Eine der beiden wird am Saisonende erstmals in ihrer Karriere die Große Kristallkugel in Händen halten, so viel ist sicher.
Franziska Preuß führt aktuell mit 92 Punkten vor der Französin. Insgesamt stehen noch zwei Sprintrennen und fünf Wettbewerbe mit je vier Schießeinlagen auf dem Programm. Entscheidend wird sein, wie gut die Athletinnen nach den IBU-Weltmeisterschaften regenerieren konnten. Dank ihres Vorsprungs kann Franziska Preuß den Saisonendspurt etwas entspannter angehen. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn ein schwarzes Wochenende wie in Oberhof, wo die DSV-Athletin 28. und 20. geworden ist, könnte das Blatt zugunsten Jeanmonnots wenden. Am Schießstand ist Preuß mit 92 Prozent Trefferquote eine Bank. Bei den Weltmeisterschaften feuerte sie von 70 Patronen nur vier daneben. Jeanmonnot steht aktuell bei einer Quote von 90 Prozent und verfehlte bei der WM neunmal das Ziel. Läuferisch hat jedoch die Französin die Nase vorn. Betrachtet man allein den Sprint und den Massenstart von Lenzerheide sowie die Verfolgung von Antholz, dann verbuchte die 26-jährige Jeanmonnot die fünft-, viert- und drittschnellste Laufzeit, während Preuß mit den Positionen 15, 6 und 18 läuferisch das Nachsehen hatte.
Der große Vorteil der Deutschen ist ihre Konstanz in dieser Saison: Mit insgesamt 16 Podiumsplätzen bzw. Teilnahmen an der Flower Ceremony liegt sie vor Jeanmonnot mit deren elf. Unterm Strich bleibt es also spannend und es wäre keine große Überraschung, wenn die finale Entscheidung erst im Massenstart von Oslo fällt.
Die beiden Norweger waren zum gleichen Zeitpunkt 2021 bereits ähnlich eng beieinander, nur mit anderen Vorzeichen. Seinerzeit ging JT mit 32 Punkten Vorsprung ins letzte Trimester, während in diesem Jahr Sturla mit einem Polster von 48 Zählern in Führung liegt. Vor vier Jahren lag Lægreid vor dem abschließenden Massenstart gar nur 4 Punkte zurück. Die Leistungen in diesem Winter sind schnell erklärt: JT war Ende Dezember in Höchstform und stand in Hochfilzen und Annecy-Le Grand Bornand in jedem Rennen auf dem Treppchen, davon dreimal ganz oben. Im Januar kühlte seine Formkurve mit zwei dritten Plätzen ab. Demgegenüber hatte Lægreid einen weitaus besseren Januar mit zwei Siegen und vier Podestplatzierungen. Im Sprint von Antholz übernahm er die Führung in der Gesamtwertung, mit dem Sieg im Massenstart baute er sie aus. Bei den IBU-Weltmeisterschaften in Lenzerheide holte sich JT das Double aus Sprint und Verfolgung und gewann im Massenstart Bronze. Lægreids einzige Einzelmedaille in der Schweiz war Silber im Massenstart. Am Schießstand liegt Sturla mit 92 Prozent Trefferquote (Karrierebestwert) vor JT mit 85 Prozent. Andererseits ist Johannes in der Loipe weiterhin das Maß aller Dinge und zaubert meist die schnellste Laufzeit in den Schnee.
Die beiden Teamkollegen lieben das Duell Mann gegen Mann. Bei Johannes könnte der Adrenalinschub jedoch etwas größer sein, da er um seine sechste und letzte Große Kristallkugel kämpft. Sturla dürfte in seiner Karriere noch einige weitere Möglichkeiten haben, den Gesamt-Weltcup zu gewinnen. Nur eines ist sicher: Es bleibt packend bis zum Schluss und wir alle sind gespannt, ob sich am Ende Laufstärke oder Treffergenauigkeit durchsetzen werden.
In jedem Fall versprechen die Duelle Sturla gegen JT sowie Franzi gegen Lou einen heißen März.
Fotos: IBU/ Archive, Nordic Focus