Expertenmeinung: Helena Ekholm

Helena Ekholm gewann die Gesamtwertung des BMW IBU-Weltcups 2008/2009 und WM-Gold im Einzel bei den BMW IBU-Weltmeisterschaften 2011. In unserer Expertenmeinung blickt sie auf JT Bøs rekordverdächtige Saison. Und da der Weltcup nun in Östersund Station macht, beschäftigt sie sich auch mit dem schwedischen Team, das bei den Weltmeisterschaften 2023 in Oberhof mit elf Medaillen sein bestes Ergebnis aller Zeiten verbuchte.

Darüber hinaus sympathisiert sie mit Hanna Öberg und deren zurückgewonnener Freude am Biathlon. Eine Antwort gibt es auch auf die Frage, ob Helena Ekholm in ihren sieben Weltcup-Saisons schon einmal ähnlich von Krankheit geplagt war wie Elvira Öberg in Oberhof.

JT Bø hat seine Weltcupsiege 12 und 13 in diesem Winter eingefahren – rechnet man seine drei Einzelgoldmedaillen von Oberhof dazu, waren es bereits die Erfolge 15 und 16. Damit dürfen wir eine der besten Saisonleistungen aller Zeiten hautnah miterleben. Johannes hat seine Laufleistung noch einmal verbessert und ist in der Lage, Runde für Runde das gleiche horrende Tempo anzuschlagen. Ein derart hohes Niveau hat es bisher noch nicht gegeben. Diese Dominanz in der Loipe verschafft ihm etwas Ruhe am Schießstand, weil er weiß, dass er für den Sieg nicht fehlerfrei bleiben muss. Das ist mit Sicherheit ein gutes Gefühl. Sein Erfolgshunger scheint indes noch lange nicht gestillt.

Sebastian Samuelsson und Martin Ponsiluoma sind die einzigen Athleten, die Johannes in diesem Jahr geschlagen haben. Beim Massenstart von Oberhof lieferten sie sich ein intensives Duell mit JT, das zu Gunsten der beiden Schweden ausging. Martin profitierte dabei von unwahrscheinlich schnellen Ski und seinen enormen Energiereserven, während Sebastian alle 20 Scheiben abräumte und das Tempo forcierte, als Johannes und Martin etwas müder wurden. Als er spürte, dass seine beiden Rivalen nicht mehr viel zuzulegen hatten, schaltete er auf Angriff – solche Situationen mag er. Deshalb war seine Ankündigung im Vorfeld, Johannes im direkten Duell zu schlagen, wenn er eine Chance im Sprint erhalten sollte, durchaus realistisch. Das schwedische Team lieferte beim Saisonhöhepunkt ein herausragendes Ergebnis ab. Das erfordert eine minutiöse Planung und eine geschickte Strategie vom Trainerstab.

Unterdessen sprach Hanna Öberg davon, dass sie den Spaß am Biathlon zurückgefunden hat. Das kann ich nachvollziehen. Nachdem ich in der Saison 2008/09 den Gesamtweltcup gewinnen konnte, hatte ich nach den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver große Probleme. Bei Olympia lief es für mich nicht wie gewünscht. Daraufhin habe ich mit einem Mentaltrainer zusammengearbeitet und so meinen Spaß am Biathlon wiedergefunden. Ein Jahr später lieferte ich dann die besten Weltmeisterschaften meiner Karriere ab und gewann Gold im Einzel sowie Bronze in der Verfolgung. Neben Hanna zählte für mich Linn Persson zu den großen Überraschungen von Oberhof. Ich habe mich sehr für sie gefreut, dass ihr Stern bei dieser WM aufgegangen ist.

Elvira Öberg hatte das Pech, dass sie krank geworden ist. Dadurch wurde ihre Saison zum ungünstigsten Zeitpunkt ausgebremst. In meiner eigenen Laufbahn bin ich glücklicherweise von Krankheit und Verletzungen verschont geblieben. Daher kann ich nur erahnen, was sie durchgemacht hat. Ich wünsche ihr, dass sie in Östersund wieder fit ist und angreifen kann. Die Strecke dort ist ziemlich anspruchsvoll. Anstiege wechseln sich mit schnellen, kurvenreichen Abfahrten ab und es gibt kaum Zeit, sich zu erholen. Nur in der Anfahrt zum Schießstand kann man den Puls etwas runterfahren. Das ist wahrscheinlich der leichteste Streckenteil in Östersund. Doch dann kommt der Wind ins Spiel. Elvira ist noch immer Zweite in der Weltcup-Gesamtwertung. Die Führende Julia Simon scheint ihre Corona-Infektion schnell überwunden zu haben. Dazu kann sie sich auf ihre Laufleistung und Treffsicherheit verlassen. Es bedarf für Elvira schon eines kleinen Wunders, um der Französin noch gefährlich zu werden.

Teile die News!

Header iconAbonniere unseren Newsletter