Der mittlerweile 37-jährige Jakov Fak erlebte im Sprint von Lenzerheide eine Art Déjà-vu, als er 15 Jahre nach Olympia-Bronze im Sprint von Vancouver mit einer genauso sauberen Schießleistung glänzte wie bei seinem großen Durchbruch 2010. Trotz seines mittlerweile fortgeschrittenen Alters zählt der Slowene auch heute noch zu den entschlossensten, ehrgeizigsten Wettkämpfern, was seine Trefferquote von 91 % sowie fünf Top-Ten-Platzierungen in dieser Saison beweisen.
Wenige Stunden nach der Flower Ceremony des WM-Verfolgungsrennens in Lenzerheide beantwortete Jakov Fak unsere fünf brennenden Fragen sowie eine Bonusfrage zur Reaktion seiner drei Töchter auf seine jüngsten Erfolge.
Biathlonworld: Vor 15 Jahren hast du Olympia-Bronze im Sprint gewonnen. Hättest du damals gedacht, im Jahr 2025 noch immer ums Podium zu kämpfen?
Jakov Fak: Um ehrlich zu sein nicht. Heute scheint es ganz normal zu sein, aber damals hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich in diesem Alter noch aktiv bin. Doch jetzt bin ich hier und freue mich riesig, so gut dabei zu sein. BW: Was ist dir von deinem großen Erfolg 2010 besonders im Gedächtnis geblieben?
JF: Ich weiß noch, dass ich auf dem Weg zum Stadion in der Bibel gelesen habe. Ich wusste, dass es an dem Tag schneien würde. Und die Flocken fielen nur so vom Himmel – allerdings erst, als ich schon im Ziel war. Irgendwie muss da etwas Besonderes passiert sein. [Anm. d. Red.: Die späteren Medaillengewinner gingen mit den Startnummern 4, 6 und 10 ins Rennen und hatten ihren Wettkampf allesamt beendet, bevor die Strecke durch heftigen Schneefall immer langsamer wurde.] Es war eine gute Performance und für mich ist natürlich ein Traum wahr geworden. Ich dachte mir: „Wie konnte das so schnell passieren? Ich bin doch noch so jung und nun habe ich schon diesen Erfolg errungen.“ Ich dachte, ich hätte noch viel mehr Arbeit vor mir, bis ich ein solches Level erreichen und eine Medaille gewinnen könnte.
BW: Bei der letzten Weltcup-Station in Antholz bist du Sechster im Sprint und Fünfter in der Verfolgung geworden. Hat dir das zusätzliches Selbstvertrauen vor der WM gegeben?
JF: Die Rennen in Antholz waren aus psychologischer Sicht sehr gut für mich. Ich wusste, dass ich gut schießen kann. Ich habe meinem Trainer gesagt, dass ich in dieser Saison im Sprint noch nicht ohne Fehler geblieben bin, dass ich die Null aber brauche, weil ich eine gute Ausgangsposition für die vier Schießeinlagen in der Verfolgung haben will. Mein Coach sagte nur zu mir: „Vielleicht ist heute ja der Tag gekommen“, und so war es dann auch.
BW: Worauf hast du dich nach deinem fehlerfreien Sprint am Samstag in der Verfolgung fokussiert?
JF: Wenn ich ehrlich bin, hatte ich kein gutes Gefühl für die Verfolgung. Doch beim Sprint war es noch schlimmer. Mir ging während des Rennens die Kraft aus, das war irgendwie komisch. Ich habe nur gehofft, dass es mir besser gehen würde. Im Sprint habe ich mich an Tarjei orientiert, der eine Minute nach mir gestartet war. Auf einem Streckenabschnitt konnte ich ihn sehen. Mir war klar, wenn ich ihn in der nächsten Runde nicht sehen würde, läuft es ganz gut für mich. Doch am Ende lag er im Ziel trotz einer Strafrunde vor mir. Ich war enttäuscht von meiner Leistung und hätte nicht gedacht, dass ich pro Runde drei Sekunden schneller und unter die Top 6 laufen kann. Ich habe im Sprint alles gegeben und war für die Verfolgung nicht so optimistisch. Ich wollte schauen, wie meine Ski laufen und mich an die Situation anpassen. Im Rennen dann liefen meine Ski ähnlich gut wie die von Tarjei, das hat mir Auftrieb gegeben, wenngleich die Franzosen das beste Material hatten.
BW: Am Ende bist du Sechster geworden. Wärst du noch glücklicher, wenn du Quentin in der letzten Runde hättest hinter dir lassen können?
JF: Ja, schon. Nach Jury-Entscheid wurden wir beide auf dem sechsten Platz gewertet. Doch ich bin ziemlich zufrieden, weil ich am letzten Anstieg nicht mit Quentin und Endre Strømsheim mithalten konnte. Aber ich habe bis zum Schluss nicht aufgegeben und alles aus mir herausgeholt. Als die Lücke kleiner wurde, wollte ich bis zum Ziel immer weiter Gas geben und schauen, wozu es reicht. Ich hatte nichts zu verlieren, konnte nur gewinnen. Das hat sich ausgezahlt. Ich glaube, Endre war ganz schön überrascht, als ich plötzlich neben ihm war.
Bonusfrage: Im vergangenen Herbst hast du gesagt, du möchtest, dass deine Kinder gute Leistungen von dir sehen. Wie haben sie reagiert?
Jakov Fak: Sie schauen sich die Rennen gern an. Nach Antholz waren sie glücklich über meine Ergebnisse, sie waren richtig stolz. In diesem Winter waren wir schon zusammen Skilaufen und es macht ihnen großen Spaß. Jetzt fragen sie ständig, wann wir wieder gemeinsam losziehen. Wenn ich gute Ergebnisse erziele, motiviert sie das zusätzlich, Sport zu treiben. Am schönsten ist es, wenn wir gemeinsam als Familie Skilaufen, zum Beispiel in Planica. Den Kindern gefällt‘s und ich bin dann ein glücklicher und stolzer Vater.
Die Story von Jakov Fak ist noch lange nicht auserzählt. Freuen wir uns also auf weitere spannende Kapitel.
Fotos: IBU/Vianney Thibaut, Nordic Focus, Jakov Fak