Fünf Trainer: Fünf Perspektiven auf die neue Saison

Die Trainer, die jeden Tag an der Strecke stehen, nah dran an ihren Athleten mit wachem Blick auf die größten Rivalen, haben einzigartige Einblicke in den Biathlonsport.

Fünf gestandene Trainer haben uns verraten, wer ihr heißer Tipp für die neue Saison ist und wie die Chancen für ihre eigenen Mannschaften stehen: Johannes Lukas, Cheftrainer für Schweden, Sverre Olsbu Röiseland, Cheftrainer der deutschen Frauen, Simon Fourcade, Cheftrainer der französischen Männer, Uros Velepec, Cheftrainer der polnischen Männer und Siegfried Mazet, Schießtrainer für Norwegen.

Wer ist Sturla Holm Lägreids größter Gegner im Kampf um den Weltcup-Gesamtsieg?

Lukas: Ich hoffe, das kann ein Schwede sein, Sebastian Samuelsson oder auch Martin Ponsiluoma. Die beiden könnten Sturla in dieser Saison das Leben schwer machen.

Röiseland: Es gibt ein paar andere starke Norweger, aber Sturla ist sehr stabil. Auch Isak Frey ist sicher ein Kandidat, aber noch nicht dieses Jahr. Und natürlich Eric Perrot.

Fourcade: Ich glaube, der größte Gegner hat letztes Jahr seine Karriere beendet! Der Rücktritt von JT Bö hat für viele Athleten eine Tür geöffnet, auch für einige Franzosen, die jetzt denken: ‚Ich kann auch gewinnen.‘

Velepec: Eric ist der Typ, der alles gewinnen kann. Er ist ein brillanter Läufer, ein schneller Schütze und sehr stabil. Sturla muss den Titel jetzt verteidigen, und das ist doppelt so schwer wie anzugreifen, wie er das bei Johannes gemacht hat.

Mazet: Momentan sehe ich da Eric Perrot, Tommy Giacomel und einen Norweger. So wie ich das sehe, kann Vebjörn (Sörum, vor den Problemen zuletzt in Geilo) stark sein und vielleicht Samuelsson, der am Schießstand nicht stabil ist, uns aber überraschen könnte. Aber Eric ist sicher der größte Gegner.

Top 3 der Männer

JL: Sturla, Sebastian und Perrot, nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge. SR: Sturla, Eric und Sebbe. SF: Eric, Quentin und Sturla, und die Top fünf noch mit Emilien Jacquelin und Fabien Claude. UV: Eric, Sebbe, und ich würde sagen Uldal vor Sturla. SM: Sturla, Eric, Tommy und einer von den Norwegern.

Wenn Franziska Preuss so schießt wie letzte Saison und gesund bleibt, gewinnt sie dann die Gesamtwertung der Frauen?

JL: Ja, sie ist kaum zu schlagen.

SR: Auf jeden Fall. Sie hat dieses Jahr Probleme mit dem Finger gehabt, aber gut trainiert. Ihr Fokus liegt vor allem auf Olympia. Ich weiß, dass sie eine mindestens so gute Saison liefern kann wie letztes Jahr. Ich habe großen Respekt vor Lou (Jeanmonnot), für mich haben Franzi und sie letztes Jahr beide gewonnen.

SF: Ich denke, das wird ein harter Kampf gegen die Französinnen. Vor allem eine hat ja noch etwas gutzumachen und will die Gesamtwertung gewinnen.

UV: Ich denke ja, wenn sie die ganze Saison läuft. Sie ist ein bisschen labil, wenn sie sich krank fühlt, lässt sie ein Rennen ausfallen. Das ist das einzige Risiko, so können ihr Punkte entgehen. Aber sie kann den Titel verteidigen.

SM: Ja, ich glaube schon. Lou ist sehr stabil und hat im Kampf um das gelbe Trikot letztes Jahr wertvolle Erfahrungen gesammelt, und Franzi weiß das. Wenn man eine starke Gegnerin hat, die man respektiert, dann wächst man daran auch selbst. Ich glaube, Franzi und Lou haben großen Respekt voreinander. Ich hoffe, Lisa kann die dritte Frau sein, die Biathlon ein bisschen spannend macht.

Top 3 der Frauen

JL: Öberg (eine von beiden), Preuss und Vittozzi

SR: Franzi, Lou, Lisa und natürlich eine Schwedin, vielleicht Elvira.

SF: Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge: Preuss, Lou, Oceane Michelon

UV: Preuss, dann die Französinnen auf 2, 3, 4 und 5! Ich sehe auch Vittozzi und die Öberg-Schwestern aus Schweden. Die Top fünf bei den Frauen sind sehr schwer zu tippen.

SM: Preuss, Jeanmonnot und Vittozzi.

Newcomer der Saison?

JL: Isak Frey, Selina Grotian

SR: Unter 25 Selina Grotian, Julia Tannheimer, Eric Perrot, keine Frage

SF: Könnte Eric sein, wenn nicht, dann ist Martin Uldal auch ziemlich beeindruckend. Bei den Frauen Michelon.

UV: Vermutlich Frey, der schießt sehr gut. Ich würde mich freuen, wenn einer von meinen Jungs wie Grzegorz Galica oder Konrad Badacz um das blaue Trikot mitlaufen könnte.

SM: Ich glaube, Isak Frey wird für einige Überraschungen sorgen, der ist ein echter Biathlet, körperlich stark und am Schießstand strategisch gut. Er versteht Dinge, für die andere vielleicht noch vier oder fünf Jahre brauchen werden und ist sehr reif für sein Alter. Johannes Thinges Bö und Martin Fourcade waren beide so. Oceane Michelon ist in derselben Situation. Ich kenne sie gar nicht, aber ihr Name ist mir als Erster eingefallen.

Was ist für deine Mannschaft der Schlüssel zu einer erfolgreichen Saison?

JL: Gesund bleiben!

SR: Gesund bleiben, sich auf die Leistung konzentrieren und nicht so sehr auf das Ergebnis.

SF: Ein guter Start würde uns schon helfen. Danach kommt es wie so oft auf Selbstvertrauen an, und Vertrauen in die geleistete Arbeit, damit gute Ergebnisse folgen. Aber ein guter Start ist auch schon ein guter Vorteil!

UV: Geduld ist der Schlüssel. Man muss ja bedenken, dass unser bestplatzierter Athlet letztes Jahr auf Platz 57 in der Gesamtwertung lag. Das ist eine solide Gruppe, aber die sind noch jung. Wir wollen in die Top 40 aufrücken, an einem guten Tag Top-20-Ergebnisse einfahren, und die Top 10 in den Staffeln knacken.

SM: Der Schlüssel ist, zu Beginn der Saison gute Ergebnisse einzufahren und auf der Welle dann zu reiten. Vielleicht nicht in Östersund, das ist der erste Weltcup und ein schwerer. Wir wissen, dass die Schweden da bereit sein werden. Da wollen wir Akzente setzen, aber den Rhythmus schaffen wir uns in Hochfilzen. Das ist eine Metapher aus dem Surfen. Wenn die Welle kommt, nimmt man sie im perfekt richtigen Moment, nicht zu früh oder zu spät. Ich will, dass wir da von Anfang an im Spiel sind. Die Welle erwischen und reiten!

So sehen es die erfahrenen Trainer im Biathlon-Zirkus. Jetzt dürfen wir gespannt sein, wie sich all das entwickelt, wenn es nächsten Samstag endlich losgeht!

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Nordic Focus, Svenskt Skidskytte

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