Die Gewinnerin des Gesamt-Weltcups 2024/25 geht auch in diesem Winter als große Favoritin ins Rennen. In der letzten Saison feierte sie gleich fünf Siege, stand zehn weitere Male auf dem Podium und holte sich ihr erstes Einzelgold bei einer IBU-Weltmeisterschaft. Zwar geriet das Saisonfinale in Oslo zu einem wahren Thriller, doch die DSV-Athletin hatte ihr Schicksal die ganze Saison über in den eigenen Händen und leistete sich keine Aussetzer. Der herausragende Winter der 31-Jährigen zeigte sich auch am Schießstand, wo sie im Weltcup in 16 von 21 Einzelrennen sowie bei vier WM-Einzelrennen entweder die Null oder maximal einen Fehler schoss. Ihre Trefferquote: 92 % – Karrierebestwert.
Nach einigen schwierigen Jahren zuvor machte ihre mentale Stärke im vergangenen Winter den Unterschied aus: „Ich habe meine Leidenschaft für den Biathlon und den Glauben an mein Potenzial nie verloren.“ Ihre Handverletzung aus dem Frühherbst dürfte kaum Auswirkungen auf ihre Saison haben, da sie ihr Training größtenteils wie gewohnt fortsetzen konnte. Bleibt sie von Krankheit oder Verletzung verschont, ist Franziska Preuß die Frau, die es zu schlagen gilt.
Die Gewinnerin des Gesamt-Weltcups 2023/24 hat die vergangene Saison aus gesundheitlichen Gründen ausgelassen. Nun ist sie zurück und könnte die ärgste Konkurrentin von Preuß werden. Mit ihren überzeugenden Erfolgen beim Blinkfestivalen und beim Loop One hat sie bewiesen, dass sie wieder auf absolutem Top-Level performt. Die Italienerin ist eine unerbittliche Kämpferin in der Loipe, die zudem schnell und präzise schießen kann. Beim Loop One zeigte sie sich zuversichtlich und bereit für die neue Saison: „Ich weiß, was ich im Biathlon leisten kann, also habe ich den Moment genossen und mich auf das Hier und Jetzt konzentriert. [...] Ich habe ein gutes Gefühl, also vertraue ich meinen Empfindungen. Ich gebe in jedem Rennen mein Bestes. Ich weiß, dass meine harte Arbeit Früchte tragen wird.“
Die Französin stand kurz vor dem Gewinn des Gesamt-Weltcups, ehe sie auf den letzten Metern des Finales am Holmenkollen unglücklich stürzte. Mit zwei zweiten Plätzen in der Gesamtwertung nacheinander hat sie ihr Potenzial für den Platz ganz oben unter Beweis gestellt. Ihre acht Siege hätten in den meisten Saisons für den Gewinn der Großen Kristallkugel gereicht, nicht so aber 2024/25. Die beste Französin ist schnell in der Loipe und in puncto Treffsicherheit ähnlich stark wie Preuß. Im Supersprint des Blinkfestivalen lag sie mit 0,8 Sekunden hauchdünn vor Lisa Vittozzi und holte sich dann auch noch den Doppelsieg aus Sprint und Verfolgung bei den französischen Meisterschaften im Sommerbiathlon in Arcon. Vieles deutet darauf hin, dass Jeanmonnot einmal mehr eine starke Saison abliefern kann.
Die Schwedin gewann im letzten Winter drei Massenstartrennen und wurde Vierte in der Gesamtwertung. Hätte sie Antholz nicht auslassen müssen, wäre in der Gesamtwertung vielleicht sogar noch mehr drin gewesen. Elvira Öberg ist wahrscheinlich die schnellste unserer fünf Top-Kandidatinnen und kann ein durchschnittliches Schießergebnis oftmals noch in ein Top-Resultat verwandeln. Wenn sie allerdings um den Gesamt-Weltcup mitkämpfen will, muss sie am Schießstand konstant gut abliefern. Kommt sie an die Trefferquoten von Preuß oder Vittozzi heran, stehen ihre Chancen allerdings nicht schlecht.
Wie aus dem Nichts tauchte Suvi Minkkinen im letzten Winter auf und machte in der Gesamtwertung nach Rang 42 (2023/24) einen gewaltigen Sprung nach vorn auf Platz 7. Drei Podestplatzierungen und eine WM-Bronzemedaille hätte sie sich nicht erträumt: „Mein Ziel war es, einige Rennen in den Top 6 zu beenden. Von einer Medaille zu träumen, ist das eine. Eine Medaille zu gewinnen, ist etwas völlig anderes. Ich weiß nicht, ob ich daran geglaubt hätte.“
Ihr Erfolg war zum Großteil auf einen individuellen Trainingsplan zurückzuführen: „Ich habe im Sommer drei Monate in der Höhe trainiert, darauf hat mein Körper gut reagiert. Ich arbeite daran, dass mir Wettkämpfe in der Höhe etwas leichter fallen“, so die Finnin. Auch in diesem Sommer ging sie wieder ins Höhentrainingslager. Minkkinen ist fest entschlossen zu zeigen, dass ihre Performance im Vorwinter keine Eintagsfliege war. Ihr fünfter Platz beim Loop One ist ein deutliches Anzeichen dafür. Auch wenn ihre Kontrahentinnen grundsätzlich stärker einzuschätzen sind, könnte das Talent der Finnin dafür sorgen, dass sie ihnen die gesamte Saison über auf den Fersen bleiben wird.
Dieses „dynamische Duo“ kämpfte die ganze Saison 2024/25 über ums Blaue Trikot, das sich letztlich Michelon mit 760 Punkten gegenüber den 755 Punkten ihrer Landsfrau sicherte. Damit landeten die beiden Französinnen auf den Plätzen 5 und 6 in der Gesamtwertung. Richard ist am Abzug etwas besser einzuschätzen, während Michelon die etwas schnellere Läuferin ist. Mit ein paar Leistungssprüngen könnten die beiden 23-Jährigen ihren älteren und erfahreneren Kontrahentinnen bald im Nacken sitzen.
Die neue Saison steht vor der Tür – und es dürfte mit Sicherheit wieder spannend werden.
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Archive, Nordic Focus