JT Boe holt Sieg im Einzel in Ruhpolding

Der Norweger Johannes Thingnes Boe musste zwei Minutenstrafen in Kauf nehmen, pflügte aber mit einer unvergleichlichen Geschwindigkeit durch den weichen Schnee und sicherte sich an diesem Nachmittag in Ruhpolding den Sieg im Einzel der Herren über 20 km in 48:48,4. Sein Teamkamerad Vetle Sjaastad Christiansen lag lange in Führung. Er patzte nur einmal beim letzten Stehendschießen, tat sich aber schwer auf der Schlussrunde und wurde am Ende Zweiter, 9,9 Sekunden hinter Boe.

„Eins der schwersten Rennen“

JT nannte seinen achten Saisonsieg „eins der schwersten Rennen der Saison aufgrund des tiefen Schnees, der schwierigen Bedingungen und den Stromproblemen. Es war hart für die Athleten. Hoffentlich wird es in den anderen Rennen nicht auch so sein.“

Selbstbewusste Leistung

JT Boe zieht sein Selbstbewusstsein aus seiner phänomenalen Laufleistung. „Es verleiht mir sehr viel Selbstbewusstsein, aber in Rennen wie dem Einzel mit Strafminuten hilft es nicht so viel. Drei Schießfehler verwandeln sich in drei Strafminuten und dann liegt man schnell auf Rang 40 oder 50.“

Patzer beim letzten Schießen kann alles kosten

Auf die Frage, ob er dachte, er hätte den Sieg mit seinem Patzer beim letzten Schießen verschenkt, antwortete er: „Ja, ich dachte, ich würde vom Podium auf Rang sieben oder acht zurückfallen. Ich war ziemlich niedergeschlagen nach dem letzten Schießen. Und dann sehr überrascht. Ich habe mir die Ergebnisse angesehen, als ich beim Umziehen war. Ich lag immer noch auf Rang eins. Das konnte ich nicht glauben!“

Der Slowene Jakov Fak blieb als einziger im ganzen Feld fehlerfrei und landete 29,7 Sekunden hinter Boe auf Rang drei. Es war seine beste Saisonplatzierung bisher und der erste Treppchenplatz seit er im Massenstart in Antholz 2021 Dritter wurde.

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Biathlon „ist ein Teil von mir“

„Ich bin sehr stolz und glücklich, dass ich noch dabei bin, denn das ist ein sehr großer Teil von mir. Ich will noch lange Biathlon betreiben. Es ist wunderbar, auf dem Podest zu stehen und Anerkennung für die harte Arbeit zu erhalten.“

JTs Teamkollege Sturla Holm Laegreid wurde Vierter mit einem Rückstand von 42,8 Sekunden. Platz fünf ging an den Italiener Tommaso Giacomel mit einem Abstand von 56, 3 Sekunden. Benedikt Doll aus Deutschland landete ebenfalls 56,3 Sekunden hinter Boe auf Rang sechs. Alle drei leisteten sich jeweils einen Fehler.

Weicher Schnee; Fehler beim ersten Schießen

Dieser traditionelle Wettkampf in der Mitte der Ruhpolding-Woche fand bei frühlingshaften Temperaturen um 4°C statt. Ein weißes Band aus weichem Schnee wand sich durch die braune und grüne Landschaft, während die Windfahnen nur leicht am Schießstand wehten. Der Tag begann nicht gut für den Träger des Gelben Trikots mit Startnummer 3. Er ließ beim ersten Liegendschießen eine Scheibe stehen und fiel gleich zu Beginn zurück. Seine Teamkollegen Laegreid und Christiansen stellten allerdings sicher, dass Norwegen die Tabelle beherrschte. Sie blieben fehlerfrei und lagen auf den Rängen eins und zwei. Fabien Claude schob sich nach seiner sauberen Schießeinlage zwischen die Norweger, konnte danach aber nicht mehr ins Geschehen eingreifen.

JT: „Großartiges Schießen“

JT machte seinen Liegendpatzer wieder wett, indem er eine schnelle zweite Runde lief und beim Stehendschießen rasch alle Scheiben abräumte. „Ich war bereit, bevor ich zu feuern begann. Nach dem ersten Treffer lud ich nach… und ließ es einfach fließen. Ein großartiges Schießen.“

Giacomel schaffte 10/10 und ging mit 28 Sekunden in Führung. Laegreid zog nach, lag aber 5,2 Sekunden zurück. Auch Christiansen schoss perfekt und schob sich ganz nach vorn.

Christiansen ohne Fehl und Tadel

Als der Träger des Gelben Trikots zum zweiten Liegendschießen kam, lag er vor den beiden Athleten, die 30 Sekunden und eine Minute vor ihm gestartet waren. Dieses Mal blieb JT fehlerfrei und ging in Führung, da der junge Italiener eine Scheibe verfehlte. Laegreid zeigte 15/15 und schob sich 3 Sekunden vor JT. Christiansens Lauf ging weiter. Er schaffte fünf perfekte Schüsse und setzte sich 23 Sekunden vor Laegreid.

Fehler beim letzten Schießen: „Der Teufel im Biathlon“

JTs Chancen, doch noch den Sieg einzufahren, schwanden, als er beim letzten Stehendschießen eine Scheibe verfehlte. Vor den letzten 4 km lag Christiansen nur 6,9 Sekunden vor seinem pfeilschnellen Kollegen. „Ab jetzt nenne ich es den Teufel im Biathlon – dieser letzte Schuss. Kann man 100% zufrieden sein, wenn man den letzten Schuss daneben setzt? Keine Ahnung. Aber wenn ich mir meine Stehendleistung in dieser Saison so ansehe, muss ich mit neun Treffern zufrieden sein, denn ich weiß, es kann viel schlimmer kommen. Auch, wenn mich der letzte Schuss heute den Sieg gekostet hat, bin ich glücklich, denn ich habe entschieden, beim letzten Schießen anzugreifen. Dafür wurde ich leider etwas bestraft. Ich habe zu schnell abgedrückt. Das nächste Mal werde ich es aber wieder versuchen und hoffentlich klappt es dann.“

Kurz danach zeigte Fak, der während des gesamten Rennens unter den besten Sieben lag, 20/20 und setzte sich 5,2 Sekunden hinter dem Führenden auf Platz zwei. Fak war sehr zufrieden mit „dem Schießen. Es waren keine leichten Bedingungen. Ich hatte einige Probleme am Schießstand seit Saisonbeginn. Ich habe einige sehr gute Ergebnisse am Schießstand vermasselt.“

JT fährt zum Sieg

Bei der Zwischenzeitnahme bei Kilometerpunkt 18,1 lag JT wieder vor vorn, da Christiansen JTs unfassbarer Laufleistung nichts entgegen zu setzen hatte. Laegreid war Dritter, doch Fak war noch nicht geschlagen. 700 Meter vor dem Ziel, nach dem letzten Anstieg, betrug der Vorsprung 6,5 Sekunden. Christiansen sah ziemlich müde aus, als er auf die Zielgerade kam und sich auf Rang zwei einreihte. Fak hatte Probleme mit den immer tiefer werdenden Bedingungen auf der Schlussrunde, erkämpfte sich aber noch Platz drei und stieß Laegreid damit vom Podium. Der Norweger wurde Vierter.

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Igor Stančík

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