Igor Malinovskii: Biathlet und... Pilot

Manch einer liebt das Meer, den anderen zieht es immer wieder in die Berge. Und dann gibt es noch die, die vom Himmel und seiner grenzenlosen Weite träumen, die gern den Steuerknüppel in der Hand haben und das Gefühl der Schwerelosigkeit genießen. Der 21-jährige Igor Malinovskii, seines Zeichens erfolgreichster Biathlon-Junior, ist einer von diesen Menschen, die sich das Leben nicht ohne den Himmel vorstellen können... oder ohne Biathlon.

Zwei Leidenschaften

Igors Liebe zum Fliegen ist angeboren. Malinovskiis Vater ist Pilot, und so lange der Athlet zurückdenken kann, ist er schon ein „Himmelsstürmer“. Er träumte von Flügen in die weite Ferne, dem spektakulär schönen Blick aus dem Helikopter-Cockpit, stellte sich vor, wie die schwere Maschine seinem Willen gehorcht und in den Himmel steigt. Malinovskii träumte vom Himmel, doch nachdem er sich auch in den Biathlon verliebt hatte, versucht er nun, die beiden großen Leidenschaften in seinem Leben unter einen Hut zu bringen.

Den Himmel erobert

Die Leidenschaft fürs Fliegen entwickelte der zukünftige Biathlet schon mit 3 Jahren. Damals begann sein Vater, den Sohn auf Flüge mitzunehmen. „Natürlich kann ich mich daran nicht erinnern, das weiß ich nur aus den Geschichten meiner Eltern.“ Lachend fügt er hinzu: „Papa sagt, dass ich Tobsuchtsanfälle bekam, wenn er mich nicht mitnehmen wollte... Also begann ich langsam, mit meinem Vater den Himmel zu erobern.“ Die Liebe zum Biathlon entdeckte er etwas später, mit 11 Jahren. Damals fand in Kamtschatka, wo Malinovskii geboren und aufgewachsen ist, das erste Fatjanow-Gedächtnisturnier statt, und die größten Biathlonstars gaben sich die Ehre. Seither hegt der junge Mann zwei große Leidenschaften.

Zwei Dinge mit ganzem Herzen machen

In Kamtschatka waren die Rahmenbedingungen für Profi-Sport nicht gegeben, also zieht der junge Athlet nach Omsk. Hier gibt es eine Luftfahrtschule, die Malinovskii besuchen will. Soweit läuft alles gut, Biathlon und das Fliegen lassen sich gut vereinbaren. Manchmal fragt sich Igor aber immer noch, wie er Himmel und Loipe jonglieren soll... Es ist nicht leicht, diese zwei Berufe gleichzeitig mit ganzem Herzen zu machen. Momentan tanzt Malinovskii aber noch erfolgreich auf beiden Hochzeiten. Noch ist auch nicht klar, wie lang seine Karriere im Sport dauern wird. Anders als andere Athleten, die bisweilen besorgt oder beunruhigt in eine Zukunft ohne Biathlon blicken, ist er überzeugt, dass das Leben für ihn spannend weitergehen wird. Immerhin hat er noch eine zweite Karriere vor sich, am Himmel.

Erster Flug am Steuer

Malinovskii kann sich bis ins letzte Detail an seinen ersten Solo-Flug erinnern. „Als ich das erste Mal am Steuer saß, flog ich eine Antonov An-2. Ich habe mich wie ein echter Pilot gefühlt, mein Vater hat mich sogar dafür gelobt, wie ich beim ersten Mal das Steuer gehalten habe. Danach hat mein Vater mit mir im AutoGyro weiter trainiert. Das erste, was ich gefühlt habe, war, dass das eine große Verantwortung ist, und dann hatte ich einen riesigen Adrenalinschub!“ Malinovskii gefällt einfach alles am Fliegen. Er kann sich einfach nicht entscheiden, was ihm am besten gefällt - der Start, die Landung, Flüge über Berge und Wälder, die Welt aus der Vogelperspektive... Aber am liebsten fliegt er über seine Heimat.

Das ist Schicksal

Igors Kindheit war immer hell, erleuchtet vom Himmel, Sonnenaufgängen und Sonnenuntergängen, Flügen mit seinem Vater. „Als ich als Kind mit meinem Vater Tragschrauber geflogen bin, war ich immer schwer beeindruckt davon, wie sicher und gut er fliegen konnte, er konnte diese ganzen Tricks... Jeder, der ihn fliegen sah, hat gesagt, dass er ein As ist.“ Malinovskii gibt zu, dass er auch mal ein Flugzeug fliegen wollte, aber er entschied sich dann doch für den Helikopter, weil sein Vater den flog. An der Luftfahrtschule lernt er in einem Mi-8-Helikopter. Mit einem breiten Grinsen sagt der immer gutgelaunte Biathlet: „Wenn man meinen Namen, Vornamen und Vatersnamen abkürzt, steht da MIV (in Kyrillisch МИВ – Ми-8, also Mi-8). Naja, das ist ja wohl Schicksal!“

Pilotenschein

Im Mai dieses Jahrs machte Igor seinen Pilotenschein. Momentan trainiert er nur im Simulator, aber im nächsten Frühjahr muss er 90 Flugstunden absolvieren. Natürlich waren die ersten Übungsflüge schwierig, obwohl der junge Mann schon erste Erfahrungen gesammelt hatte und wusste, wie ein Helikopter funktioniert und sich in der Luft verhält. „Zu meinem ersten Flug kann ich nur sagen, dass ich keine Ahnung hatte, was da um mich herum passiert, aber es war trotzdem alles cool. Mir fehlt noch die nötige Praxis, aber ich habe schon Pläne für die Zukunft: Meinem Vater beim Aufbau seiner Fluggesellschaft helfen.“

Fehler kann man sich nicht leisten

Malinovskii glaubt, dass er nicht durch Zufall zum Biathlon gekommen ist, weil man in diesem Sport Besonnenheit und Fleiß lernt und weil man sich dem Sport ganz verschreiben muss. Diese Qualitäten braucht auch ein Pilot. „Biathlon hilft definitiv. Der Pilot muss außergewöhnliche Situationen immer in Ruhe bewerten und einen kühlen Kopf bewahren. Was Fliegen und Biathlon auch gemeinsam haben, ist, dass man sich keine Fehler leisten kann. Der Sport hilft mir oft dabei, mein inneres Gleichgewicht zu finden. Vom Unterricht in der Schule werde ich oft müde, und ohne Training ist es kaum auszuhalten. Dann kriege ich einen Schub Energie und gute Laune...“ Mit einem Lächeln fügt er hinzu: „Ohne das kann ich einfach nicht mehr leben.“

Fotos: persönliches Archiv

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