Fünf heiße Themen für die Damenrennen der BMW IBU WM

Die BMW IBU Weltmeisterschaften 2023 beginnen in weniger als einer Woche. Die ersten beiden Trimester waren gefüllt mit spannenden und haarscharfen Entscheidungen in den Damenrennen. Denken Sie nur an Julia Simons spektakuläres Schießen, das Comeback von Lisa Vittozzi, die hart umkämpften Staffelsiege und aufgehende Sterne am Biathlonhimmel wie Lou Jeanmonnot. Wir haben fünf heiße Themen für die Damenrennen in Oberhof zusammengestellt.

1. Augen auf die Windfähnchen! Ein fehlerfreies Schießen ist der Goldstandard.

In dieser Saison steht hinter neun von vierzehn Einzelwettkampfsiegerinnen die Null. Die Weltcupgesamtführende Julia Simon feuerte im ersten Trimester 130 Schüsse ab, bevor sie einen verfehlte. Insgesamt trafen 90% all ihrer Schüsse ins Schwarze. Bei Elvira Oeberg sind es sogar 91%. Die Schnellschützin Dorothea Wierer liegt bei 88%. Das ist ihre beste Trefferquote seit Jahren. Alle drei sind Expertinnen im Liegendschießen: 94% der Scheiben fielen.

Doch in Oberhof ist alles anders. Der Schießstand ist nicht wie in Ruhpolding vor dem Wind geschützt und hat einen einfachen Anlauf. In Oberhof führt eine lange flache Strecke zum Stand, der Wind bläst von links nach rechts über die Tribünen und bildet Wirbel, bis er Schießstand eins erreicht. In Oberhof fehlerfrei zu bleiben, erfordert Geduld und ein scharfes Auge auf die Windfähnchen – noch mehr, als in anderen Austragungsorten. In den vergangenen zwei Saisons blieb nur eine Siegerin in acht Einzelwettkämpfen fehlerfrei. Wem das gelingt, der steht so gut wie sicher auf dem Treppchen.

2. Achtung vor den Comeback-Girls.

Die Nummer eins unter den diesjährigen Comeback-Girls ist eindeutig Lisa Vittozzi. Nach drei problematischen Saisons steigerte sich Vittozzis Trefferquote von 74% letztes Jahr auf 89% in dieser Saison. Ihr wiedergefundenes Selbstvertrauen und ihre beeindruckenden Laufzeiten brachten der 27-Jährigen 2022/2023 einen Sieg und fünf Treppchenplätze ein. Vittozzi sicherte sich 2019 einen Doppelsieg in Sprint und Verfolgung in Oberhof. Vielleicht kommen dieses Jahr mehrere IBU WM-Medaillen hinzu.

Die Weltcupgesamtsiegerin 2022, Marte Olsbu Roeiseland, darf auch nicht vergessen werden. Die Norwegerin verpasste das erste Trimester und stand bisher nicht auf dem Treppchen. Dennoch hat sie ein beachtliches Comeback hingelegt: Sie traf 93% der Scheiben und sicherte sich vor zwei Wochen die Plätze vier und fünf in Sprint und Verfolgung in Antholz. Olsbu Roeiselands vergangene Meisterschaftserfolge und ihr Talent für Großveranstaltungen machen sie zu einer heißen Medaillenanwärterin.

3. Spoiler und unerwartete Medaillengewinner.

Ein weniger bekanntes Talent hat sich in einen aufgehenden Biathlonstern verwandelt und wird sich nicht nur mit Bleck zufrieden geben. Jeanmonnot könnte den Topstars am gefährlichsten werden. Bis jetzt fuhr sie fünf Top-Ten-Ergebnisse und ihren ersten Podiumsplatz im Einzel über 15 km in Ruhpolding ein. Alles seit ihrem Durchbruch mit Rang sechs im Massenstart von Annecy Le Grand Bornand. Die IBU-Cup-Gesamtsiegerin 2022 und bewährte Scharfschützin könnte sowohl Einzel- als auch Staffelmedaillen bei der IBU WM abräumen.

Linn Persson besitzt olympische Gold- und Silbermedaillen in der Staffel. Bei der IBU WM reichte es bisher nur zu einem einzigen Top-Ten-Platz. Doch 2023 könnte das Jahr der schwedischen Startläuferin werden: Sie liegt in der Weltcupsprintwertung auf Rang vier, schaffte mit Platz zwei im Sprint von ALBG Karrierebestleistung und sicherte sich neun Top-Ten-Ergebnisse mit nur zwei oder weniger Fehlschüssen an den meisten Tagen. Persson ist eindeutig auf Medaillenjagd.

Doch das größte Spoilerpotential hat die Newcomerin Anamarija Lampič. Ihre außergewöhnliche Laufleistung katapultierte sie im Massenstart 60 beim IBU Cup in Ridnaun auf Platz zwei. Trotz fünf Fehlern landete sie nur neun Sekunden hinter der fehlerfrei gebliebenen Siegerin! Dieselben blitzschnellen Ski trugen die Langlauf-Sprintgesamtsiegerin zur Flower Ceremony in Hochfilzen und Antholz. In Italien verpasste sie das Treppchen um nur 9,7 Sekunden. Die Strafrunde ist ihr wohlbekannt, doch die sprudelnde, immer Vollgas gebende Newcomerin kann zwei oder drei Fehler auf der Jagd nach Medaillen locker ausbügeln. Ob erfolgreich oder nicht – Lampič sollte man nie unterschätzen.

4. Staffelspaß: Frankreich, Schweden und…

Die Damenstaffel könnte das heiß umkämpfteste und spaßigste Rennen von allen in Oberhof werden. Schweden führt die Staffelgesamtwertung an, doch Frankreich liegt nur sechs Punkte dahinter. Das französische Kleeblatt bestehend aus Jeanmonnot, den Chevalier-Schwester und Simon dominierte in Antholz mit rekordverdächtigen zwei Nachladern und einer beeindruckenden Laufleistung. Sie schlugen sogar die Olympiasiegerinnen aus Schweden. Sollte Hanna an Elvira Oeberg innerhalb von 10 bis 15 Sekunden nach Simon und umgedreht übergeben, könnte es auf den flachen Strecken in Oberhof zu einem Kampf der Gigantinnen um den Weltmeistertitel kommen. Neben diesen beiden Teams ist auch die Heimmannschaft aus Deutschland zu beachten, nachdem sie ohne Denise Herrmann-Wick in Antholz Platz drei belegte. Die Italienerinnen, angeführt vom dynamischen Duo Wierer/VIttozzi und die Norwegerinnen mit einer plötzlich wiedererstarkten Olsbu Roeiseland sollten ebenfalls nicht vergessen werden. Die beständigen Deutschen werden wohl die Strafrunde vermeiden können, doch die Italienerinnen und Norwegerinnen müssen ihr Bestes geben, um die „Höllenrunde“ zu umgehen und auf dem Treppchen zu landen. Markieren Sie sich den 18. Februar als Staffeltag rot im Kalender!

5. Denise Herrmann-Wick und ihre jungen deutschen Teamkolleginnen.

Herrmann-Wick ist das inoffizielle Gesicht der BMW IBU Weltmeisterschaften in Oberhof. Die Olympiasiegerin sagte früh, dass ihr Fokus nicht auf dem Weltcupgesamtsieg, sondern auf ihrer Heim-WM läge. In Ruhpolding ließ sie nach der Staffel den Massenstart aus. Sie dachte dabei langfristig… an Oberhof. Ihr Verfolgungssieg in Antholz, nachdem sie einen Rückstand von 23 Sekunden aufgeholt hatte, zeigte, dass sie bereit war. Herrmann-Wicks Schießleistung ist so gut wie noch nie, ihre Laufleistung stark wie immer. Und sie liebt die Strecken von Oberhof. Einmal (oder zweimal) Weltmeisterin auf heimischem Boden zu werden, ist nicht einfach. Aber Herrmann-Wick ist „gesichert und geladen“. Sie hofft, dass die Energie der deutschen Fans sie zu Gold führen wird. Herrmann-Wicks Führungsrolle und die bekannte Umgebung der Arena am Rennsteig sollten ihre jungen Teamkolleginnen zu persönlichen Bestleistungen anregen. Vielleicht kann die stark schießende Vanessa Voigt sich eine Medaille schnappen. Und auch in der Staffel könnten die vier sich Edelmetall sichern.

Bleiben Sie gespannt… In wenigen Tagen ist es so weit.

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Igor Stančík, Jasmine Walter

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