Vorschau: Die Sprints in der Kristallkugel

Die längsten Rennen der Olympischen Winterspiele 2022 liegen hinter uns, und Denise Herrmann und Quentin Fillon Maillet gewannen die Goldmedaillen. Als nächstes stehen mit den Sprints die kürzesten Rennen auf dem Programm. Wagen wir einen Blick in die Kristallkugel, wer in die Fußstapfen der Sprint-Olympiasieger Laura Dahlmeier und Arnd Peiffer von 2018 treten könnte.

Die sechs besten Männer

Die Sprintwertung der Männer im Weltcup sieht momentan so aus: 1. Sebastian Samuelsson, 2. Quentin Fillon Maillet, 3. Emilien Jacquelin, 4. Alexander Loginov, 5. Vetle Sjaastad Christiansen, 6. Johannes Thinges Bö.

Nach dem 20 km Einzel machen drei aus dieser hochkarätigen Truppe den Eindruck als seien sie bereit für den Sprint. Fillon Maillet ist derjenige mit der konstantesten Saison, gewann den letzten Sprint in Ruhpolding, schießt wie eine Maschine und ist extrem sicher.

JT wieder „normal“

Loginov gewann in Oberhof, war über die 20 km der Drittschnellste auf der Strecke und hat eine Trefferquote von 94 % im Liegendanschlag, hadert aber mit dem Stehendschießen. Johannes Thingnes Bö gewann den Sprint in Annecy Le Grand Bornand und scheint wieder im „normalem“ Modus unterwegs zu sein: aggressiv und schnell auf der Strecke bei guten Schießleistungen. Jacquelin bleibt nach sieben Fehlern im Einzel weiterhin ein Rätsel.

Dann sind da noch Benedikt Doll, der IBU Weltmeister von 2017, der auf der Strecke gut in Form ist und Chancen hat, wenn er mindestens neun Scheiben trifft, außerdem Eduard Latypov, ein solider Sprinter, dem die Pause wegen seiner Corona-Erkrankung gutgetan zu haben scheint, und der Silbermedaillengewinner aus dem Einzel, Anton Smolski, der gut schießt und in dieser Saison zweimal in Sprints auf dem Podest gestanden hat.

Das sind nur einige der möglichen Kandidaten, aber wenn es dann um die Medaillen geht, ist wohl ein Duell zwischen Fillon Maillet und JT Bö zu erwarten.

Und dann die Frauen

Die Sprintwertung der Frauen im Weltcup sieht so aus: 1. Marte Olsbu Röiseland, 2. Elvira Öberg, 3. Dzinara Alimbekava, 4. Hanna Sola, 5. Hanna Öberg.

Olsbu Röiseland läuft wie ein Uhrwerk

Olsbu Röiseland ist die Favoritin, und die Bronzemedaille im 15 km Einzel hat das nur noch einmal bestätigt. Nach dem Ende des Rennens war sie in Gedanken schon beim Sprint, und sagte „zu meinem letzten Schuss im Stehendanschlag ... Damit bin ich nicht so zufrieden ... Darüber habe ich zu viel nachgedacht. Das will ich im Sprint anders machen.“ Die Medaille ist für sie zum Greifen nah.

Denise laufstark, Elvira kraftvoll

Herrmann war auf der Strecke wieder ganz die Alte, und die Scheiben fielen auch. Mit ihrer Laufstärke kann sie eine oder gar zwei Strafrunden wieder wettmachen. Elvira hat alles, was es braucht und ist vor allem auf der Strecke kraftvoll unterwegs, blieb in Ruhpolding fehlerfrei und hängte auch die fehlerfreie Olsbu Röiseland ab. Alimbekava hat es mit ihrer Trefferquote von 89 % in dieser Saison viermal auf einen 4. Platz im Sprint geschafft und reif für einen Platz auf dem Treppchen. Sola ist in Sprints solide unterwegs gewesen, scheint aber am Schießstand zu hadern.

Dann ist da natürlich noch die Silbermedaillengewinnerin aus dem 15 km Einzel, Anais Chevalier-Bouchet, die mit der schnellsten Schießzeit aus dem Rennen kam und derzeit sehr ruhig und fokussiert wirkt. Auch die junge Scharfschützin Vanessa Voigt, die sich im 15 km Einzel noch einmal Selbstvertrauen abgeholt hatte, dürfen wir nicht vergessen. Nicht zu vergessen die Wundertüte Tiril Eckhoff, die schnellste Frau über die 15 km, der eine Medaille sicher ist, wenn sie ihre Schießkünste wiederfindet.

Anschlussrennen

Jenseits der Sprints sind Fillon Maillet und/oder Olsbu Röiseland klare Favoriten für die Verfolger, wenn der Sprint für sie halbwegs gut läuft. Beide haben in dieser Saison schon vier Verfolger gewonnen.

Bislang waren es Wettkämpfe voller großer Überraschungen und Enttäuschungen. Das Wetter, die harten Strecken und der unablässige Wind haben jeden Tag eine große Rolle gespielt. Das dürfte wohl auch so bleiben... Fotos: IBU/Christian Manzoni