Justine Braisaz-Bouchet gewinnt 15 km Einzel in Antholz

Die Französin Justine Braisaz-Bouchet leistete sich über fast das gesamte 15 km Einzel der Frauen in Antholz ein Fernduell mit ihrer Mannschaftskameradin Julia Simon, bevor sie nach dem letzten Stehendschießen in Führung ging und mit nur einem Fehler insgesamt zum Sieg in 42:20,6 lief. Zuletzt hatte sie im Dezember 2019 im 15 km Einzel von Östersund ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Simon wurde mit zwei Strafminuten und 51,1 Sekunden Rückstand Zweite. Platz drei ging an die Schwedin Mona Brorsson mit zwei Fehlern und einer Bestleistung auf Platz drei in 1:37,2.

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Geduld am Schießstand

Die Siegerin hatte insgesamt einen guten Tag, war stark auf der Strecke und bei windigen Bedingungen unfassbar treffsicher, was sie mit Geduld erklärte: „Es ist toll, zwei Wochen vor Olympia hier im Einzel von Antholz wieder auf dem Podest zu stehen. Wegen der Höhe sind die Rennen hier ziemlich hart, aber ich war auf der Schießmatte geduldig wegen der windigen Bedingungen und der vielen Emotionen beim letzten Schießen. Ich bin mit dem Rennen heute sehr zufrieden.“ Zum restlichen Tag sagte sie, ihr Plan sei, „Essen und Schlafen, das ist alles, was ich heute Abend vorhabe!“

Der ganz eigene Ansatz fürs Schießen

Braisaz-Bouchet erklärte, sie habe erst vor Kurzem die heute so wichtige Sicherheit am Schießstand wiedererlangt. „Der Plan war, ab Saisonstart in jedem Rennen (gute) Leistung zu zeigen. Nach Oberhof war ich enttäuscht von mir und meinen Leistungen. Das war mental hart für mich. In Ruhpolding habe ich wieder den richtigen Ansatz fürs Schießen gefunden, meinen eigenen Ansatz.“

Clare Egan aus den USA lieferte mit zwei Fehlern und 1:55,9 Rückstand auf Platz vier die zweitbeste Leistung ihrer Karriere ab. Lokalgröße Dorothea Wierer schaffte es mit drei Fehlern und 1:58,8 Rückstand auf Platz fünf, Marketa Davidova aus Tschechien wurde mit drei Fehlern und 2:34,6 Rückstand Sechste. Mit diesem sechsten Platz sicherte sich Davidova zu dem den Sieg in der Einzelwertung der Frauen und die kleine Kristallkugel.

Sonne und Simon in Führung

Die 97 Frauen gingen im Einzel von Antholz bei den gewohnten Bedingungen an den Start: Sonne, +4 °C und dieser tückische Wind aus dem Tal, der das Schießen so schwierig machte wie gestern bei den 20 km der Männer, die nur der Sieger Anton Babikov fehlerfrei absolvierte. Der Nachmittag begann mit fehlerfreiem ersten Liegendschießen bei den ersten fünf Starterinnen, angeführt von Julia Simon und Katharina Innerhofer. Wierer kam mit etwas Rückstand auf die zwei zum ersten Schießen, schoss aber wie immer schnell und ging mit 2,4 Sekunden Rückstand auf die Führende wieder auf die Strecke. Die IBU Einzel-Weltmeisterin Davidova kam ebenfalls ohne Fehler durch, lag aber 11,5 Sekunden zurück. Braisaz-Bouchet war so treffsicher wie die Mannschaftskameradin, aber 8 Sekunden schneller.

Wierer rückt vor

Simon traf dann auch im ersten Stehendschießen und erhöhte auf 10 Treffer. Wierer zog das Tempo auf der Strecke etwas an, traf dann die ersten fünf Scheiben im stehenden Anschlag und setzte sich 3 Sekunden vor Simon. Braisaz-Bouchet legte nach und ging mit 3 Sekunden Vorsprung vor der Italienerin wieder auf die Strecke. Auch Davidova traf fünfmal und blieb im Rennen ums Podest, allerdings mit 23 Sekunden Rückstand.

Französisches Duo

Simons erster Fehler passierte ihr im zweiten Liegendschießen, aber sie blieb trotzdem in Führung, nachdem Wierer zweimal patzte und sich 56 Sekunden Rückstand einhandelte. Davidova war auf der Strecke gut unterwegs, verfehlte dann einmal in ihrem zweiten Liegendschießen, schob sich aber vor auf Rang zwei hinter Simon. Egan, die im ersten Stehendschießen einmal verschossen hatte, kam ohne Fehler durch und rückte vor in die Top fünf. Braisaz-Bouchet leistete sich wie viele der Konkurrentinnen einen Fehler, blieb aber solide auf Rang zwei, knappe 1,8 Sekunden hinter Mannschaftskameradin Simon. Nach zwei sauberen Schießen ließ Brorsson diesmal die letzte Scheibe Stehen, machte aber trotzdem einen Sprung auf Rang drei, 23 Sekunden hinter dem französischen Duo.

Braisaz überholt zum Sieg

Simon verfehlte noch einmal im letzten Stehendschießen, ebenso Wierer, und die beiden gingen auf 1 und 2 raus, aber mit 58 Sekunden Abstand. Aber auch Egan schob sich trotz eines weiteren Fehlers in die Spitzengruppe, vier Sekunden vor Wierer. Davidova schoss im Schatten und rutschte mit zwei Fehlern vom Podest. Braisaz-Bouchet kam mit weißer Weste durchs letzte Stehendschießen, überholte so Simon und ging mit einer Minute Vorsprung auf die letzten 3 km. Brorsson mit Startnummer 34 ließ wie viele Rivalinnen eine Scheibe stehen, schaffte es aber mit dem letzten Stehendschießen auf Rang drei hinter den zwei Französinnen.

Brorssons erster Podestplatz

Simon war schon im Ziel, und ihre in Führung liegende Mannschaftskameradin Braisaz-Bouchet ließ auf der letzten Runde Federn, schaffte es aber mit starkem Finish und stolz gereckter Faust, den Sieg ins Ziel zu retten. Für sie war es der zweite Podestplatz der Saison und der erste Sieg seit dem 15 km Einzel in Östersund 2019. Brorsson lief eine solide letzte Runde und machte auf den letzten 3 km eine Sekunde auf die Konkurrenz gut, was ihr mit Platz drei hinter dem französischen Duo den ersten Podestplatz ihrer Karriere einbrachte.

Brorsson: „Hier oben so ein Rennen zu laufen war der Wahnsinn“

Brorsson war völlig aus dem Häuschen, vor allem wegen des Schießens. „Ich bin so, so glücklich über dieses Rennen. Damit habe ich nicht gerechnet. Meistens machte mir die Höhe richtig Probleme. Hier oben so ein Rennen zu laufen war der Wahnsinn. Ich freue mich natürlich vor allem über das Schießergebnis, weil gerade das Stehendschießen dieses Jahr eher schwierig gewesen ist. Es war sehr wichtig, das jetzt gut hinzubekommen.“

Schießen für Simon entscheidend

Simons Schießen war entscheidend für ihren ersten Podestplatz in einem Einzelrennen. „Ich bin ziemlich zufrieden, weil mein Schießen recht gut war. Ich fühle mich auch auf der Strecke fit, also war das ein gutes Rennen für mich.“ Ihren Erfolg in dieser Saison führt sie vor allem auf das Schießen zurück. „Ich glaube, es ist das Schießen. Ich muss alles treffen, um mit den starken Frauen mithalten zu können. Ich muss da weiter dranbleiben, um am Schießstand beständiger zu werden. Auf den Skiern bin ich gar nicht so schlecht, aber ich muss erstmal treffen, bevor ich ans Laufen denke.“

Fotos: IBU/Thibaut

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