Wer ist eigentlich Filip Fjeld Andersen?

Filip Fjeld Andersen startete mit einem zweiten Platz beim Sprint in Arber in die IBU-Cup-Saison 2020/21, 1053 Tage nach seiner Silbermedaille bei der IBU Jugend-und Juniorenweltmeisterschaft 2018 und 684 Tage seit seinem letzten Rennen im IBU Junior Cup. Doch sein Sprint zeigte, dass die wenige Wettkampferfahrung seinem Talent und Können kaum geschadet hatte. Am Saisonende hielt Andersen die Großen Kristallkugeln für den Gesamtsieg im IBU Cup und in der Sprintwertung in Händen.

„Ein Leben lang Skifahren“

Wie die meisten Kinder probierte Andersen verschiedenen Sportarten aus. In typisch norwegischer Manier stand er schon als Kleinkind auf Skiern. „Ich habe fast jeden Sport probiert: Fußball, Radrennen, Laufen, Skifahren. Ich war ein ziemlich guter Radfahrer, vor allem mit dem Mountainbike. Meine Mutter und meine Vater waren beide Skifahrer. Ich habe mit eineinhalb Jahren damit begonnen. Biathlon habe ich erst mit 12 ausprobiert. Ich erinnere mich an mein erstes Rennen, denn ich wurde bei einem Biathlonfestival mit über 1000 Teilnehmern Zweiter. Das war gigantisch, denn ich hatte erst vor weniger als einem Jahr mit Biathlon angefangen.“

Der Einfluss des Biathlonsports

Filips Bruder Aleksander beeinflusste seine Biathlonkarriere. Die beiden Brüder Aleksander und Filip landeten im ersten IBU-Cup-Sprint letztes Jahr sogar auf Rang eins und zwei. „Ich habe immer zu ihm aufgesehen und wollte ihm alles nachmachen. Als ich mit Skifahren und Biathlon begann, habe ich immer versucht, mit ihm mitzuhalten. Das war schwer, aber ich habe mein Bestes gegeben, um dasselbe zu erreichen wie er… Als wir zum ersten Mal zusammen auf dem Podest standen, was das etwas Besonderes. Die Trainer sagten mir auf der Strecke, dass Aleks in Führung lag und ich auf Rang zwei. Das zu hören und es dann im Ziel zu sehen, was unglaublich!“

Drei Herzoperationen

Nach seinem Erfolg bei der JJWM 2018 brachten Herzprobleme Andersens Karriere für mehr als 1000 Tage zum Erliegen. „Es wurde Vorhofflimmern diagnostiziert. Das zerstörte viele meiner Rennen. Ich musste mich drei verschiedenen Operationen unterziehen. Dann brach ich mit vor der Saison 2019 auch noch den Knöchel und musste einige Monate pausieren. Seit vergangenem Mai funktioniert mein Herz endlich wieder richtig und ich spüre nichts mehr davon.“

Die schweren Herzprobleme ließen ihn zweifeln, ob seine Sportlerkarriere vielleicht schon am Ende war. „Nach der ersten Operation war ich nicht so pessimistisch. Es ist normal, dass man nicht alles beim ersten Mal beheben kann. Nach dem zweiten Mal habe ich zwei bis drei Monate nichts gemerkt. Dann kamen die Probleme zurück, schlimmer als zuvor. Damals dachte ich, auch die dritte OP würde nichts bringen und ich müsste mir danach eine andere Beschäftigung suchen. Aber ich wollte den Sport nicht aufgeben. Die Frage war: Welchen Sport kann ich mit einem Herzfehler betreiben?“

Traumsaison

Endlich wieder gesund startete der 21-Jährige ohne Erwartungen in die neue IBU-Cup-Saison. Zwei Siege, ein zweiter und ein dritter in den sechs Wettkämpfen im Hohenzollern Skistadion Platz änderten das. „Mein Hauptziel der vergangenen Saison war die JJWM. Dann kam ich nach Arber und lieferte ziemlich gute Rennen ab. Der Rest der Saison war wie ein Traum. Ich konnte mich entspannen und einfach tun, was ich liebte. Ich habe es genossen und keinen Druck verspürt. Im letzten Jahr war ich noch Juniorenathlet. Niemand erwartete von mir, so gut abzuschneiden.“

Sprint: „zwei Mal schießen, nicht vier Mal!“

Andersens Sprinterfolge (drei Siege, ein zweiter, fünfter, sechster und neunter Platz) waren der Motor seiner überragenden Debütsaison. Das Beste an seiner Lieblingsdisziplin ist, „dass man nur zwei Mal schießen muss, nicht vier Mal! Der Sprint ist cool, weil er so intensiv ist. Man hat keine Zeit, sich auszuruhen. Es sind nur 10 km und man muss jede Runde schnell laufen. Ich kann mich sehr gut selbst antreiben. Mit nur zwei Schießeinlagen ist es nicht so schwierig, konzentriert zu bleiben.“

Lektionen am Schießstand

Trotz seiner Sprinterfolge hat Andersen manchmal Probleme am Schießstand. Laut Andersen, sind diese Aussetzer „dem Mangel an Erfahrung und Konzentration“ geschuldet. „Ich weiß, ich kann fast immer fehlerfrei schießen. Aber in meinem Kopf kreisen die Gedanken, wenn ich (an den Schießstand) komme. Im Einzel bei der Europameisterschaft kam ich zum letzten Schießen und dachte: ‚Oh verdammt, ich liege super gut‘, aber aufgrund mangelnder Erfahrung konnte ich nicht so ruhig bleiben wie bei den drei vorangegangenen Schießeinlagen. Ich schoss drei Fehler. Aber ich habe in der Saison viel gelernt. Jedes Rennen war eine neue Erfahrung für mich. Ich bin daran gewachsen.“ Andersen hat auch gelernt, „dass man sich nicht mehrere schlechte Rennen leisten kann. Man muss jedes Mal ein gutes Rennen abliefern.“

In diesem Sommer konzentriert sich Andersen darauf, stärker zu werden und mehr Scheiben zu treffen. „Ich werde ruhig trainieren und versuchen, meine Schießkünste zu verbessern. Beim Schießen ist noch viel Luft nach oben. Ich muss nur herausfinden, was für mich am besten funktioniert.“

Den Druck genießen

Andersen hätte nie gedacht, dass er die IBU-Cup-Gesamtwertung gewinnen könnte. Es war schließlich seine erste Saison seit einigen Jahren. Vor dem letzten Saisonsprint in Obertilliach lag er nur 11 Punkte vor dem Deutschen Philip Nawrath. Dann setzte sich Nawrath an die Spitze. „Dieses Wochenende war nervenaufreibend. Ich war in Führung, aber nur knapp. Ich wusste, ich musste gute Rennen zeigen, um die Kristallkugel zu sichern. Erst an diesem Wochenende habe ich mir erlaubt, auf den Gesamtsieg zu hoffen. Als die Wettkämpfe begannen, war der Druck weg. Ich habe es einfach genossen, vor allem das vorletzte Rennen, als ich dachte, ich hätte die Kristallkugel an Nawrath verloren. Der letzte Tag hat einfach nur Spaß gemacht. Ich habe jeden Meter und jeden Schuss genossen. Ich denke, es war das beste Rennen, das ich unter diesen Umständen und dem Druck je absolviert habe. Im Ziel abzuwarten, war hart. Ich wusste, Nawrath durfte nicht besser als Rang 12 platziert sein, damit ich gewinne. Er landete auf Platz 17… Die beiden Kristallkugeln zu gewinnen, war unglaublich. Das hätte ich nie erwartet. Aber es ist nur ein Schritt auf meinem Weg in den Weltcup. Ich will irgendwann die Große Kristallkugel in Händen halten.“

Neben den zwei Titeln verdiente sich Andersen noch einen Startplatz beim Weltcupfinale ist Östersund und sowie bei der Saisoneröffnung 2021/22. „Es war lustig, aber brutal. Ich war total ausgelaugt. Aber es war gut, diese Erfahrung vor der kommenden Saison zu sammeln. Jetzt weiß ich, was auf mich zukommt.“

Filips abschließende Gedanken:

Das erste, was ich am Saisonende getan habe: nach Hause fahren, nicht trainieren, schlafen

Wie verbringt man am besten einen Entspannungstag: Auf dem Golfplatz. Ich bin ein passionierter Golfer.

Lieblingsessen nach einem harten Trainingstag: Pasta mit Pesto

Rollerski, Laufen oder Fahrradfahren: Mountainbiking und Fahrradfahren

Wenn Sie kein Biathlet wären, was würden Sie gerade tun: Ich würde Vollzeit studieren. Im Moment studiere ich Rechtswissenschaften.

Am meisten genutzte App auf dem Smartphone: Snapchat

Mein Vorbild im Biathlonsport: Martin Fourcade. Ich bewundere, was er erreicht hat.

Abends ist die richtige Zeit für Filme, Freunde, Bücher oder: Mit Freunden entspannen.

Beenden Sie diesen Satz: Filip Fjeld Andersen ist: der nächste…

Fotos: IBU/ Harald Deubert, Igor Stančík, Filip Fjeld Andersen

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