Frankreich triumphiert in der Männerstaffel

Schlussläufer Quentin Fillon Maillet besiegelte mit fünf schnellen Treffern im letzten Schießen des Tages den Erfolg der französischen Herrenstaffel über 4x7,5 km. Bei starkem Wind zeigte sich das Quartett um Antonin Guigonnat, Fabien Claude, Emilien Jacquelin und Fillon Maillet am konstantesten. Nach neun Nachladern und einer Strafrunde betrug die Siegerzeit der Franzosen 1:21:48,8 Stunden. Damit stand Frankreich zum ersten Mal seit Antholz 2020 wieder ganz oben auf dem Staffel-Podest. Die favorisierte und bis dato ungeschlagene norwegische Mannschaft musste sich heute mit Silber begnügen. Nach 14 Nachladern und zwei Strafrunden kamen die Skandinavier letztlich 38,8 Sekunden hinter dem Siegerquartett ins Ziel. Dadurch endeten auch die Hoffnungen von Norwegens Schlussläufer JT Bø auf siebenmal Gold bei den Weltmeisterschaften in Oberhof.

Perfektes Staffelrennen

Nach dem Sieg überkamen Quentin Fillon Maillet, letztes Jahr bei Olympia noch gefeierter Star, nach einem bis dato eher durchwachsenen Winter die Emotionen: „Es fühlt sich verdammt gut an, es ist sehr emotional. Ich weiß, wie hart es aktuell ist, die Norweger zu schlagen. Meine Teamkollegen haben ein perfektes Staffelrennen abgeliefert, dass ich nur noch vollenden musste. Ich bin überglücklich. Der Dank gilt dem gesamten Team – einfach sensationell!“

Gold nur mit fehlerfreiem Schießen

Frankreichs Schlussläufer wusste, was im letzten Stehendschießen ob des herannahenden JT Bø von ihm gefordert war: „Jeder weiß, wie schnell Johannes in der Loipe ist. Mir war also klar, dass es Gold nur mit einem fehlerfreien Schießen gibt. Ich konnte meine Gedanken ausschalten und habe mich voll und ganz auf das Schießen, mein Gewehr und die fünf Scheiben konzentriert. In der Schlussrunde habe ich alles gegeben und es hat für den Titel gereicht.“

Schweden freut sich über Bronze

Schweden erkämpfte nach 13 Nachladern und einer Strafrunde mit 1:39,9 Minuten Rückstand Bronze. Für Schlussläufer Sebastian Samuelsson war es eine Belohnung für das gesamte Männerteam: „Ich bin mit Bronze sehr zufrieden. Diese Medaille ist für das gesamte Team sehr wichtig. Dazu gehören auch die Jungs, mit denen wir den ganzen Sommer über trainiert haben und die in Oberhof nicht dabei sein können. Das zeigt, wie viel Potenzial in unserer Mannschaft steckt. Die Medaille tut uns allen gut.“ Nachdem sie über weite Strecken des Rennens geführt hatte, kam die tschechische Staffel nach zehn Nachladern und zwei Strafrunden am Ende auf den vierten Rang (2:04,2 Minuten zurück). Deutschland landete nach acht Nachladern und fünf Strafrunden auf dem fünften Platz (3:51,8 Minuten Rückstand). Nach acht Nachladern und sechs Strafrunden kam die Schweiz mit einem Rückstand von 4:08,1 Minuten als sechste Staffel ins Ziel.

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Starker Wind und viele Strafrunden

Bei Wind, Nieselregen und +6 °C gingen insgesamt 22 Staffeln ins Rennen. Dabei drohten durch die schwierigen Bedingungen zahlreiche Nachlader und Extraschichten in der Strafrunde, was der spätere Rennverlauf bestätigen sollte. Deutschland setzte sich durch das schnelle erste Schießen von Startläufer Justus Strelow zunächst an die Spitze, wobei die ersten zwölf Teams innerhalb von zehn Sekunden blieben. Vetle Sjåstad Christiansen musste bereits zwei Zusatzpatronen bemühen, sodass Norwegen schon 22,5 Sekunden zurücklag. Nach dem Stehendschießen zog der Schweizer Sebastian Stalder als Erster von dannen. Er blieb bis dahin als einziger Starter ohne Nachlader. Christiansen hatte weiterhin mit dem Wind zu kämpfen und benötigte bei seiner zweiten Einlage alle drei Extrapatronen, sodass er vor dem ersten Wechsel bereits 58 Sekunden Rückstand anhäufte.

Frankreich übernimmt Führung

Beim ersten Wechsel führte Frankreich vor Tschechien und der Schweiz. Tarjei Bø ging mit der Hypothek von 59 Sekunden Rückstand ins Rennen. Der Tscheche Tomas Mikyska und Fabien Claude lieferten sich liegend und stehend spannende Duelle und bauten ihren Vorsprung auf komfortable 1:03 Minuten aus, während die anderen Teams mit dem wechselnden Wind zu kämpfen hatten.

Strafrunde für Tarjei

Tarjei räumte liegend alle Scheiben ab, musste nach dem Stehendanschlag jedoch einmal in die Strafrunde, sodass er mit 1:26 Minuten hinter die Spitze zurückfiel. „Das war hart. Von den anderen, die mit mir am Schießstand waren, handelten sich manche gleich mehrere Runden ein. Wenn du in die Strafrunde musst, fühlt sich das immer blöd an, weil du das Gefühl hast, damit dein Team im Stich zu lassen. Aber die Bedingungen waren schon außergewöhnlich. Daher waren wir trotz der Fehler hochmotiviert. Das gehörte heute einfach dazu. Wir wussten, dass wohl alle in die Strafrunde müssen. Wir haben alles gegeben, doch am Ende hat es nicht sollen sein. Das war gewissermaßen eine Neuauflage des Olympischen Rennens von Peking mit ähnlichen Bedingungen.“

Frankreich und Tschechien waren beim zweiten Wechsel nahezu zeitgleich, 56,6 Sekunden dahinter folgte Schweden. Sturla Holm Lægreid übernahm für Norwegen 1:09 Minuten hinter der Spitze und kämpfte sich bis zum Liegendanschlag auf Rang vier nach vorn. Dort glänzte Jacquelin mit einer schnellen Null-Fehler-Serie, aber auch sein tschechischer Kontrahent zeigte keine Nerven. Fehlerfrei blieb auch Lægreid, der trotzdem knapp eine Minute Rückstand behielt. Stehend tänzelte Jacquelin zwischen einer schnellen Serie und langem windbedingtem Warten – und handelte sich eine Strafrunde ein.

Jacquelin im Kampf um die Spitze

Frankreichs dritter Mann gab nach dem Rennen zu Protokoll: „Das Schießen war nicht so toll. Ich habe versucht, das Ergebnis mit den Nachladern zu retten, doch das letzte Projektil ging daneben. Vor dem Rennen haben wir darüber gesprochen, dass heute wohl niemand mit null Fehlern und ohne Strafrunde durchkommen wird. Ich habe mir eine Zusatzschleife eingehandelt. Daher habe ich auf der Strecke weiter versucht, mein Bestes zu geben. Ich weiß, dass ich mehr kann, aber mehr war heute nicht drin.“

Lægreid handelte sich eine Strafrunde ein und fiel 10 Sekunden hinter Schweden auf den vierten Rang zurück.

Sonderschichten für JT und Samuelsson

Auf dem Weg zum letzten Wechsel musste Jacquelin seinen tschechischen Rivalen ziehen lassen, der seinem Teamkollegen Jonáš Mareček 10,9 Sekunden Vorsprung vor Quentin Fillon Maillet mit auf den Weg gab. JT Bø übernahm auf dem ungewohnten dritten Rang zeitgleich mit Samuelsson. Der Rückstand der beiden auf die Spitze betrug 50 Sekunden. Liegend hatte Fillon Maillet keine Probleme mit den fünf Scheiben und benötigte nur einen Nachlader, während Mareček gleich zweimal in die Runde musste. JT und Samuelsson benötigten jeweils alle drei Zusatzpatronen, schoben sich aber auf die Positionen zwei und drei.

Fillon Maillet macht Sack zu

Frankreichs Schlussläufer ging mit Vollgas ins letzte Stehendschießen, da er wusste, dass ihm JT im Nacken sitzt. Mit fünf blitzschnellen und blitzsauberen Treffern machte er den Sack zu. JT antwortete zwar mit einer noch schnelleren Fünferserie, hatte aber immer noch 32 Sekunden Rückstand. Samuelsson sicherte unterdessen mit einer Nachladepatrone das Podium.

Für Fillon Maillet war das letzte Stehendschießen eine mentale Belastungsprobe: „In dieser Position ist es schon Stress pur, nachdem die Teamkollegen einen derart tollen Job gemacht haben. Ich wusste, dass ich sauber und schnell schießen muss, wenn wir den Sieg holen wollen. Die Bedingungen heute waren wirklich enorm schwierig. Aber wenn man gewinnt, können die Bedingungen nicht schlecht gewesen sein. Dieser Erfolg bedeutet uns sehr viel, weil wir Norwegen bezwungen haben.“

JT gratuliert französischem Team

Nachdem JT seine Chance auf sieben WM-Titel verpasst hatte, verneigte er sich respektvoll vor den Siegern aus Frankreich. „Am Ende des Tages sind wir enttäuscht, weil wir nicht gewonnen haben. Aber wir ziehen den Hut vor Frankreich. Sie waren einfach besser als wir. Ich habe selten so viele glückliche Jungs im Ziel gesehen wie heute beim französischen Team ... Wenn man nicht gewinnen kann, ist Silber ein kleiner Trost – und sechs Medaillen sind natürlich fantastisch.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Bjorn Reichert

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