Nach dem Rennen in Dresden zeigte sich Felix Leitner zufrieden. Mit seinem fünften Platz konnte er unter Beweis stellen, dass er mit den besten Biathleten mithalten kann. „Ich wusste vor dem Rennen nicht so recht, wo ich stehe. In den letzten Wochen hatte ich Rückenprobleme, daher bin ich froh, dass es so gut lief. Der Wettkampf hat gezeigt, dass ich gut trainiert habe“, so der 28-Jährige. Damit erlebte der Österreicher einen kleinen Hoffnungsschimmer nach den vielen Rückschlägen der letzten Jahre.
Bis zur Saison 2021/22 zählte Leitner zu den besten Biathleten der Alpenrepublik. Im Weltcup konnte er regelmäßig Platzierungen unter den besten 20 vorweisen. Doch anschließend nahmen die Dinge ihren Lauf. Er wurde oft krank, Körper und Geist schienen nicht im Einklang zu sein. Und Leitner musste zuletzt dreimal in Folge die Saison vorzeitig beenden. Während seine Form auf dem Tiefpunkt angekommen war, stieg das Frustrationslevel ins Unermessliche: „Ich war am Boden zerstört, weil ich ein anderes Level von mir gewohnt war und mir meine schlechten Leistungen nicht erklären konnte.“
Um zu alter Stärke zurückzufinden, ging Leitner seinen eigenen Weg. Er verabschiedete sich aus dem Trainingsbetrieb beim ÖSV und ging in seinen Heimatort Mils in Tirol zurück. Dort wird er von Florian Steirer trainiert, mit dem er schon als Teenager zusammenarbeitete. „Ich vertraue Florian. Wir sind nicht nur Kollegen, sondern Freunde. Zusammen mit Schießtrainer Stefan Maier bilden wir eine Einheit.“ Das ist für Leitner besonders wichtig, nachdem ihm der ÖSV im Frühjahr 2025 aus dem Weltcup-Team für die neue Saison gestrichen hat. Für Leitner eine nur schwer nachvollziehbare Entscheidung.
Der Österreicher muss sein Training, einschließlich Trainingslager und aller sportlichen Aktivitäten, nun selbst organisieren. Obwohl es schwieriger ist, auf sich allein gestellt zu sein, gibt es ihm auch die Freiheit, sich mehr auf sich selbst und seine Bedürfnisse zu konzentrieren. „Für das Trainingslager mieten wir eine Ferienwohnung an. Das ist cool, weil wir so noch mehr Zeit als Team verbringen können. Wir kochen zusammen, worauf wir Lust haben, und können den Tag nach unseren Wünschen strukturieren.“ Dieser individuelle Ansatz verleiht ihm neue Stärke und Motivation, um seine sportlichen Ziele zu erreichen. Außerdem hat ihn der Ortswechsel von Hochfilzen nach Mils gut getan, da er nun wieder mehr Zeit mit seiner Familie und seinen Freunden verbringen kann.
Leitner möchte sich in den kommenden Wochen für das österreichische Weltcup-Team qualifizieren und in Östersund an den Start gehen. In puncto Platzierungen hat er sich allerdings keine konkreten Ziele gesetzt: „Ich möchte vor allem wieder mein früheres Leistungsniveau erreichen. Das war eine Zeit lang weit entfernt.“ Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2026 wäre für ihn ein riesiger Erfolg. Sein Fokus liegt aber auf den Weltmeisterschaften vor heimischer Kulisse im Jahr 2028. „Ich will wieder Spaß am Biathlon haben.“ Beim City Biathlon in Dresden hat er wieder erlebt, wie wunderbar dieser Sport sein kann.
Fotos: IBU I Archiv