Hinter Kebinger wurde Mannschaftskameradin Anna Weidel mit 3,1 Sekunden Rückstand Zweite. Platz drei ging an die Französin Lou Jeanmonnot mit 4,2 Sekunden Rückstand. Der Norweger Einar Hedegarte wurde mit 2,6 Sekunden Rückstand Zweiter hinter Sörum, Platz drei belegte der Deutsche Lukas Fratzscher mit 5,8 Sekunden Rückstand.
Kebinger bestätigte, dass ihr Stehendschießen der Schlüssel zum Sieg war. „Das Rennen hat richtig Spaß gemacht. Ich habe versucht, es vor allem am Schießstand so gut wie möglich zu machen. Das zweite Liegenschießen war richtig schlecht. Ich dachte, das wird jetzt hart. Aber ich weiß, dass ich eine gute Stehendschützin bin, also habe ich mich darauf konzentriert, weil ich da viele Plätze gutmachen kann. Am Ende war das Null-Null ... Es war ein gutes Training für mich, um zu sehen, was gut läuft und wo ich stehe. Ich denke, ich kann damit ganz zufrieden sein.“
Es in die abendlichen Massenstart-Finals zu schaffen ist bei Blink gar nicht einfach. Es gibt Viertelfinale, Halbfinale zwei Stunden später und gerade mal eine Stunde später das Finale. Nach den ersten zwei Runden standen viele der Biathlon-Größen am Rand und mussten zuschauen, darunter Benedikt Doll, Quentin Fillon Maillet, Emilien Jacquelin, Justine Braisaz-Bouchet, Franziska Preuss, Ingrid Landmark Tandrevold und Vetle Sjaastad Christiansen, dessen Blink-Dominanz endete, nachdem er sich nicht für das Finale qualifiziert hatte.
Das Finale der Frauen drehte Kebinger auf der Hälfte für sich. Nach den Liegendschießen hatte Juni Arnekleiv vier Sekunden Vorsprung vor Lou Jeanmonnot, während Kebinger 28 Sekunden zurück lag, weil sie die ersten drei Scheiben im zweiten Liegendschießen stehen lassen hatte. Die Norwegerin patzte im ersten Stehendschießen einmal, so auch die französische Rivalin, während Kebinger eine Null-Fehler-Serie hinlegte und sich auf Rang sechs vorschob. Mit zwölf Sekunden Vorsprung auf das Feld ließ Arnekleiv vier ihrer letzten fünf Scheiben stehen, während Jeanmonnot zweimal verfehlte. Kebinger war auf Rang vier vorgelaufen, schoss schnell und traf erneut alles, sodass sie 10 Sekunden vor Jeanmonnot und Mannschaftskameradin Anna Weidel auf die letzte Runde ging. Der Sieg war ihr sicher, und so feierte die 25-jährige Deutsche den Erfolg und winkte auf den letzten 50 Metern immer wieder fröhlich ins Publikum.
Der Massenstart der Männer ließ sich ganz anders an. Lukas Fratzscher und Tarjei kamen ungeschoren durch die zwei Liegendschießen, während Sörum das immerhin im zweiten Schießen gelang, sodass er sich zwischen den erfahrenen Deutschen und Norweger schieben konnte. Sörum und Tarjei verschossen beide einmal im ersten Stehendschießen, während der Deutsche zweimal verfehlte. Sörum ging mit 11,8 Sekunden Vorsprung wieder auf die Runde. Dieser Vorsprung war seine Rettung. Er verfehlte im letzten Stehendschießen zweimal, ging aber 12 Sekunden vor Fratzscher wieder auf die Strecke, der ebenfalls einmal verfehlte. Die solide Führung verteidigte er, winkte wie gestern schon Christiansen und reckte dann die Siegerfaust gen Himmel.
Der Norweger Vetle Sjaastad Christiansen fügte seiner langen Liste von Siegen beim Blinkfestivalen im norwegischen Sandnes heute Abend einen weiteren im Supersprint der Männer hinzu. Er gewann die Disziplin das dritte Jahr in Folge, trotz sechs Fehlern, in einer Zeit von 14:03,4. Seine Mannschaftskameradin Karoline Offigstad Knotten holte sich mit drei Fehlern ihren ersten Sieg in Sandnes in 15:21,4.
Bei den Männern wurde Sturla Holm Lägreid mit drei Fehlern und 3,6 Sekunden Rückstand Zweiter, Jörgen Säter mit fünf Fehlern und 14 Sekunden Rückstand Dritter. Vanessa Voigt wurde nach drei Fehlern mit 5,2 Sekunden Rückstand Zweite hinter Knotten. Ihre Mannschaftskameradin Hanna Kebinger wurde mit vier Fehlern und 17,7 Sekunden Rückstand Dritte.
Die Supersprint-Qualifikation fand nach den Schießduells statt, mit denen die Biathlon-Wettkämpfe begonnen hatten. Die Französin Lou Jeanmonnot ging mit einer Strafrunde 10,4 Sekunden vor der Deutschen Anna Weidel ins Ziel, auf sie folgten die Mannschaftskameradinnen Vanessa Voigt und Hanna Kebinger. Braisaz-Bouchet verfehlte viermal und schaffte es nicht in die abendliche Finalrunde. In der Qualifikation der Männer gewann der dreifache Medaillengewinner der IBU JJWM 2023 Isak Frey trotz zweier Strafrunden vor Mannschaftskamerad Vetle Paulsen. Die Franzosen Eric Perrot und Fabien Claude folgten auf den Plätzen drei und vier.
Jeanmonnot, die Siegerin der Qualifikation, ging früh in Führung und kam ohne Mühe fehlerfrei durch die ersten zwei Liegendschießen. Nach dem zweiten Liegendschießen schob sich Knotten trotz einer Strafrunde nach jedem Schießen vor auf Rang zwei mit 13,5 Sekunden Rückstand, gefolgt von Voigt auf Rang drei 1,5 Sekunden dahinter. Im Stehendanschlag wendete sich das Blatt. Jeanmonnot schoss erneut schnell, verfehlte aber gleich dreimal, während Knotten, Kebinger und Voigt nur je einmal patzten. Die Norwegerin ging auf eins raus, die zwei Deutschen weniger als vier Sekunden dahinter. Knotten konnte die Führung bis zum letzten Stehendschießen verteidigen und schoss langsam, aber fehlerfrei. Voigt tat es ihr gleich und ging mit 3,7 Sekunden Rückstand aus dem Schießstand. Knotten hatte keine Probleme, die Führung zu verteidigen, und verneigte sich vor dem Publikum, als sie zum ersten Sieg ihrer Karriere bei Blink die Ziellinie überquerte.
Wie schon zuvor im Frauenrennen wehte eine steife Brise am Schießstand, als die Männer zum ersten Liegendschießen kamen. Nur Lägreid und Benedikt Doll kamen ohne Fehler durch, aber Christiansen war ihnen nach schnellem Schießen und einer flotten Strafrunde dicht auf den Fersen. Lägreid setzte sich mit fehlerfreiem zweiten Liegendschießen nach vorn, während Christiansen nach zwei weiteren Fehlern auf 18 Sekunden Rückstand zurückfiel. Im ersten Stehendschießen schmolz Lägreids Vorsprung nach zwei Strafrunden auf drei Sekunden dahin, Christiansen hatte noch acht Sekunden Rückstand. Eine Vierergruppe lief zusammen zum letzten Stehendschießen ein. Christiansen schoss ein wenig schneller als sein Mannschaftskamerad und ging mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,9 Sekunden auf die letzte Runde, nachdem beide einmal in der Strafrunde gekreiselt waren. Christiansen war auf der letzten Runde deutlich schneller, baute seinen Vorsprung um drei Sekunden aus und winkte freundlich ins Publikum, als er sich den dritten Supersprint-Sieg in Folge sicherte.
Am frühen Nachmittag, vor den Supersprints, begann das Biathlonspektakel bei Blink mit den Schießduellen. Die Entscheidung bei den Frauen war wie immer knapp, und eine der ganz Großen, Justine Braisaz-Bouchet, schaffte es im Viertel- und im Halbfinale nur gerade so durch die Qualifikation. Die Deutsche Hanna Kebinger und die Norwegerin Marthe Krakstad Johansen konnten die Halbfinals für sich entscheiden. Am Ende war es aber die Frau, die es nach ihren Worten „kaum erwarten“ kann, wieder eine Startnummer zu tragen, die sich durchsetzte. Die französische Olympiasiegerin im Massenstart und frischgebackene Mutter Braisaz-Bouchet verfehlte die erste Schiebe, lud dann aber schnell nach, schloss noch ihre letzte und übertrumpfte Mannschaftskameradin Gilonne Guigonnat mit einem strahlenden Lächeln um 2,5 Sekunden. Braisaz-Bouchet sagte, der Sieg sei „unerwartet, für mich war das eher Spaß. Das ist spannend, aber wie ein großes Spiel.“
Bei den Männern gab es zunächst wenige Überraschungen: Sturla Holm Laegreid und Tarjei Bö gewannen die Viertelfinals. In den Halbfinals standen dann aber Dag Sander Björndalen und die unbekannte Größe Christiane Tronerud Kvelvane aus Norwegen oben, und Tarjei qualifizierte sich als Letzter für das Finale. Unter Druck setzte sich der Veteran Tarjei durch, schoss langsamer, aber traf mit fünf Schuss vor Björndalen auf zwei.
Damit stand ein Finale der erfahrenen Veteranen fest: der frischgebackene Papa Tarjei im Zweikampf gegen die frischgebackene Mama Justine. Der Norweger brauchte erneut nur fünf Schuss für seine Scheiben, siegte klar und ging ins Ziel, während seine Rivalin noch die letzten Schüsse setzte.
Das berüchtigte Lysebotn Opp mit 640 Höhenmetern auf 7500 Metern Strecke eröffnete am Mittwoch den Wettkampfreigen beim Blinkfestivalen 2023. Und Benedikt Doll lieferte gleich zur Eröffnung eine beeindruckende Leistung ab: Er wurde in 30:48 Siebter, eine Rekordzeit für einen Biathleten auf diesem Zickzackkurs hoch vom Fjord. Mannschaftskamerad Philipp Horn landete eine ganze Minute hinter Doll auf Platz 15, Lukas Fratzscher auf 22. Der vierfache IBU Juniorenweltmeister Martin Nevland kam sechs Sekunden hinter Fratzscher auf Platz 23 ins Ziel.
Doll sagte, Lysebotn sei für ihn „eines der drei schwierigsten Rennen. Im Ziel war mein Tank komplett leer.“
Die Norwegerin Emilie Kalkenberg, die beim letzten IBU Cup der Saison in Canmore sowohl den Supersprint als auch den Sprint gewonnen hatte, war auf Platz 12 mit einer Zeit von 39:04 die besten Biathletin im Frauenrennen. Ihre Mannschaftskameradin Karoline Erdal wurde Fünfzehnte, nur einen Platz vor der Deutschen Janina Hettich-Walz.
Fotos: IBU/Nordic Focus