Lisa Vittozzi sichert italienischer Frauenstaffel die Goldmedaille

Lisa Vittozzi sicherte der italienischen Frauenstaffel durch zehn fantastische Treffer WM-Gold über die 4x6 km. Zusammen mit ihren Teamkolleginnen Samuela Comola, Dorothea Wierer und Hannah Auchentaller führte sie Italien nach 1:14:39,7 Stunden als Erste über die Ziellinie von Oberhof. Dabei benötigten die Italienerinnen lediglich zwei Nachlader – das beste Schießergebnis einer Staffel in dieser Saison. Schlussläuferin Denise Herrmann-Wick brachte Deutschland vor heimischer Kulisse nach insgesamt sechs Nachladern mit 24,7 Sekunden Rückstand auf den Silberrang. Die schwedischen Frauen holten mit elf Nachladern, zwei Strafrunden und 55,7 Sekunden Rückstand wie schon zuvor die Männer Bronze.

Erstes italienisches Staffelgold

Für Vittozzi war das erste italienische Staffelgold bei IBU-Weltmeisterschaften „einfach nur überwältigend. Es war ein sehr hartes Rennen heute, aber wir wussten, dass wir ein gutes Ergebnis abliefern können. Wir sind überglücklich.“

Strategie beim Stehendschießen

Nach dem Zieldurchlauf erklärte die italienische Schlussläuferin ihre Strategie im Duell gegen Herrmann-Wick beim letzten Stehendanschlag: „Ich wusste, dass mein Stehendschießen sehr gut ist. Daher war ich bereit, volles Risiko zu gehen und sie unter Druck zu setzen. Mir war klar, dass Denise die schnellere Läuferin ist, daher habe ich die Entscheidung am Schießstand gesucht.“

Vierte Medaille für Vittozzi

Vittozzi holte sich mit dem Staffelgold bereits ihre vierte Medaille in Oberhof, wodurch sie aktuell erfolgreichste Athletin bei dieser WM ist. Später sagte sie: „Vor dem Wettkampf gehörten wir vielleicht nicht zu den Top-Favoritinnen, aber heute hat alles gepasst. Die Schlussrunde war unglaublich, das letzte Stehendschießen ein Traum. Am Birxsteig habe ich realisiert, dass wir gewinnen können. Diese Weltmeisterschaften laufen perfekt für mich, auch wenn ich letztes Wochenende krank war.“

Rang vier ging mit zwölf Nachladern und einer Strafrunde bei einem Rückstand von 1:31,6 Minuten an Frankreich. Zwölf Nachlader und 2:08 Minuten Rückstand bedeuteten für Österreich den fünften Platz und damit das beste Ergebnis in einer Frauenstaffel bei IBU-Weltmeisterschaften. Nach 13 Nachladern und vier Strafrunden kamen die Norwegerinnen mit einem Rückstand von 2:20,9 Minuten als sechstes Team ins Ziel.

Header iconBMW IBU World Championships Oberhof Women's 4 X 6 km Relay

Italien übernimmt Führung von Schweden

Die äußeren Bedingungen waren beim Rennen am Nachmittag gegenüber der Männerstaffel am Vormittag nahezu unverändert: Anhaltender Nieselregen und Böen am Schießstand stellten die Athletinnen vor einige Herausforderungen. Trotz der teils heftigen Winde kamen sieben der ersten zehn Teams beim ersten Liegendschießen ohne Nachlader aus. In der Führungsgruppe waren auch Italien, Frankreich, Deutschland und Norwegen vertreten. Nachdem Linn Persson bei ihrer ersten Einlage zweimal nachladen musste, zeigte sie sich stehend genauso wie Samuela Comola (+6,6 Sekunden) und Vanessa Voigt (+8,7 Sekunden) tadellos und setzte sich an die Spitze.

Bis zum ersten Wechsel rückte das Feld wieder näher zusammen, wobei Persson als Erste an Anna Magnusson übergab. Knapp dahinter folgten fünf weitere Staffeln in kurzen Abständen, darunter Italien. Anaïs Chevalier-Bouchet und Dorothea Wierer benötigten liegend nur fünf Patronen für ihre Scheiben und gingen auf den Positionen 1 und 2 zurück in die Loipe. Magnusson und Ingrid Landmark Tandrevold folgten nach jeweils einer Zusatzpatrone kurz dahinter. Stehend kam Wierer am besten mit dem Wind zurecht und musste lediglich einmal nachladen, während ihre Konkurrentinnen allesamt ärgere Probleme hatten. Einzige Ausnahme: Hanna Kebinger. Chevalier-Bouchet verließ mit 26 Sekunden Rückstand das Stadion, gefolgt von der DSV-Athletin und Magnusson, die nach zwei Strafrunden 1:05 Minuten hinter der Führenden zurück auf die Strecke ging.

Polster von 21 Sekunden

Wierer schickte Auchentaller mit 21 Sekunden Vorsprung vor Frankreich mit Chloé Chevalier auf die Runde. Dahinter folgten Deutschland (+42 Sekunden) und Schweden (+53 Sekunden). Die Italienerin ließ sich bei ihrer Liegendeinlage nicht aus der Ruhe bringen und landete fünf Treffer, wodurch sie ihre Führung auf Deutschland und Frankreich auf 31 bzw. 34 Sekunden ausbaute. Stehend benötigte die Italienerin eine Nachladepatrone und behauptete damit die Spitze vor Deutschlands Sophia Schneider, die 16 Sekunden dahinter folgte. Unterdessen schob sich Elvira Öberg trotz zweier Nachlader auf den dritten Rang nach vorn.

Wertvolle Erfahrung in Antholz

Die 21-Jährige Auchentaller sagte, dass die Staffelerfahrung beim letzten Weltcup ihr heute enorm geholfen hat: „In Antholz ging es mir in der Staffel ähnlich, da war ich beim Stehendanschlag sehr nervös. Ich habe meine Lehren aus dieser Situation gezogen und versucht, mich einzig und allein auf mich zu konzentrieren. Das hat sich ausgezahlt, auch wenn es nicht leicht war – vor allem vor dieser Kulisse. Ich glaube, ich habe meine Sache ganz gut gemacht und bin froh, dass ich in Führung liegend an Lisa übergeben konnte.“

Vittozzi ging mit 5,6 Sekunden Vorsprung auf Herrmann-Wick und 38 Sekunden auf Hanna Öberg in ihr Rennen. Bei Gegenwind legte die Italienerin ein schnelles und perfektes Liegendschießen hin. Die Lokalmatadorin blieb ebenfalls fehlerfrei, ließ sich jedoch etwas mehr Zeit. Der Abstand zwischen den beiden Führenden blieb mit 5 Sekunden konstant. Hanna Öberg musste zwei Extrapatronen bemühen, behauptete sich aber zehn Sekunden vor Julia Simon. Vor dem letzten und alles entscheidenden Stehendschießen setzte sich Herrmann-Wick vor Vittozzi. Die Italienerin legte eine wahre Schnellfeuereinlage mit fünf sauberen Treffern hin und ging mit 31 Sekunden Vorsprung auf die letzte Schleife, wodurch Gold so gut wie sicher war. Auf der letzten Abfahrt feierte sie bereits den Sieg und reckte beim Überqueren der Ziellinie beide Zeigefinger in die Luft. Italien gewann damit zum ersten Mal in der WM-Geschichte Staffelgold bei den Frauen.

Saisonziel erreicht

Herrmann-Wick, die beim letzten Stehendschießen zweimal nachladen musste, sicherte Deutschland Silber, während Hanna Öberg mit fünf sauberen Treffern Bronze für Schweden nach Hause lief. Deutschlands Vorzeigeathletin war stark beeindruckt von den Leistungen ihrer jüngeren Teamkolleginnen, durch die das DSV-Quartett eines seiner Saisonziele erreichte: „Es ist super, wie sich die Mädels gegenüber dem Vorjahr gesteigert haben. Sie gehen den Wettkampf offensiv und angriffslustig an. Ihre Motivation ist wirklich beeindruckend. Die Medaille freut mich riesig für das gesamte Team. Und damit meine ich nicht nur uns vier. Hier eine Medaille zu gewinnen, war unser großes Ziel und hat uns das ganze Jahr über sehr motiviert.“

Schwedischer Rekord

Die Einzel-Weltmeisterin vom Mittwoch hatte gehofft, noch weiter nach vorn zu kommen, nachdem ihre Schwester die Schwedinnen wieder in den Medaillenkampf zurückgebracht hatte. Wenngleich sich diese Hoffnung nicht erfüllen sollte, sicherte Hanna Öberg dem schwedischen Team die achte Medaille. So viel hatte das Land noch nie zuvor bei einer IBU-Weltmeisterschaft gewonnen. „Meine Position war relativ aussichtsreich. Ich hatte das Gefühl, dass eine bessere Platzierung noch möglich ist, und war sehr froh, dass Elvira einige Sekunden herauslaufen konnte. Mit meinem Abschnitt bin ich sehr zufrieden, vor allem mit dem Stehendschießen. Schweden feiert einen neuen WM-Rekord, das genieße ich einfach.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Bjorn Reichert

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