Die beiden Mannschaftskapitäne Regina Oja und Sebastian Samuelsson starteten am vergangenen Wochenende ganz unterschiedlich in die Biathlon Climate Challenge und die neue Trainingssaison. Oja ging joggen, während Samuelsson sich mit einer langen Skitour vom Winter verabschiedete.
Die Laufschuhe geschnürt
Auch wenn ihr Einstieg in die neue Trainingssaison ganz unterschiedlich ausfiel, leisteten beide ihren Beitrag zum erklärten Ziel, in diesem Monat 100.000 Bäume zu pflanzen. Das Projekt motivierte Oja, an einem lauen Sonntag mit ihrem Sommertraining zu beginnen. „Mich motiviert das zusätzlich. Ich messe meine Trainingseinheit nicht mehr in Kilometern oder Stunden, sondern in Bäumen. Wie viele Bäume habe ich heute schon gepflanzt? Wie viel habe ich zum Umweltschutz beigetragen? Ich bin joggen gegangen und habe zuhause ein bisschen Muskelaufbau gemacht, nichts Besonderes, weil ich langsam wieder einsteigen muss. Ich wäre sowieso losgelaufen, aber wegen der Climate Challenge habe ich dann wirklich die Laufschuhe geschnürt und bin vielleicht auch ein bisschen länger gelaufen.“
Letztes Training auf Schnee
Samuelsson starte schon am 26. April in seine Vorbereitung auf Peking und hatte sich für den 1. Mai einen ambitionierten Trainingsplan gemacht. „Zum Einstieg in den Mai bin ich mit Jesper Nelin auf den Weltcupstrecken in Östersund 50 km Ski gelaufen. Das war vermutlich mein letztes Training auf Schnee für diesen Winter. Nachmittags stand dann Krafttraining auf dem Programm.“
Muskeln schockiert und schwer
Beide gestanden ein, dass der Wiedereinstieg Zeit und Geduld braucht. Oja sagte weiter: „Der Wiedereinstieg ist immer schwierig, weil meine Muskeln am Anfang einfach schockiert sind, also mache ich in den ersten Wochen wirklich langsam.“
Samuelsson dazu: „Ich finde, der Anfang der Trainingssaison ist immer am schlimmsten! Meistens bin ich im Frühling nicht so aktiv, also fühlt es sich so schwer an, wieder loszulegen. Es braucht ein paar Wochen, bis ich gut genug in Form bin, dass die Trainingseinheiten Spaß machen.“
Fast nichts gemacht
Das lange Aufbautraining und vier intensive Wettkampfmonate verlangen allen Athletinnen und Athleten viel ab. Im April ist dann Zeit für Urlaub und Erholung. Auch wenn beide nicht offiziell trainiert haben, haben sie trotzdem Sport gemacht. Samuelsson, der mit einem sechsten Platz in der Weltcup-Gesamtwertung, einem BMW IBU Weltcupsieg und vier IBU WM-Medaillen die beste Saison seiner Karriere ablieferte, war etwas weniger aktiv als die Estin. „Ich habe nicht wirklich viel gemacht. Ich war nur ab und zu laufen und mit meiner Freundin Ski fahren. Der April ist der Monat, in dem ich fast gar nichts mache. Ich muss wieder Lust aufs Training haben, wenn das Trainingsjahr beginnt.“
Gutes Essen und Erholung
Oja, die sich im April 2020 praktisch keine Ruhe gegönnt hatte und dann direkt in die Trainingssaison gestartet war, hatte in der letzten Saison mit Ermüdung zu kämpfen gehabt. „Ich habe mir letztes Jahr im Grunde keine Pause gegönnt. ... In diesem Jahr habe ich das gemacht, was mein Trainer in der Schule mir immer gesagt hat: ‚Wenn du meinst, dass du wieder trainieren kannst, warte noch eine Woche.‘ Ich habe nach der Saison nicht einfach aufgehört, es ist ja wichtig, dass man langsam abtrainiert. Ich habe also in Ruhpolding, wo meine Eltern leben, ein paar Skitouren gemacht und war wandern. Dann bin ich mit meinem Freund nach Spanien gefahren. Da haben wir auch viele Sehenswürdigkeiten zu Fuß angeschaut, aber ich habe nicht wirklich trainiert. Ich habe einfach gut gegessen und mich ausgeruht, weil ich wusste, dass das die letzte Gelegenheit dafür ist.“
Kein Programm
Beide waren sich einig, was das Besondere am April ist. Samuelsson erklärte: „Es ist einfach schön, dass man einfach gar kein Programm hat! Ich musste meine Tage nicht planen, sondern konnte einfach machen, worauf ich gerade Lust hatte! Das ist das, was mir an dieser Zeit am besten gefällt!“ Bei Oja klang das ähnlich. „Einfach zu wissen, dass ich nicht um sechs Uhr aufstehen und frühstücken muss, damit ich um 8:30 Uhr beim Training sein kann. Ich versuche, aus der Routine auszubrechen: Ich unternehme verschiedene Dinge, schlafe aus und lebe komplett anders als in der Zeit, in der ich rund um die Uhr Athletin bin.“
Sport machen und Gutes tun
Um die Biathlon Climate Challenge weiter voranzutreiben und mit Kurs auf 20.000 Bäume an den ersten vier Tagen tauschte Samuelsson seine Skier gegen Skiroller und brach mit Nelin wieder auf, um Kilometer zu machen und noch mehr Bäume zu pflanzen. Oja, deren Freunde, Mannschafskameradinnen und Fans aktiv sind, um Bäume zu pflanzen, war überrascht, wie viele Menschen sich am Projekt beteiligen. „Ich finde es total klasse, wie sie alle schreiben, dass sie lange nicht joggen waren, jetzt aber die Schuhe wieder schnüren, weil sie das motiviert, dass sie viel trainieren und coole Sachen unternehmen. Ich war mir sicher, dass das gut ankommt, aber es ist schön zu sehen, wie viele wirklich dabei sind. Am Anfang war mir nicht klar, wie groß die Aktion werden würde und wie viele Menschen man damit erreichen kann. Diese Challenge und der Zweck dahinter sind wirklich gut. Es ist fantastisch, dass man Sport machen und dabei Gutes tun kann.“
Photos: Regina Oja, Sebastian Samuelsson