Saisonende Expertenmeinung: Arnd Peiffer

Arnd Peiffer eröffnete und beschließt nun auch die Saison 2022/2023 mit seiner Expertenmeinung zu der Dynamik im BMW IBU Weltcup in Abwesenheit von JT Bö, dem Geheimnis hinter dem Erfolg der norwegischen Männerstaffel, den Gründen für Julia Simons großartige Saison und die gute Stimmung in der deutschen Mannschaft vom Weltcup bis hinunter in den Juniorencup.

Mit der coronabedingten Abwesenheit von JT Bö (und seinem Bruder Tarjei, auch in Bestform) veränderte sie die Dynamik in Östersund drastisch. Nachdem er im Einzel Dritter geworden und sich damit den Sieg in der Disziplinwertung gesichert hatte, eröffnete Vetle Sjaastad Christiansen, dass er sich für die Saison 2022/2023 den Gesamtsieg im BMW IBU Weltcup als Ziel gesetzt hatte, bevor Johannes die Latte so hoch legte, dass er seine Ziele anpassen musste. Christiansen füllte die entstandene Lücke nahtlos, lief ein hochkonzentriertes Einzelrennen und tat im Massenstart genau das, was sonst Johannes tut – ging schon auf den ersten Metern in Führung und ließ sie sich nicht mehr nehmen.

Christiansen führte auch die norwegische Staffel als Schlussläufer zum Sieg, in der neben ihm der Gesamtsieger im IBU Cup Endre Strömsheim antrat, außerdem Vebjörn Sörum, der in dieser Saison auch die meisten Wochen im IBU Cup gelaufen war, und Johannes Dale, der im vergangenen Sommer mit Strömsheim und Sörum im B-Kader trainiert hatte. Die Norweger sind es gewohnt, jeden Tag um ihren Platz zu kämpfen – in den Trainingseinheiten, im Weltcup, im IBU Cup oder im Norwegen-Cup – und lernen, sich praktisch innerhalb von Sekunden auf eine neue Situation einzustellen.

Für Julia Simon rückt ihr erste Gesamtsieg im BMW IBU Weltcup immer mehr in greifbare Nähe. Sie erholte sich bemerkenswert schnell von einer Corona-Infektion nach den BMW IBU Weltmeisterschaften in Oberhof 2023, war schon in Nove Mesto na Morave wieder wettkampftauglich und in Östersund wieder auf klarem Podestkurs. Simon ist als Biathletin gereift. Ihre Trefferquote und ihr Schießtempo sind konstant hoch, ebenso ihr Lauftempo. Wir konnten ihr ansehen, wie sie sich darüber ärgerte, dass ausgerechnet die letzte Scheibe im Massenstart stehenblieb, ein Zeichen großen Selbstvertrauens. Ihr Kampfgeist ist unglaublich, und da Elvira Öberg immer noch recht schlapp ist, stehen die Chancen auf einen Triumph in Oslo für Simon sehr gut.

Die letzte Woche war auch für die deutsche Mannschaft von Erfolg gekrönt. Benedikt Dolls Sieg im Einzel war ein wichtiger Meilenstein für ihn und die ganze Mannschaft, da auch Philipp Nawrath und Roman Rees mit ihm zur Siegerehrung antreten durften. Die Stimmung scheint in der ganzen Mannschaft strukturell gut zu sein, vom Weltcup bis hinunter in den Juniorencup. Deutschland gewann bei den Jugend- und Juniorenweltmeisterschaften im kasachischen Shchuchinsk die meisten Goldmedaillen. Selina Grotian war mit vier Goldmedaillen die Überfliegerin bei diesen Weltmeisterschaften. Selina ist in ihrer Entwicklung für ihr Alter (sie fällt noch unter Jugend) ausgesprochen weit, und ihre Laufstärke ist bemerkenswert. Sie wird in Oslo Weltcup-Luft schnuppern dürfen, aber von ihr sind keine Wunder zu erwarten. Die Geschichte hat immer wieder gezeigt, dass Deutschland (und auch andere Nationen) viele Juniorenweltmeister*innen gehabt hat, die im Weltcup nie Fuß fassen konnten. Selina ist von guten Begleitern umgeben und sollte sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln.

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