Verfolgung: Start-Ziel-Sieg für JT Bø

Auch drei Fehlschüsse konnten Johannes Thingnes Bø beim Jagdrennen der Männer über 12,5 km nicht stoppen. In Kontiolahti feierte der Norweger einen eindrucksvollen Start-Ziel-Sieg und stand damit zum zweiten Mal in der jungen Saison ganz oben auf dem Treppchen. Mit seiner Siegerzeit von 32:44,4 Minuten war er 19,2 Sekunden schneller als sein Teamkollege Sturla Holm Lægreid, der nach zwei Strafrunden Zweiter wurde. Der dritte Platz ging an den Franzosen Emilien Jacquelin (47,3 Sekunden zurück), der nach ebenfalls zwei Strafrunden sein erstes Podium der Saison feierte.

Schwieriges letztes Schießen

Nach seinem ersten Doppelsieg aus Sprint und Verfolgung in diesem Winter schilderte JT Bø seine Eindrücke vom Schießstand: „Die erste Serie war sauber und perfekt. Bei der zweiten brauchte ich etwas länger, bin aber ohne Fehler geblieben. Dann wurde das Rennen wegen des Schnees härter. Am Schießstand wollte ich den richtigen Rhythmus finden. Doch beim letzten Schießen habe ich einen Fehler zu viel gemacht, daher wurde es nochmal richtig hart.“

Blick voraus

Als er nach Verlassen der Strafrunde noch immer in Führung lag, fühlte er sich etwas erleichtert. „Man versucht schon, die Konkurrenten im Blick zu behalten. Ich konnte hören, dass die anderen auch Fehler machten. Daher habe ich dann einfach Vollgas gegeben. Das war heute sicher nicht optimal und beim nächsten Verfolger muss ich mich verbessern. Die zwei Fehler zum Schluss hätten nicht sein müssen. Heute freue ich mich zwar über den Sieg, aber ich hätte das anders lösen können.

Rennen in Gelb

JT Bø war mit seinem zweiten Sieg und der Verteidigung des Gelben Trikots hochzufrieden. „Ich bin froh, die Linie als Erster und mit dem Gelben Trikot überquert zu haben. Davon träumt man als Kind. Ich will den heutigen Tag mit allen Emotionen genießen, weil so etwas nicht allzu häufig vorkommt.“

Der Schwede Sebastian Samuelsson kam wie bereits gestern auch heute als Vierter ins Ziel (1:12,7 Minuten zurück). Fünfter wurde Roman Rees (Deutschland, 1:20,7 Minuten zurück), dahinter folgte Samuelssons Landsmann Jesper Nelin auf Position sechs (1:32 Minuten zurück). Alle drei handelten sich drei Strafrunden ein.

Perfekte Leistungen im Liegendanschlag

Beim ersten Verfolgungsrennen der Saison startete JT Bø erstmals in diesem Winter im Gelben Trikot. Bei leichtem Schneefall und -5 °C lief der Norweger die erste Runde kontrolliert, schoss mit Bedacht und räumte alle fünf Scheiben ab. Gleiches gelang auch Lægreid, Samuelsson und den neun Athleten dahinter. Nach der ersten Serie hatte JT fast 20 Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann und weitere 30 auf die drei danach folgenden Biathleten.

Trotz moderatem Wind, der von rechts nach links über die Schießanlage wehte, änderte sich beim zweiten Liegendanschlag nichts an der Spitze: Johannes Thingnes Bø blieb vor Lægreid, Jacquelin und Samuelsson, die allesamt die Null schossen.

Jacquelin mit Schießen zufrieden

Jacquelin war mit seiner Herangehensweise ans Schießen zufrieden: „Mein Schießen heute war ganz gut. Für eine aggressive Schnellfeuereinlage hat mir etwas das Selbstvertrauen gefehlt. Doch wenn ich weiter gut arbeite, wird auch das Ergebnis gut. So gehe ich die Sache aktuell an. Je mehr Wettkämpfe ich bestreite, desto besser fühle ich mich.“ Während die Abstände nahezu unverändert blieben, fiel allein Rees nach einem Fehlschuss auf den fünften Platz zurück.

JT im Angriffsmodus

Lægreid und die beiden Verfolger dahinter verloren auf der Runde zum ersten Stehendanschlag ein paar Sekunden, während JT bei zunehmendem Schneefall spürbar aufs Tempo drückte. Bei seiner dritten Serie verfehlte allerdings die vierte Patrone das Ziel, sodass die Scheibe schwarz blieb. Zu seiner Aggressivität meinte der Träger des Gelben Trikots: „Ich bin in guter Verfassung. Ich muss nichts verteidigen, ich kann sowohl in der Spur als auch am Schießstand angreifen. Ich spüre das Selbstvertrauen.“

Bei Lægreid war es der fünfte Schuss, der knapp daneben ging, sodass sein Rückstand auf 27 Sekunden anwuchs. Jacquelin räumte indes alle Scheiben schnell und sicher ab und ging 10 Sekunden hinter dem Norweger zurück in die Loipe. Samuelsson blieb nach einer Strafrunde Vierter.

Auf der Runde zum letzten Schießen hatte JT alles unter Kontrolle. Unterdessen holte Jacquelin immer weiter auf und war nach dem letzten Anstieg nur noch 3 Sekunden hinter Lægreid. JT setzte die erste und die fünfte Patrone neben das Ziel, Lægreid die vierte, sodass er vor der Schlussrunde noch 12,3 Sekunden Rückstand hatte.

Ein Fehler zu viel

Lægreid war bewusst, dass er nach seinem Duell mit Jacquelin nur geringe Chancen hatte: „Ich hatte nur eine kleine Chance auf den Sieg, doch der eine Fehlschuss war am Ende einer zu viel. Auf der vorletzten Runde kam Emilien immer näher. Ich wollte ihn nicht zu weit nach vorn ziehen, weil mit JT schließlich mein Teamkollege führte. Wenn ich nicht gewinnen kann, dann soll der Sieg zumindest in unserem Team bleiben. Daher wollte ich es Emilien nicht zu leicht machen. Auf dem Weg zur Schießanlage musste ich schon etwas powern, um meinen Vorsprung zu behalten. Am Abzug wollte ich effizient sein, ohne zu viel Risiko einzugehen. Nach dem Fehler wusste ich, dass die Siegchancen zunichte sind.“

Jacquelin und das Gewehr

Als Jacquelin die Chance auf die Führung hatte, verfehlte er zwei Scheiben. Er blieb aber komfortabler Dritter, als es für ihn auf die Schlussrunde ging.

Der zweifache Verfolgungsweltmeister hatte beim letzten Schießen einige Probleme mit seiner Waffe. „Beim vierten Durchlauf war ich ganz schön nervös. Mein Gewehr war wie eingefroren. Daher war das Schießen schwierig für mich. Ich habe versucht, ruhig zu bleiben, aber die Nervosität war stärker. Letzten Endes bin ich aber wirklich zufrieden mit all meinen Rennen. Läuferisch und vom Selbstvertrauen her passt es. Es fühlt sich gut an, die Woche in Kontiolahti mit diesem Resultat zu beenden.“

Sonne oder Schnee?

Nun freut sich der Franzose, dass es morgen in Richtung Süden geht – wo mehr Zuschauer warten und er die Sonne wieder sieht, die sich in Finnland doch recht rar gemacht hat. „Dieses Wetter liegt mir überhaupt nicht. Ich bin Franzose, ich mag die Sonne lieber. Außerdem gefällt mir, wenn viele Zuschauer an der Strecke sind, so wie in Le Grand-Bornand.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Hendrik Osula

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