Peking 2022 – Eine große Chance für den chinesischen Biathlonsport

Peking 2022 steht vor der Tür und Chinas Mannschaft blickt auf eine große Herausforderung: bei ihren eigenen Olympischen Spielen gute Leistungen zu zeigen und eine solide Basis für die Weiterentwicklung des Biathlonsports innerhalb einer neu errichteten Weltklasseinfrastruktur zu schaffen.

Als der Vorhang bei den Olympischen Winterspielen 2018 in PyeongChang fiel und die Saison 2017/18 zu Ende ging, befand sich der chinesische Biathlonsport im Niemandsland. Er war weit entfernt von einem respektablen Leistungsniveau und kein Athlet befand sich auf dem aufsteigenden Ast. Es gab keinen Chinesen in der BMW IBU Weltcupgesamtwertung der Herren. Jialin Tang holte drei Punkte für Platz 38 bei der Verfolgung von Östersund. Das brachte ihr Rang 96 in der Gesamtwertung der Damen ein. Tang wurde 66. im Einzel und 70. im Sprint in PyeongChang – nicht gerade eine überzeugende Leistung von einer Athletin, die eine Karrierebestleistung von Platz sechs im Sprint von Hochfizen sechs Saisons zuvor vorzuweisen hatte. Es kam noch schlimmer: China hatte nicht einmal genug Athleten, um im BMW IBU Weltcup oder im IBU Cup eine Staffel stellen zu können.

Projekt „Peking 2022“ nimmt Fahrt auf

Und dann nahm das Projekt „Peking 2022“ Fahrt auf. Es blieben dem Verband nur vier Jahre, um genug talentierte Athleten und Athletinnen zu finden, ein strukturiertes und fähiges Trainerteam zusammenzustellen und so hart wie möglich zu arbeiten. 

Der norwegische Trainer Tobias Torgersen verließ das schwedische Juniorenteam, wo er zukünftige Weltklasseathleten wie Elvira Oeberg geformt hatte, und schloss sich Team China an. In den Monaten nach den Olympischen Winterspielen 2018 in PyeongChang wurde ihm eine Riege chinesischer Biathleten präsentiert – etwa 25 Herren und 10 Damen – aus welcher er auswählen sollte. „Einige Monate später habe ich noch mehr Athleten getestet. Ich habe Athleten mit einem hohen Durchhaltevermögen gesucht, die im Sommer zur Trainingsgruppe dazustoßen könnten. Die anderen technischen Aspekte kann man Athleten mit der Zeit beibringen.“

Torgersen bekam Unterstützung vom französischen Schießtrainer Jean Pierre Amat. Im September 2019 gab das Biathlonpaar Nummer eins – Ole Einar Björndalen und Darya Domracheva – bekannt, dass auch sie sich der Herausforderung stellen würden.

„Wir wurden bereits vor fast zwei Jahren angesprochen. Ich dachte, ein Team zu trainieren wäre ein interessantes Projekt. Ich habe mich belesen und mit vielen Bekannten darüber gesprochen. Es brauchte sechs oder sieben Angebote. Es war keine spontane Entscheidung für mich. Ich hatte mich auch mich selbst als Athlet konzentriert. Jetzt musste ich eine 30-köpfige Mannschaft betreuen“, sagte Björndalen beim BMW IBU Weltcup in Hochfilzen in der Saison 2019/2020.

„Es war sehr hilfreich, von Tobias und Jean Pierre mehr über die einzelnen Athleten zu erfahren. Aber es war auch wichtig für Ole Einar und mich, selbst ins Team einzutauchen und uns eine eigene Meinung zu bilden“, fügte Domracheva hinzu.   

Björndalen und Domracheva wollten von Anfang an anpacken. Sie verbrachten die meiste Trainingszeit selbst auf Skiern und überwachten die Fortschritte in der Lauftechnik. Aber sie kopierten nicht einfach den norwegischen oder weißrussischen Stil. Sie suchten nach einer Kombination, die zu den chinesischen Athleten passte. „Als Norweger war ich daran gewöhnt, mein eigenes Ding zu machen. Meine chinesischen Athleten brauchen die ganze Zeit Unterstützung.“, sagte Björndalen. „Ich kombiniere das Wissen, dass ich von Klaus Siebert und Alfred Eder gelernt habe. Ihre Ansätze waren sehr systematisch“, erläuterte Domracheva.

Ein wichtiges Puzzleteil war die Mithilfe des Norwegischen Biathlonsverbands, der bei der Skipräparierung half – eine Wissenschaft für sich. Das sparte Team China viel Zeit und Geld.

Ein vielversprechender Projektstart – und dann kam C-19

In der Saison 2018/2019 befand sich China auf einem vielversprechenden Weg. Fanqi Mengs Goldmedaille im Junioreneinzel der Damen bei der IBU JJWM in Brezno-Osrblie 2019 war dabei der Höhepunkt. Auch Tang und Yan Zhang zeigten stabilere Leistungen. Ein Jahr später kamen die chinesische Herrenstaffel und die Mixed-Staffel bei der IBU Weltmeisterschaft in Antholz-Anterselva 2020 auf Platz 18. Meng holte ihre ersten Weltcuppunkte der Karriere mit Rang 38 im Sprint von Nove Mesto na Morave. Und die ein Jahr jüngere Yuanmeng Chu schaffte in der Verfolgung von Annecy Le Grand Bornand Platz 32.

„Das Team hat sich in vielen Bereichen toll entwickelt“, meinte Torgersen, „Vor allem waren unsere Schießleistung zwischenzeitlich Weltklasse. Leider wurden wir von der Pandemie ausgebremst. Wir konnten in der vergangenen Saison nicht an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Wir haben ein junges, unerfahrenes Team, das dringend gegen die Besten antreten muss. Wir sind in der Nationenwertung beständig weiter hochgeklettert und habe jede Saison Quotenplätze erreicht, damit wir am BMW IBU Weltcup teilnehmen durften.“

In der olympischen Saison 2021/2022 schaffte China beeindruckende Leistungen in Oberhof. Fangming Cheng schoss im Sprint 9/10, lief die 27. schnellste Zeit und kam auf Rang 12. Es war eine Karrierebestleistung und ein weiteres Achtungszeichen nach ihrem 16. Rang im Sprint von Nove Mesto na Morave in der Saison 2019/2020. In der Mixed-Staffel kamen die Chinesen auf Platz 12 und zeigten dabei die beste Schießleistung aller mit nur vier Nachladern – zwei weniger als die Sieger aus Norwegen mit den Boe-Brüdern, Marte Olsbu Roeiseland und Ingrid Landmark Tandrevold. In der Single-Mixed-Staffel musste China erneut nur viermal nachladen und landete auf Rang 10. Chu wurde 28. in der Verfolgung von Oberhof und landete damit fünf Plätze weiter vorn als im gleichen Rennen in Annecy Le Grand Bornand.

„Es ist unser Hauptziel, gesund zu bleiben und uns vor der Olympiade nicht anzustecken. Ich weiß, dass einige unserer Athleten und unsere Staffelmannschaften in Peking 2022 um Top-10-Plätze mitkämpfen können. Wenn sich ein Athlet für den Massenstart qualifiziert, wäre das großartig. Das ist unser Ziel.“, sagte der optimistische Torgersen.

Noch mehr Arbeit und Weltklassestadien

Das National Biathlon Centre in Zhangjiakou City im Norden der chinesischen Provinz Hebei wird die Bühne für die Biathlonwettkämpfe im Rahmen der Olympischen Winterspiele von Peking 2022 sein. Es ist ein Weltklasseaustragungsort mit anerkannten Standards. Nach der Olympiade wird das Stadion von der chinesischen Nationalmannschaft zu Trainingszwecken genutzt werden. Aber China hat einst noch bessere Zeiten im Biathlonsport gesehen. Zwischen der Olympiade von Turin 2006 und Vancouver 2010 kam die chinesische Damenstaffel viermal im Weltcup aufs Treppchen. Xianying Liu gewann Silber in der Verfolgung der IBU Weltmeisterschaften 2005 in Hochfilzen und wurde Siebte im Massenstart bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin. Sie stand in der Saison 2004/2005 dreimal auf dem Podium und wurde am Ende Sechste in der Gesamtwertung. Yiangchao Kong erreichte zwei zweite Plätze im IBU Weltcup in der Saison 2004/2005 und schaffte einen respektablen 15. Platz in der Gesamtwertung in der Saison 2006/2007. Sie war Sechste im Massenstart bei den IBU Weltmeisterschaften 2005 in Hochfilzen, ebenso wie die chinesische Damenstaffel 2007 in Antholz-Anterselva.

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2006 und Vancouver 2010 kam die chinesische Damenstaffel viermal im Weltcup aufs Treppchen. Xianying Liu gewann Silber in der Verfolgung der IBU Weltmeisterschaften 2005 in Hochfilzen und wurde Siebte im Massenstart bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin. Sie stand in der Saison 2004/2005 dreimal auf dem Podium und wurde am Ende Sechste in der Gesamtwertung. Yiangchao Kong erreichte zwei zweite Plätze im IBU Weltcup in der Saison 2004/2005 und schaffte einen respektablen 15. Platz in der Gesamtwertung in der Saison 2006/2007. Sie war Sechste im Massenstart bei den IBU Weltmeisterschaften 2005 in Hochfilzen, ebenso wie die chinesische Damenstaffel 2007 in Antholz-Anterselva.

„Ich hoffe, die Verantwortlichen bauen nicht nur das Olympiastadion, sondern auch noch weitere Trainingseinrichtungen. Sie sollten das Wissen, dass einige Mitarbeiter erlangt haben, weise nutzen. Das ist eine große Chance für China, endlich ein konsistentes und in sich stimmige Biathlonprogramm aufzubauen!“ sagte Torgersen.

Foto: IBU/C. Manzoni; IBU archives

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