Erster Einzelsieg über 20 km für fehlerfreien Doll

Benedikt Doll aus Deutschland blieb zum ersten Mal in einem Rennen mit vier Schießeinlagen fehlerfrei und gewann seinen ersten Einzelwettkampf der Herren über 20 km heute Nachmittag beim BMW IBU Weltcup in Östersund. Dolls Zeit von 48:43,2 krönte diesen perfekten Tag für den IBU Sprintweltmeister von 2017. Er hatte nach jedem Schießen in Führung gelegen mit Ausnahme des ersten Liegendschießens. Der Italiener Tommaso Giacomel schoss eine Strafrunde, belegte Platz zwei mit einem Rückstand von 1:09,1 und stand damit zum ersten Mal in seiner Karriere auf dem Treppchen.

„Ich will immer 20/20 schießen“

Doll sagte, dass sein heutiges Schießergebnis und sein Sieg einer der Höhepunkte seiner Karriere sind, die 2008 bei der IBU JJWM begann. „Es ist etwas Besonderes, denn normalerweise bin ich nicht so ein guter Schütze. Ich will immer 20/20 schießen und heute habe ich es geschafft. Und dann habe ich das Rennen sogar gewonnen. Man könnte sagen, ich habe meine Chance, die mir die Abwesenheit der Boe-Brüder beschert hat, bestens genutzt. Ich bin sehr glücklich darüber.“

„Highlight-Rennen“ der Saison

Der heutige Sieg entschädigte Doll für die verpasste Medaille bei der IBU Weltmeisterschaft in Oberhof. „Die Weltmeisterschaft war etwas enttäuschend. Jede Saison ein Highlight-Rennen zu haben, ist sehr wichtig für mich. Wieder einen Weltcupsieg errungen zu haben, macht mich sehr stolz.“

„Wirklich wichtige“ kleine Kristallkugel für Christiansen

Der Norweger Vetle Sjaastad Christiansen belegte mit einem Fehler und einem Abstand von 1:11,5 Rang drei. Diese Platzierung zusammen mit den Rängen zwei und sieben in Ruhpolding und Kontiolahti brachten dem 30-jährigen Skandinavier die kleine Kristallkugel für den Sieg in der Disziplinwertung ein. „Ich habe eine Weile über diese Kristallkugel nachgedacht… Es ist unglaublich, unbeschreiblich. Ich habe vor der Saison gesagt, dass ich um die große Kristallkugel mitkämpfen will, aber Johannes hat uns schon ziemlich schnell gezeigt, dass wir normale Menschen keine Chance haben… Daher ist diese kleine Kristallkugel sehr wichtig für mich.“

Dolls Teamkollegen Philipp Nawrath und Roman Rees wurden Vierter und Fünfter mit einer bzw. zwei Strafminuten. Sie lagen 1:51,4 bzw. 2:02,1 zurück. Eric Perrot aus Frankreich verfehlte ebenfalls eine Scheibe und landete mit einem Rückstand von 2:07,8 auf Platz sechs. Er schaffte damit Karrierebestleistung.

Header iconBMW IBU World Cup 8 Oestersund Men's 20 km Individual

Am späten Nachmittag starteten die Herren bei ähnlichen Bedingungen wie die Damen. Es war kalt, der Wind wehte nur schwach und die Sonne sank langsam am Horizont und warf lange Schatten auf den Schießstand. Doll und Dale waren die ersten, die beim ersten Liegendschießen fehlerfrei blieben. Christiansen hatte die kleine Kristallkugel vor Augen und schoss ebenfalls tadellos – allerdings sechs Sekunden schneller als die beiden anderen.

„Gutes Gefühl am Schießstand“

Doll räumte beim ersten Stehendschießen alle Scheiben ab. Christiansen war über den Schnee geflogen, verfehlte dann aber seine dritte Zielscheibe und fiel 49 Sekunden hinter den Deutschen zurück. Rees war liegend fehlerfrei geblieben und schob sich nun auf Rang drei, als er auch stehend alle Scheiben traf. Er lag 27 Sekunden hinter Doll.

Doll wusste vor dem Start, dass heute ein guter Schießtag für ihn war. „Ich hatte ein sehr gutes Gefühl am Schießstand beim Training vor einigen Tagen. Es herrschte kein Wind, also musste ich mir darum keine Sorgen machen. Ich habe einfach gut geschossen. Mein Puls war sehr tief. Das machte es noch einfacher. 20/20 zu treffen, ist sehr wichtig. Dieses Ziel habe ich viele Jahre lang verfolgt.“

Rees glänzte weiter an diesem perfekten Tag mit einem fehlerfreien zweiten Liegendschießen, doch Doll war noch besser. Er traf ebenfalls und war insgesamt 40 Sekunden schneller als sein Mannschaftskamerad. Christiansen war weiterhin auf Treppchen- und Kristallkugelkurs. Er räumte beim zweiten Liegendschießen alle Scheiben ab, lag aber 49 Sekunden hinter Doll.

Doll Stehendschießen besiegelt Triumph

Nachdem Rees seinen ersten Fehler des Tages geschossen hatte, zeigte Doll eine von ihm nie gesehene Serie. Er schoss langsam und kontrolliert beim letzten Stehendanschlag, traf alle fünf Scheiben und sicherte sich so den Sieg. Christiansen blieb ebenfalls fehlerfrei und schob sich auf Rang zwei, 48 Sekunden vor Rees. Giacomel war aufgrund einer Strafminute beim ersten Stehendschießen aus der Top Ten herausgefallen, doch er arbeitete sich kontinuierlich wieder nach vorn. Dank eines fehlerfreien letzten Schießens setzte er sich sogar acht Sekunden vor den Norweger.

Giacomel: „Meine größte Schwäche…und jetzt Platz zwei“

Der 22-jährige Italiener gab auf der Schlussrunde alles, sprintete ins Ziel und reckte die Faust in die Luft. Er war 2,4 Sekunden schneller als Christiansen und schob den schob den Norweger auf Platz drei nach hinten. Das Podium war gesetzt.

Giacomels zweiter Platz war für ihn ein Zeichen, dass er seine größte Schwäche überwunden hatte. „Ich habe mich läuferisch gut gefühlt. Genauso wie letzte Woche in Nove Mesto. Ich wusste, dass es im Rennen vor allem darum geht, zu treffen. Deshalb habe ich mir Zeit gelassen… Der Einzel war immer meine größte Schwäche. Und jetzt stehe ich hier auf dem zweiten Platz. Das ist einfach unglaublich!“

Christansens letzter Schuss

Ebenso wie Doll schoss auch Christiansen beim letzten Stehendanschlag äußerst vorsichtig. Vor dem letzten Schuss wartete er eine gefühlte Ewigkeit, bevor er die Scheibe schließlich abräumte. Er wusste, wie wichtig dieser Treffer war. „Ich denke, man konnte bei meinem letzten Schießen heute sehen, dass ich wusste, was auf dem Spiel stand… Ich wusste, dieser letzte Schuss könnte den Unterschied zwischen dem Gewinn der Kristallkugel oder dem Verlust machen. Ich bin froh, dass ich es heute geschafft habe, als es am meisten darauf ankam, denn ich habe in diesem Jahr schon viele letzte Schüsse daneben gesetzt. Ich kenne das Gefühl, wenn es schief geht. Aber heute lief es viel besser.“

Er gab zu, dass ein Triumph im Einzel eine große Errungenschaft ist. „Diese Strecke… Die 4-km-Runde ist die härteste im ganzen (Weltcup-)Zirkus. Ich konnte zeigen, dass ich auch im Einzel, der eigentlich meine Schwachstelle ist, kämpfen kann. Ich bin explosiv, ein großer Kerl. Daher mag ich den Sprint und Kämpfe Mann-gegen-Mann. Ich hasse diese langen Strecken durch den Wald wie im Einzel. Zu beweisen, dass ich auch darin zu den Besten zähle, ist ein wunderbares Gefühl.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Per Danielsson

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