Historischer Erfolg im Blick
Als Schlussläufer Jacquelin von seinem Teamkollegen Eric Perrot auf die Reise geschickt wurde, wusste er, dass er etwas Historisches schaffen konnte. Denn bis dato war es noch keiner Staffel gelungen, ein Rennen ohne einen einzigen Fehlschuss zu beenden. „Es war fast perfekt, vielleicht die beste Staffel, die wir je gelaufen sind. Wir wollen in der Staffel immer alles treffen. Als ich auf die Laufstrecke gegangen bin, hatte ich das im Hinterkopf. Ich habe mir gesagt: ‚Okay, bleib fokussiert, lass dich nicht ablenken.‘ Nach meinem Liegendschießen wollte ich weiter konzentriert bleiben und war überzeugt, dass wir die Null schaffen können. Stehend hatte ich zittrige Knie, habe aber mein Bestes gegeben.“
Stolzer Trainer
Angesprochen auf seine beiden Einsätze als Schlussläufer an zwei aufeinanderfolgenden Tagen meinte Jacquelin: „Das war ein spannendes Wochenende. Gestern war mein Ziel, andere Athleten einzuholen. Heute war es dagegen ein einsames Rennen, in dem wir hätten Geschichte schreiben können. Wir waren so nah dran. Aber ich denke, unser Coach kann trotzdem stolz sein.“
Norwegen, das in der letzten Saison im Weltcup jedes Staffelrennen gewonnen und nur bei den IBU-Weltmeisterschaften gegenüber Schweden das Nachsehen hatte, landete heute bei drei Nachladern mit einem Rückstand von 25,8 Sekunden auf dem zweiten Rang. Mit zehn Nachladern holten sich die Schweden den dritten Platz (1:37,8 Minuten zurück).
Deutschland musste sich nach einer Strafrunde, neun Extrapatronen und 2:03,9 Minuten Rückstand mit Rang vier begnügen. Dahinter kam Team USA mit 11 Nachladern und 2:58,6 Minuten Rückstand auf Platz sechs ins Ziel.
Dazwischen landete vor heimischer Kulisse die finnische Staffel, die insgesamt vier Nachlader benötigte und 2:46,4 Minuten hinter den Franzosen die Linie überquerte. Dieser fünfte Platz war eines der besten Ergebnisse in der Geschichte der finnischen Männer-Staffel. Schlussläufer Otto Invenius sagte: „Das war das beste Staffelrennen, dass ich je erlebt habe. Eines Tages werden wir auf dem Podium stehen!“
Bei der ersten Männer-Staffel der neuen Saison gingen insgesamt 22 Mannschaften an den Start. Bei kalten -4 °C an diesem dunklen Sonntagnachmittag gab es am Schießstand nur leichten Wind. Wenig überraschend ging Sturla Holm Lægreid nach einem perfekten Liegendanschlag als Erster zurück auf die Strecke. Stehend feuerten Lægreid und Claude die Patronen Schulter an Schulter ab und gingen nach tadelloser Schießleistung 13 Sekunden vor den Verfolgern zurück in die Loipe. Dann schlug das Pendel zugunsten der Franzosen aus. An der berüchtigten „Wand“ ließ Claude seinen norwegischen Kontrahenten stehen, sodass die Erfolgshoffnungen der Norweger einen ordentlichen Dämpfer erhielten. Beim ersten Wechsel schickte Claude seinen Teamkollegen Fillon Maillet 10 Sekunden vor Tarjei Bø auf die Runde. Von da an hatte das französische Quartett alles unter Kontrolle.
Nachdem Claude und Fillon Maillet jeweils alle zehn Patronen im Ziel unterbrachten und Frankreich mit 28 Sekunden Vorsprung auf Norwegen das brillante Schießen fortsetzte, schien der historische Erfolg erreichbar. Denn auch Perrot landete zehn Treffer und vergrößerte den Vorsprung vor den Norwegern beim letzten Wechsel auf 57 Sekunden. Mit dem zweimaligen Weltmeister Jacquelin blieb die erste fehlerfreie Staffel der Geschichte auch nach dem Liegendschießen in greifbarer Nähe, ehe die zwei Nachlader im stehenden Anschlag den Traum doch noch zerplatzen ließen. Trotzdem feierten die Franzosen einen überragenden Sieg.
Beim Überqueren der Ziellinie zeigte Jacquelin auf den „France“-Schriftzug auf seinem Ärmel und machte dadurch deutlich, welche Mannschaft den ersten Staffelsieg der Saison feiern durfte.
Fotos: IBU/Romans Koksarovs, Nordic Focus/Leo Authamayou