Bei den US-Biathleten zeigt sich ein klarer Trend: Ins Team rücken immer mehr junge aufstrebende Talente nach, die bereit sind, hart an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Im vergangenen Winter konnte sich das US-Team bereits über eine Bronzemedaille bei den Junioren-Weltmeisterschaften freuen. Und durch den Wechsel des Neuseeländers Campbell Wright ins amerikanische Lager gewinnt es zusätzlich an Qualität
Intensives Grundlagentraining
Die Vorbereitung ist in vollem Gange. Als wir US-Coach Armin Auchentaller erreichen, ist er gerade auf dem Weg ins Trainingscamp nach Lake Placid. „Ich sollte eigentlich gestern fliegen, aber der Flug wurde kurzfristig annulliert. Also reise ich erst heute zum Team nach Lake Placid, wo wir ein gemeinsames Camp mit den Kanadiern veranstalten. Wir wollen in den nächsten Wochen möglichst eng mit unseren Nachbarn zusammenarbeiten.“
Aktuell liegt der Schwerpunkt auf der Grundlagenausdauer. „Sicherlich gibt es auch intensivere Einheiten, aber derzeit konzentrieren wir uns vor allem darauf, das Fundament für die neue Saison zu legen. Am Schießstand versuchen wir herauszufinden, was für die einzelnen Athleten das Beste ist. Bisher hat das ganz gut funktioniert.“
Nach dem Juli-Camp stehen drei weitere Trainingslager für das Team auf dem Programm: Im September geht es wieder nach Lake Placid, im Oktober nach Utah und im November erfolgt dann der Gang nach Europa. „Dort werden wir von Mitte November bis zum Beginn der Weltcup-Saison ins finnische Vuokatti gehen.“
Übergangssaison
Im Rückblick auf den vergangenen Winter stellt Auchentaller heraus, dass es zum Ende 2021/22 einige Rücktritte gab. „Bei den Frauen haben mit Susan Dunklee und Clare Egan zwei große Namen dem Biathlon Adieu gesagt. Daher war der letzte Winter eine Art Übergangssaison. Die Newcomer haben sich jedoch im IBU-Cup gut geschlagen und ihr Potenzial erkennen lassen. Im Herren-Team herrscht ein gutes Klima und ich hoffe, dass wir sogar noch enger zusammenrücken können.“
„Für den kommenden Winter wünsche ich mir, dass wir uns weiter Schritt für Schritt verbessern. Vor uns liegt noch ein langer Weg und wir haben viel zu lernen. Aber ich sehe viele gute Dinge und das Team ist im Training äußerst motiviert. Alle sind voll bei der Sache, arbeiten hart und wollen vorankommen.“
Einer der Athleten, der sein Talent im vergangenen Winter hat aufblitzen lassen, ist Maxime Germain. Beim IBU-Cup im slowakischen Brezno-Osrblie war er erstmals bei der Flower Ceremony dabei, im Sprint bei der Junioren-WM holte er sogar Bronze. „Ich war mit meiner Saison sehr zufrieden, jetzt will ich mehr. Für mich persönlich waren es perfekte Ergebnisse, die mich für meine weitere Karriere extrem motivieren.“
Neben Auchentaller hebt auch Germain den Teamspirit hervor: „Die jungen Teammitglieder haben unglaublich viel Drive. Wir arbeiten alle auf ein gemeinsames Ziel hin. Wir haben auch erfahrene Athleten in unseren Reihen, die vorangehen und eine Inspiration für die nächste Generation im US-Biathlon sind“, so Germain.
„Ich hoffe, dass uns die Leute anfeuern, weil wir immer noch Underdogs sind. Dabei sind wir fest entschlossen, weiter zu wachsen und eines Tages auch auf dem Podium zu stehen. Darüber hinaus sind wir echt eine lustige Truppe“, meint Auchentaller.
Neuzugang Campbell Wright
Mit Campbell Wright, der sich bei der letzten Junioren-WM im kasachischen Schtschutschinsk zum Sprint-Weltmeister kürte und als erster Neuseeländer überhaupt eine Medaille gewann, kann das US-Team zur Saison 2023/24 einen Neuzugang in seinen Reihen begrüßen.
„Der Hauptgrund für meinen Wechsel sind die Strukturen und die Unterstützung, die alle Athleten hier erhalten. Ich habe bereits vergangene Saison mit dem Team trainiert und kenne die Jungs daher gut. Es ist für mich ein Privileg, mit ihnen zu trainieren. Alle sind hoch motiviert und geben jeden Tag ihr Bestes“, so der Kiwi.
Auch Auchentaller ist von seinem Neuzugang begeistert: „Campbell wird dem Team enorm guttun. Ich möchte den Neuseeländern für ihre Kooperation bei diesem Projekt danken. Sie haben den Wechsel sehr leicht gemacht. Campbell ist bereits gut in unser Team integriert und er bringt jede Menge positiven Spirit mit.“
Auf den Neuseeländer warten in der kommenden Saison zahlreiche neue Herausforderungen, darunter eine für ihn neue Disziplin: die Staffel. „Ich bin noch nie eine Staffel gelaufen und freue mich sehr darauf. Das Format kommt meinen Stärken als Biathlet sehr entgegen. Ansonsten möchte ich mich in der neuen Saison verbessern und weiterentwickeln.“
In Kürze reisen Campbell Wright und Maxime Germain in den Schnee nach Neuseeland. „Ich vermisse den Winter schon. Deshalb fliegen wir demnächst zum Schneetraining nach Neuseeland“, so Germain voller Vorfreude. Jede Menge Erfahrungsberichte wird es auch auf seinem YouTube-Kanal geben, sodass die Fans seine Eindrücke hautnah miterleben können.
Saison-Highlight im kommenden März
Im nächsten Winter wird der BMW IBU-Weltcup Station in Nordamerika machen: In Soldier Hollow (USA) und Canmore (Kanada) finden die beiden letzten Weltcups der Saison statt. Armin Auchentaller hofft, dass dieser Umstand dem Biathlonsport in den USA einen Aufschwung verleihen und neue Fans bescheren wird.
„Wir freuen uns auf den Weltcup in Soldier Hollow. Dadurch können wir unsere Sportart etwas mehr ins Rampenlicht rücken und hoffentlich etwas mehr Sichtbarkeit erlangen. Es ist schön, dass die Biathlon-Familie ihre Wettkämpfe an verschiedenen Orten austrägt. Besonders freut uns, dass wir zum Ende der Saison in die USA reisen. So bekommen wir nur einmal Jetlag. Ich hoffe, dass wir so viele Menschen in den USA vom Biathlon begeistern können“, so der Auswahl-Coach weiter.
„Ich habe gehört, das Event wird dem Super Bowl in Nichts nachstehen“, erklärt Germain mit einem breiten Grinsen und Augenzwinkern. „Die Strecke ist echt schön und ich habe keinen Zweifel daran, dass auch das Wetter mitspielen wird.“
Fotos: Reichert, Yevenko, Stancik, US Biathlon