Trainerkarrussell 2023: Deutschland, Ukraine, Frankreich

Jeden Frühling, nachdem der Biathlonzirkus seine Zelte endgültig abgebrochen hat, beginnt sich das jährliche Trainerkarrussell zu drehen. Mehrere Nationen hatten bereits im vergangenen Frühjahr nach den Olympischen Spielen ihr Posten für die kommenden vier Jahre neu besetzt. Dieses Jahr fanden nur in Deutschland, der Ukraine und Frankreich Wechsel statt. Simon Fourcade, Mykola Zots und Uros Velepec wurden jeweils zu Cheftrainern ernannt.

Vittoz und Favre treten zurück

Am 17. März erlebten wir alle in Oslo eine große Überraschung, als das französische Trainerduo der Herren, Vincent Vittoz und Patrick Favre, ihren Rücktritt bekannt gaben. Laufexperte Vittoz und Schießspezialist Favre übernahmen das Team 2018 und führten es 2022 zu olympischen Erfolgen, darunter Quentin Fillon Maillets zwei Goldmedaillen und Silbermedaillen sowie das Staffelgold der Herren bei der IBU Weltmeisterschaft 2020 und in der vergangenen Saison.

Vittoz und Favre gaben beide zu, dass sie den Zugang zu und das Vertrauen der Athleten verloren hätten. Vittoz erläuterte gegenüber RMC Sport: „Wir sind am Ende der Geschichte angelangt. Es ist klar, dass wir nicht mehr auf einer Wellenlänge mit unseren Athleten sind. Wir haben analysiert, was falsch gelaufen ist. Die Athleten haben einige Kommentare gemacht. Für uns fühlt es sich an, als würden sie unsere Worte nicht länger hören. Wir waren bereit, weiterzumachen, aber aufgrund des Risses, der das Team von uns trennt, können wir nicht fortfahren.“

„Richtige Zeit“ für neuen Herrentrainer Simon Fourcade

Gestern gab der französische Biathlondirektor Stephane Bouthiaux bekannt, dass Simon Fourcade und Jean-Pierre Amat als Trainerduo des französischen Teams engagiert wurden. Fourcade, der nach der Saison 2018/19 aus dem aktiven Sportlerleben ausschied, trainiert seitdem die französischen Junioren.

Bouthiaux sagte gegenüber Ski Chrono über den viermaligen IBU WM-Medaillengewinner Fourcade: „Er hat einiges an Trainererfahrung gesammelt und wird sein Biathlonwissen und seine Frische einbringen. Die Athleten haben verlauten lassen, dass sie mit ihm zusammenarbeiten wollen. Eric Perrot und Oscar Lombardot kennen ihn gut und haben als Junioren erfolgreich unter ihm trainiert.“ Er fuhr fort: „Ich denke, es ist die richtige Zeit.“

Im selben Artikel in Ski Chrono sprach der 39-jährige Fourcade über seinen Schritt in den Trainerbereich 2019: „Ich wollte meinem Sport etwas zurückgeben. Wäre Biathlon nicht Teil meines Lebens gewesen, wüsste ich nicht, was aus mir geworden wäre. Ich war ein ziemlicher Rabauke als Junge. Es hätte schief gehen können, aber Biathlon hat mir dabei geholfen, zu wachsen.“

Amat kehrt zurück; Favre wechselt ins Damenteam

Der Olympiasieger im Sportschießen von 1996, Amat, kehrt zum französischen Tea, zurück. Er hatte bereits zuvor Athleten auf Weltcup-, IBU-Cup- und Juniorenniveau trainiert. Amat war bis vor kurzem Schießtrainer der chinesischen Biathlonmannschaft, trat aber nach der Saison 2021/22 von diesem Posten zurück. Bouthiaux sagte: „Die Wahr war offensichtlich. Er hat viel Erfahrung und unsere Athleten zum ein oder anderen Zeitpunkt in ihrer Karriere bereits trainiert.“

Zusammen mit dem Wechsel des Trainerstabs bei den Herren hab Bouthiaux auch bekannt, dass Favre dem französischen Biathlon erhalten bleibt und zusammen mit dem Schießtrainer der Damen, Jean Paul Giachino, die Frauenmannschaft betreuen wird.

Kirchner tritt zurück

Die zweite Überraschung im Trainerkarrussell kam auch dieses Jahr erneut aus Deutschland. Dieses Mal handelt es sich um einen wahren Schock in der Herrenmannschaft. Letztes Jahr gingen die Damen einen neuen Weg und verpflichteten Sverre Olsbu Roeiseland als Cheftrainer. Dieses Jahr tritt der Cheftrainer der Herren, Mark Kirchner, nach 13 Jahren zurück. Unter seinen Fittichen fuhren die Weltmeister und Olympiasieger Arnd Peiffer, Simon Schempp, Erik Lesser und Benedikt Doll ihre Siege ein. Obwohl es kaum einen Mangel an Triumphen, Podestplätzen und Medaillen in Kirchners Zeit als Cheftrainer gab, markierten die IBU Heimweltmeisterschaften in Oberhof 2023 einen Tiefpunkt für die deutschen Herren. Zum ersten Mal seit 46 Jahren errangen sie keine Medaille. Doch Kirchner sagte zum Abschied: „Die Arbeit hat mir bis zum Schluss viel Spaß gemacht. Aber jetzt ist es an der Zeit, den Weg für neue Projekte freizumachen.“ Er wird beim DSV bleiben und Trainings-, Koordinations- und Überwachungsaufgaben im Bereich Jugendentwicklung wahrnehmen.

Velepec: „Große Ehre und Verantwortung“

Uros Velepec arbeitete die letzte Saison mit Kirchner zusammen und übernimmt nun den Posten des Cheftrainers. Velepec war zuvor Cheftrainer von Slowenien und der Ukraine gewesen. Er sagte, die neue Stelle sei ihm überraschend angeboten worden. „Als (der DSV Biathlonsportdirektor) Felix Bitterling mir sagte, dass Mark nicht weitermachen würde und ob ich den Job haben wollte, sagte ich natürlich ‚Ja‘.“

Er fuhr fort: „Mark ist ein toller Kerl. Er ist witzig und weiß unglaublich viel über Biathlon. Ich habe die Zusammenarbeit mit ihm genossen. Die deutsche Mannschaft zu übernehmen, ist eine große Ehre, die aber auch mit viel Verantwortung und Erwartungen einhergeht. Letzte Saison lief es für unser Team sehr gut. Keiner unserer acht Herren hatte ein schlechtes Jahr. Benni kämpfte immer um Treppchenplätze mit und unsere Staffelmannschaft war sehr gut – außer bei den brutalen Windbedingungen in Oberhof. Die vielleicht größte Veränderung in diesem Jahr ist, dass wir unsere Trainingsgruppe um einen weiteren Jungspund erweitern, da die Kerngruppe unseres Teams immer älter wird.“

Der ehemalige Langläufer Jens Filbrich wird Assistenztrainer und übernimmt den Bereich Skitechnik und Fitnesstraining. Velepex nannte Filbrich „einen jungen, enthusiastischen Kerl, der sich sehr darauf freut, mit dem Team zusammenzuarbeiten.“

Zots leitet Damenteam der Ukraine

Die Ukrainer veränderten den Trainerstab des Damenteams und tauschten sehr viele Stellen aus. Mykola Zots ist der neue Cheftrainer. Ihor Yashchenko und Oleg Merkushyn arbeiten als Assistenztrainer. Dieses Jahr werden das A- und B-Team der Damen unter der Anleitung des Trios zusammen trainieren. Merkushyns zwei Töchter, Anastasia und Oleksandra, gehören zur Trainingsgruppe. Gleichzeitig wird Yulia Dzhima zusammen mit dem Herrenteam unter der Ägide von Langzeittrainer Juraj Sanitra trainieren und dem Programm ihres persönlichen Trainers, Uros Velepec, folgen.

Fotos: IBU/Christian Manzoni, IBU Photopool, Eugen Tarasenko

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