Hanna Öberg gewinnt Einzel in Kontiolahti

Die Schwedin Hanna Öberg setzte sich nach fehlerfreiem ersten Schießen gleich an die Spitze und gab diese bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand. Am Ende siegte sie im Einzel der Frauen über 15 km bei einem Fehlschuss in 42:12,7 Minuten. Durch den heutigen Sieg stand sie zum ersten Mal seit ihrem Sprinterfolg beim Saisonauftakt vor einem Jahr und zwei Tagen wieder ganz oben auf dem Treppchen. Rang zwei ging an die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold, die damit das beste Einzelrennen ihrer Karriere ablieferte. Am Ende stellte sie alle 20 Scheiben auf Weiß und hatte im Ziel 36,5 Sekunden Rückstand auf die Siegerin. Dritte wurde die Italienerin Lisa Vittozzi, die sich mit einer fulminanten Schlussrunde noch aufs Treppchen nach vorn kämpfte (ein Schießfehler, 43,7 Sekunden zurück).

Saubere Schießleistung

Hanna Öberg strahlte übers ganze Gesicht, nachdem ihr Partner Martin Ponsiluoma gestern im Rennen der Männer bereits für einen schwedischen Erfolg sorgte: „Ich freue mich riesig. Ich wusste, dass ich läuferisch gut drauf bin. Da habe ich mir keinerlei Sorgen gemacht. Mein Ziel war es, Laufen und Schießen in ein gutes Gesamtpaket zu packen. Das ist mir heute ganz gut gelungen. Ich habe bei jedem Schuss hart gearbeitet. Leider ist mir beim letzten Stehendanschlag einer daneben gegangen, aber ich bin froh, dass die letzte Patrone saß. Insgesamt bin ich sehr happy.“

Zweimal Gelb für Schweden

Durch ihren Erfolg geht Schweden bei den Sprintrennen am Samstag gleich zweimal mit Gelb an den Start. „Das wird super. Letztes Jahr war mir dieses Erlebnis nach dem ersten Rennen nicht vergönnt. Aber nun freue ich mich enorm. Jetzt kann ich ein wenig durchatmen und einfach weiter an mir arbeiten. Es ist cool, dass wir am Samstag im Sprint beide in Gelb starten werden.“

DSV-Athletin Vanessa Voigt blieb ebenfalls fehlerlos und kam mit einer Minute Rückstand als Vierte ins Ziel. Fünfte wurde die Französin Julia Simon mit einem Rückstand von 1:11,9 Minuten (eine Strafminute). Einzel-Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick leistete sich zwei Fehlschüsse und kam mit 1:31,4 Minuten Rückstand auf den sechsten Platz.

Wie schon die Männer starteten auch die Frauen mit der längsten Distanz in die neue Weltcupsaison. Die Bedingungen waren dabei ähnlich wie am Vortag: -3 °C, bewölkter Himmel und gegen Ende des Wettkampfs gab es leichten Schneefall, der später sogar heftiger ausfiel. Der Wind zeigte sich am Schießstand aus wechselnden Richtungen. Die ersten fünf Starterinnen räumten problemlos alle Scheiben ab und legten damit die Messlatte für das restliche Teilnehmerfeld hoch. Elvira Öberg, mit Startnummer 16 ins Rennen gegangen, erkämpfte sich durch ihr perfektes Liegendschießen zunächst einen 12-Sekunden-Vorsprung. Doch Hanna wollte ihrer jüngeren Schwester nicht den Vortritt lassen und setzte sich fünf Sekunden vor ihr an die Spitze.

Header iconBMW IBU World Cup 1 Kontiolahti Women's 15 km Individual

Gutes erstes Schießen

Die Führende wusste um die Bedeutung des ersten Liegendanschlags: „Im Einzel kommt es auf eine gute Schießleistung an, wenn man ein gutes Ergebnis erzielen will. Daher lag mein Fokus vorrangig auf dem Schießen. Wichtig war für mich eine gute erste Liegendserie. Als ich die Null sicher hatte, spürte ich das Selbstvertrauen und war wie beflügelt.“

Auch beim ersten Stehendanschlag blieb Hanna Öberg das Maß aller Dinge und setzte sich nach fünf Treffern 24 Sekunden vor ihre Konkurrentinnen. Tandrevold, Herrmann-Wick und Vittozzi schossen ebenfalls tadellos. Simon blieb nach einer sauberen ersten Serie einmal mehr fehlerfrei und schob sich auf Rang vier. Derweil traf die führende Schwedin auch im zweiten Liegendanschlag alle Scheiben und baute ihren Vorsprung auf enorme 57 Sekunden aus. Tandrevold kletterte nach dem zweiten Schießen von Rang 21 auf 6 und schob sich nach der dritten Null-Serie auf den zweiten Platz nach vorn. Simon, auch zum dritten Mal fehlerfrei kletterte auf die zweite Position, während Herrmann-Wick nach einem Fehler zurückfiel.

Nervosität bei Tandrevold

Tandrevold setzte nach ihrer vierten fehlerfreien Einlage den Kampf um die Spitze fort. Dabei verpasste sie vor Wochenfrist noch die norwegische Saisoneröffnung und spürte ohne die nötige Wettkampfvorbereitung einen gewissen Druck: „Ich war heute sehr nervös. Ich bin erst nach dem ersten Liegendschießen richtig warm geworden. Vorher hatte ich kein gutes Gefühl und mir geisterte die Frage im Kopf, warum ich mir das überhaupt antue. Zwanzig Treffer sind eine schöne Überraschung, das passiert mir nicht alle Tage. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, heute in Bestform zu sein. Ich brauche noch ein paar Wettkämpfe, um voll da zu sein. Daher wusste ich, dass ich mich voll und ganz aufs Schießen konzentrieren musste. Mir war klar, dass ich nur mit zwanzig Treffern eine Chance hatte. Es war ein toller Tag.“

Fehlschuss als Motivation für die weitere Saison Hanna Öberg sicherte sich trotz einer Strafminute im vierten Schießen den Sieg und hatte im Ziel einen Vorsprung von 36,5 Sekunden auf die Zweitplatzierte. Vittozzi zeigte großen Kampfgeist und lieferte nach einem Fehler im ersten Schießen anschließend drei blitzsaubere Serien ab. Damit mischte sie im Kampf ums Podium wieder voll mit.

Nach ihrem einzigen Fehlschuss im letzten Schießen setzte sich Hanna Öberg ein Ziel: „Die zwanzig hebe ich mir für den weiteren Saisonverlauf auf.“ Ihre neu gewonnene Treffsicherheit erklärte sie wie folgt: „Ich bin mit einem neuen Schaft in die Saison gegangen. Im letzten Winter ist meine Quote von 85 % auf 79 % gesunken. Daher wollte ich einen Neuanfang beim Schießen wagen. Seit Mai habe ich hart dafür gearbeitet. Im letzten halben Jahr habe ich viele Scheiben getroffen.“

Vittozzi voller Stolz

Auf der Schlussrunde ließ Hanna Öberg nichts mehr anbrennen. Tandrevold war auf der letzten Schleife ebenfalls gut unterwegs, konnte der älteren der beiden Öberg-Schwestern aber nicht mehr gefährlich werden. Unterdessen legte Vittozzi eine spektakuläre Schlussrunde in den Schnee: Sie holte vier Plätze auf und kämpfte sich noch auf den Bronzerang nach vorn.

Nachdem Vittozzi im letzten Winter viele Probleme hatte, sagte sie nach ihrem guten Saisonstart: „Dieses Podium ist etwas ganz Besonderes für mich. Es hat lange gedauert. Aber nun habe ich es geschafft. Ich bin wirklich stolz und zufrieden mit meiner Leistung. Ich glaube an mich und war heute ziemlich ruhig. Ich habe einfach versucht, mein Bestes zu geben und das hat funktioniert. Hier in Kontiolahti habe ich meine erste Biathlon-Medaille gewonnen. Daher ist es einer meiner Lieblingsstrecken. Das hat mir etwas mehr Selbstvertrauen und einen guten Schub fürs Rennen gegeben.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Hendrik Osula

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