerverlauf als im vergangenen Jahr lässt Hauser optimistisch in Richtung Winter blicken. „Ich hatte einen guten Sommer und bin gesund geblieben, obwohl es im Mai immer hart ist, wieder mit dem Training zu beginnen. Aber nach April war ich erfrischt. Ich habe Urlaub gemacht und hatte Spaß mit meinen Freunden, die mich immer zum Lachen bringen. Wir können uns nicht sehr oft sehen, aber wenn es klappt, haben wir viel Spaß.“

Hauser will zurück an die Spitze und traf eine mutige Entscheidung. „Ich habe nach einem neuen Ansatz außerhalb meiner Komfortzone gesucht, mich mit neuen Leuten umgeben und trainiere jetzt viel mit dem schweizerischen Team. Mit (der schweizerische Damentrainerin) Sandra Flunger konnte ich immer über meine Probleme sprechen. Ich habe diesen Schritt gebraucht. Ich war motiviert und habe gute Trainingseinheiten abgeliefert. Bis jetzt ist es gut gelaufen.“

Neue Saison, neue Ziele

Nach einem soliden Sommertraining hofft Hauser, ein weiteres Karriereziel mit der immer besser werdenden österreichischen Damenstaffel zu erreichen. „Ein großer Wunsch von mir ist ein gutes Ergebnis der Damenstaffel. Ich träume von einem Treppchenplatz in der einzigen Disziplin, in der ich noch nie auf dem Podium stand. Alle Mädels in unserem Team arbeiten darauf hin und ich freue mich auf die Staffelrennen in diesem Winter.“

Obwohl sie in Hinblick auf ihre Form und Gesundheit optimistisch ist, gibt die österreichische Starathletin zu, dass ihre jungen, schnellen Rivalinnen es ihr unglaublich schwer machen, aufs Treppchen zu gelangen. „Es gibt viele starke Athletinnen. Das ist gut für den Sport (mit mehreren Treppchenanwärterinnen), macht es aber auch schwieriger für mich. Doch ich habe meine Ziele fest im Blick und will noch mehr Podiumsplätze einfahren.“

Fotos: IBU/Nordic Focus, Christian Manzoni, Jerry Kokesh

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