Stehendschießen beschert Herrmann-Wick Sieg in der Verfolgung von Antholz

Beim Verfolger der Frauen über 10 km in Antholz traf die deutsche Biathletin Denise Hermann-Wick neun von zehn Scheiben im Stehendanschlag. Das war der Garant dafür, dass sie am frühen Nachmittag in 29:53,1 Minuten den Sieg erringen konnte. Damit feierte die Olympiasiegerin von 2022 ihren zweiten Saisonerfolg, nachdem sie zuvor bereits im Sprint von Hochfilzen ganz oben auf dem Treppchen stand. Zweite wurde die Italienerin Lisa Vittozzi, die alle 20 Scheiben auf Weiß stellte und nach Platz 13 im Sprint am Donnerstag noch einen Riesensprung nach vorn aufs Podium machte. Ihr Rückstand im Ziel betrug 11 Sekunden.

Von Antholz beflügelt

Herrmann-Wick zeigte sich von Wettkampf und Publikum begeistert: „Es war ein super Rennen. Ich liebe es, hier in Antholz zu laufen. Nach dem dritten Schießen waren die gleichen Mädels vorne, wie bei der Weltmeisterschaft (2020). Es war ein Vergnügen, hier vor dieser Kulisse zu laufen. Das beflügelt. Auf den letzten Metern konnte ich den Sieg richtig genießen.“

Coolness beim letzten Schießen

Beim letzten Schießen fing sie sich einen ihrer zwei Fehler an diesem Tag ein: „Das macht einfach den Biathlonsport aus. Der Kampf Frau gegen Frau. Ich wollte cool bleiben und die anderen ihr Ding machen lassen. Ich war wirklich ganz bei mir, auch wenn ich dann schon vernommen habe, dass die anderen Fehler schossen. Auf der Schlussrunde habe ich alles aus mir herausgeholt. Als mein Vorsprung allmählich größer wurde, konnte ich es genießen.“

Zufrieden über zwei dritte Plätze

Die Schwedin Elvira Öberg kam nach zwei Strafrunden wie schon beim Sprint am Donnerstag auf den dritten Rang. Im Ziel lag sie 17,2 Sekunden hinter der Siegerin. „Vor Antholz hatte ich schon die ganze Saison über Bammel, weil mir die Höhe eigentlich nicht so liegt. Ich hatte befürchtet, nicht mal in die Top 10 zu kommen. Vor einer Woche war ich noch krank. Daher war ich etwas nervös und unsicher, wie es ausgehen würde. Mit den zwei dritten Plätzen bin ich sehr zufrieden.“

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Elviras Schwester Hanna kam nach drei Strafrunden mit 21,5 Sekunden Rückstand auf Rang vier. Marte Olsbu Røiseland (Norwegen) schoss ebenfalls drei Fehler und landete mit 25,4 Sekunden Rückstand auf Position fünf. Sechste wurde die Tschechin Marketa Davidova nach zwei Fehlern (27,6 Sekunden zurück).

Wierer nach den Liegendschießen in Führung

Bei den Verfolgungsrennen am Samstag zogen einige Wolken über den Himmel. Ungeachtet dessen waren die Bedingungen in der Südtirol Arena mit -3 °C und mäßigem Wind am Schießstand gut. Krankheitsbedingt musste die Slowenin Anamarija Lampič auf den Start verzichten. Sprintsiegerin Dorothea Wierer ging als Erste auf die Strecke, gefolgt von Chloé Chevalier and Elvira Öberg, die vor dem ersten Liegendschießen zur Italienerin aufholten. Alle drei Athletinnen blieben bei ihrer Einlage fehlerfrei. Am schnellsten schoss zur Freude der italienischen Fans die Lokalmatadorin. Hinter dem Führungstrio machte sich mit Olsbu Røiseland, Hanna Öberg und Herrmann-Wick ein weiteres Dreiergespann mit 11, 13 bzw. 15 Sekunden Rückstand auf die Verfolgung.

Bis zum zweiten Schießen des Tages konnte die zweite Gruppe zur Spitze aufschließen. Während Wierer den Takt vorgab und wieder alle Scheiben sicher abräumte, verfehlten ihre ärgsten Rivalinnen jeweils einmal. Chevalier ging als Zweite 28 Sekunden hinter der Lokalmatadorin auf die Strecke zurück, dicht gefolgt von Hanna Öberg, Herrmann-Wick und Olsbu Røiseland.

Vittozzi aufs Schießen konzentriert

Wierer kam allein zum ersten Liegendschießen, ließ allerdings eine Scheibe stehen. Olsbu Røiseland nutzte die Gunst der Stunde und setzte sich nach tadelloser Einlage mit 0,5 Sekunden an die Spitze. Hermann-Wick und Elvira Öberg trafen ebenfalls alle fünf Ziele. Vittozzi schob sich nach ihrer dritten fehlerfreien Einlage auf Rang fünf nach vorn und erklärte im Nachgang ihre Stärke am Schießstand: „Heute habe ich mir vorgenommen, fehlerfrei zu bleiben. Ich habe mich voll und ganz auf meine Aufgabe konzentriert und es hat funktioniert. Im Sprint ging mir die Konzentration verloren. Das hat mich unwahrscheinlich geärgert. Dieselben Fehler wollte ich heute nicht noch einmal machen. Deshalb habe ich den Fokus voll und ganz aufs Schießen gerichtet.“

Herrmann-Wick übernimmt Führung

Vor dem letzten Schießen gab Herrmann-Wick im Rennen das Tempo vor und setzte sich vor Wierer und Olsbu Røiseland. Die DSV-Athletin verfehlte zwar eine Scheibe, ging aber als Führende auf die Schlussrunde. Ihr Erfolgsrezept beschrieb sie wie folgt: „Du musst dich auf deine Bahn konzentrieren und deine Sache gut machen. Man spürt schon, wer dir im Nacken sitzt. Ich stand da wieder mit den absoluten Schnellschützinnen. Daher war klar, dass ich ganz bei mir selbst bleiben musste.“

Wierer legte einen langsameren Rhythmus an und verfehlte genauso wie ihre norwegische Kontrahentin zwei Scheiben. Vittozzi setzte ihre eindrucksvolle Aufholjagd unterdessen mit dem vierten perfekten Schießen fort und schob sich 7,3 Sekunden hinter der Führenden auf den zweiten Platz. Elvira Öberg räumte ebenfalls alles ab und rückte auf Rang drei vor.

An der Spitze baute die deutsche Vorzeigeathletin ihren Vorsprung auf der Schlussrunde aus und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. Auf der Zielgeraden jubelte sie bereits den Fans auf der Tribüne zu, die in großer Schar aus Deutschland angereist waren. Die von Position 13 gestartete Vittozzi kam als Zweite ins Ziel, hinter ihr die Schwedin Elvira Öberg.

Fokussiert geblieben

Der zweite Platz vor heimischem Publikum bedeutete Vittozzi viel: „Das ist schon etwas Besonderes. Wenn du mit 45 Sekunden Rückstand ins Rennen gehst und dich dann so weit nach vorne kämpfst, kostet das viel Kraft. Dabei fühlte ich mich am Start ausgelaugt und nicht gerade in Bestform. Doch ich habe mir geschworen, fokussiert zu bleiben, und konnte so ein gutes Rennen abliefern.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni

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