Die WM 2023 in Oberhof war fantastisch – das Publikum und die Wettkämpfe waren großartig. Dazu gab es einen bunten Mix nahezu aller möglichen Witterungsverhältnisse. In den zwei Wochen voller Spannung und Dramatik ist deutlich geworden, wie sich im Biathlon das Blatt an jedem beliebigen Tag wenden kann. JT Bø krönte sich ohne jeden Zweifel zum König von Oberhof. Seine Mission, in jedem seiner sieben Wettkämpfe eine Medaille zu holen, begann mit Gold in der Mixed-Staffel und endete mit Bronze im Massenstart. Der Norweger zeigt seit dem Saisonstart in Kontiolahti ein derart herausragendes Niveau, das es das restliche Feld in den Schatten stellt. Seine läuferischen Fähigkeiten sind schon seit langer Zeit bekannt. Jedoch habe ich in der Geschichte unseres Sports noch nie jemanden erlebt, der mental so stark ist wie Johannes in der Saison 2022/23 – selbst nicht zu Zeiten eines Martin Fourcade oder Ole Einar Bjørndalen. Hanna Öberg hat ihre Top-Form genau zum richtigen Zeitpunkt wiedergefunden und konnte ihr riesiges Talent und ihre Entschlossenheit bei den wichtigsten Wettkämpfen unter Beweis stellen. Das gilt im Übrigen für das gesamte schwedische Team.
Markéta Davidová ist als amtierende Weltmeisterin im Einzel nach Oberhof gekommen. Mit all den Erwartungen, die auf ihren Schultern lasteten, war klar, dass es eine schwierige WM für sie werden würde. Aus tschechischer Sicht war die Staffel der Männer der spannendste Wettkampf in Oberhof. Drei Viertel des Rennens war unsere Mannschaft in der Spitzengruppe vertreten und hat das Rennen zeitweilig sogar angeführt. Das war natürlich eine grandiose Erfahrung für die Jungs, an der sie weiter wachsen dürften und die sich in einem Jahr auszahlen kann, wenn die Weltmeisterschaften in Nové Město ausgetragen werden.
Nové Město na Moravě kann auf ein erfahrenes Organisationskomitee vertrauen. Der Austragungsort ist bereit für einen letzten Test im Weltcup, bevor hier 2024 die BMW IBU-Weltmeisterschaften stattfinden werden. Der erste Weltcup nach dem Saisonhöhepunkt – Olympia oder Weltmeisterschaften – ist immer etwas schwierig, da die erfolgreichsten Athletinnen und Athleten manchmal in ein Motivationsloch fallen. Ich gehe davon aus, dass Johannes seine Dominanz bei den Männern fortsetzen wird, wobei es auch Gelegenheiten für neue Athleten geben könnte, den Sprung aufs Podium zu schaffen. Das tschechische Team hat die einmalige Chance, den Heimvorteil zu seinen Gunsten zu nutzen. Markéta hat in diesem Winter schon einige gute Rennen abgeliefert, daher wäre es schön, wenn sie bei ihrem Heim-Weltcup auftrumpfen könnte. Natürlich ist die Konkurrenz mit Julia Simon, den Öberg-Schwestern, Lisa Vittozzi, Dorothea Wierer oder Denise Herrmann-Wick enorm, aber man kann nur dann Achtbeste in der Weltcup-Gesamtwertung sein wie Markéta, wenn man konstant gute Leistungen zeigt. Ihre Schießzeiten und ihre Treffergenauigkeit sind auf einem hohen Niveau.
Tomáš Mikyska hat mich in diesem Winter mit seiner mentalen Ausgeglichenheit überzeugt. Wir haben zusammen in Letohrad trainiert, daher kenne ich ihn gut und weiß um seine Qualitäten. In diesem Winter hat er den Durchbruch geschafft. Sein Schießen in den Staffelrennen war fantastisch. Mit seiner Qualifikation für den Massenstart, den er als 14. beendet hat, konnte er sein Potenzial unter Beweis stellen und zeigen, dass der tschechische Biathlon eine vielversprechende Zukunft hat.