Anev und Oeberg gewinnen Einzel-Gold in Raubichi

Die IBU OECH starteten bei windigen und widrigen Bedingungen. Der Bulgare Krasimir Anev schaffte es mit nur einem Schießfehler und solidem Lauftempo durch das 20 km Einzel der Männer und konnte sich damit den Sieg sichern. Tarjei Boe hatte die schnellste Laufzeit, konnte seine insgesamt drei Schießfehler aber nicht kompensieren. Platz drei ging an Boes Landsmann Endre Stroemsheim, der ein souveränes Rennen ablieferte, zwei Liegendschießen sicher absolvierte und in jedem Stehendschießen einmal verfehlte. Hanna Oeberg aus Schweden lief im 15 km Einzel der Frauen auf flinken Kufen zu einer hart erkämpften Goldmedaille. Ukrainerin Yuliia Zhuravok auf Platz zwei sicherte sich den Sieg in der Einzelwertung der Frauen im IBU Cup und Kryuko schaffte mit einem dritten Platz einen guten Einstieg in die Heim-EM im Winter Olympic Sport Center von Raubichi.

Auf leisen Sohlen zum Sieg

Anev ging sein Rennen in gemäßigtem Tempo an, setzte im ersten Liegendschießen fünf Treffer und hing 41,5 Sekunden hinter dem hochmotivierten Boe zurück. Er verfehlte im ersten Stehendschießen einmal, aber der Wind hatte so vielen andern Athleten übel mitgespielt, dass er immer noch mit er fünftschnellsten Zeit auf die dritte Runde starten konnte. 

Boe nietete die Scheiben 6, 7, 8, 9 und 10 um und alles schien sich nur noch um eine Frage zu drehen: Wird der große Norweger verfehlen und wird er mehr als einmal verfehlen, denn auf der Strecke konnte niemand mit ihm mithalten?

„Ich bin sehr stark in das heutige Rennen gestartet,“ sagte Boe. „Ich habe mich auf den Skiern gut gefühlt, muss aber zugeben, dass ich im ersten Stehendschießen ein bisschen Glück gehabt habe. Der Wind war stark und völlig unberechenbar, und ich habe viel Zeit am Schießstand verbracht. Ich weiß aus Erfahrung, wie windig es in Östersund normalerweise ist, das war also ein guter Test für mich. Im Sprint werde ich die Sache aggressiver angehen.“

Ein Fehler zu viel für Boe

Im zweiten Liegendschießen verfehlte Boe zum ersten Mal. Aus dem Schießstand ging er immer noch als Tagesschnellster, und nur sein junger Mannschaftskamerad Stroemsheim kam auf weniger als eine Minute an ihn heran. Anevs innere Ruhe, scharfer Blick und ruhiger Abzugsfinger ermöglichten ihm erneut ein fehlerfreies Schießen, sodass er auf vier vorrücken konnte, immer noch eine gute Minute hinter Boe. Aber der zweimalige Weltmeister war bei den diesjährigen Offenen Europameisterschaften mit dem klaren Ziel angetreten, sich für die Medaillenjagd bei den IBU Weltmeisterschaften in Östersund im März vorzubereiten. Er wusste, wie er schon vor einem Tag gesagt hatte, dass es eine Top-5-IBU-Weltcupleistung braucht, um im IBU Cup zu gewinnen. Dann verfehlte er im letzten Stehendschießen gleich zweimal und damit einmal zu viel, denn Anev startete dann mit 37,3 Sekunden Vorsprung auf Boe in die letzte Runde.

„Ich wusste, dass ich nach dem letzten Schießen Erster war,“ sagte Anev. „Ich wusste auch, dass Tarjei auf der Strecke viel schneller ist als ich. Ich habe bis zum Ende gekämpft und habe es irgendwie geschafft, den Vorsprung ins Ziel zu bringen. Für uns Bulgaren sind Erfolge hier sehr wichtig. Wir haben uns zuhause in Belmeken auf diese Meisterschaften vorbereitet, wo es auch sehr windig ist. Das hat offensichtlich geholfen.“

Schon die Qualifikation für die norwegische Mannschaft ist schwer

Bronzemedaillengewinner Stroemsheim bewies, wie viele Talente Norwegen in der Hinterhand hat und wie schwer es ist, sich für ein internationales Rennen zu qualifizieren. Er ist in dieser Saison außerhalb von Norwegen nur beim IBU Cup 1 im schwedischen Idre angetreten und konnte in Raubichi trotzdem Bronze gewinnen.

„Ich bin froh, hier zu sein,“ sagte Stroemsheim. „Eine Medaille zu gewinnen ist noch besser. Es ist toll, mit jemandem wie Tarjei das Hotel zu teilen und zu sehen, wie der Tag von einem echten Champion aussieht. Ich habe hier gelernt, dass man sich nicht mehr als unbedingt nötig stressen sollte, wenn man erfolgreich sein will.“

Grossegger gewinnt Einzeltitel

Im Kampf um den IBU-Pokal-Einzelwertung der Männer war Sven Grossegger aus Österreich stärker als Fredrik Gjesbakk aus Norwegen. Er erzielte 99 Punkte auf Gjesbakks 95. Großegger wurde heute 14. und Gjesbakk 29.

Oebergs hart erkämpftes Gold

Hanna Oeberg, Einzel-Olympiasiegerin bei den Winterspiele in Pyeongchang 2018 und Schwedens größte Hoffnung für die IBU Weltmeisterschaften in Östersund, musste hart arbeiten, um im 15 km Einzel heute Gold zu gewinnen. 

„Das war wirklich nicht leicht,“ sagte Oeberg, die die BMW IBU Weltcups 7 und 8 ausgelassen hatte und stattdessen die Offenen Europameisterschaften als letzten Test vor Östersund mitläuft. „Ich bin schnell gestartet. Nach dem ersten Schießen dachte ich, dass ich die Bedingungen im Griff habe, aber der Wind war tückischer als gedacht. Beim ersten Stehendschießen und beim zweiten Liegendschießen habe ich verfehlt und war damit nicht so zufrieden.“

Der schwedische Star schien im letzten Schießen unsicher zu werden, setzte gleich den ersten Schuss daneben, doch dann besann sie sich auf das Mantra „einen Schuss nach dem anderen“, setzte vier Treffer und ging 11 Sekunden hinter Zhuravok, aber 22 vor Kryuko auf die Runde. Mit dem Wissen, dass Kryuko 9,2 Sekunden hinter Zhuravok ins Ziel gekommen war, hatte Oeberg ihr Schicksal nun in der Hand. Zum Schluss war sie eine Minute und 14 Sekunden schneller als Kryuko auf der Strecke und drei Minuten schneller als Zhuravok.

„Heute war ich schnell,“ sagte sie. „Ich bin immer noch nicht in Topform, deswegen bin ich mit diesem Sieg sehr zufrieden.“

Zhuravok gewinnt Einzelwertung im IBU Cup

„Das Einzel ist mein Rennen,“ sagte Zhuravok. „Ich bin eine gute Schützin und auf den Skiern nicht schnell genug, um in anderen Disziplinen aufs Podest zu kommen. Ich habe heute auch um den Sieg in der Einzelwertung der Frauen im IBU Cup gekämpft, und meine Beine waren nach dem letzten Schießen schon ganz weich. Zum Glück habe ich die Nerven behalten und bin vor meinen Kontrahentinnen ins Ziel gekommen. Ich bin sehr glücklich.“

Kryuko stärker als die Krankheit

Nachdem sie nach Trimester 2 krank gewesen war, konnte Kryuko erst wenige Tage vor den Rennen in Raubichi wieder trainieren. Sie wusste also nicht, wie stark sie wirklich sein würde.

„Meine Trainer haben mich heute beim Aufwärmen gefragt, ob ich mich gut genug fühle, um zu starten,“ sagte Kryuko. „Mir ging es gut und ich hab alles gegeben. Eine Medaille ist eine Medaille und ein guter Start für mich bei dieser EM. Ich fühle mich nicht wie der neue weißrussische Star, aber das Publikum unterstützt mich. Das gibt mir viel Kraft und ich bin dankbar dafür.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni

Teile die News!

Header iconAbonniere unseren Newsletter