Fünf brennende Fragen an Lucie Charvátová

Der 14. Februar 2020 war der beste Tag in Lucie Charvátovás Weltcup-Karriere: Bei den IBU Weltmeisterschaften in Antholz gewann sie Bronze im Sprint. Fünf Jahre später schaffte sie es mit der Frauenstaffel zur Saisoneröffnung aufs Podest und kämpfte sich am Sonntag mit einem 6. Platz im Verfolger der Frauen in die kleine Siegerehrung, für sie das drittbeste Einzelergebnis ihrer Karriere.

Der Weg zurück an die Spitze ist für die 32-jährige ehemalige Langläuferin steinig gewesen. In ihrer ersten Weltcupsaison hatte sie mit der siegreichen tschechischen Frauenstaffel im Weltcup in Presque Isle noch ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Mit 229 Weltcup-Starts auf dem Kerbholz scherzt sie: „Ich kann gar nicht glauben, dass ich so ein gutes Rennen abgeliefert habe... das klappt etwa alle fünf Jahre!“

Wenige Stunden nach diesem fantastischen Sonntag beantwortete Charvátová unsere fünf brennenden Fragen und verriet uns ihre Pläne für die Weihnachtsfeiertage zuhause in Vrchlabí und Österreich.

Biathlonworld: Warst du als Seniorin heute eher gelassen oder doch ganz schön nervös, als dir klar wurde, dass du Chancen auf eine Top-Platzierung im Verfolger hast?

Lucie Charvátová: Die Jahre vergehen im Biathlon so schnell, dass ich mich noch gar nicht so seniorig fühle! Ich habe erst mit 20 mit dem Biathlon angefangen, das ist dann immer meine Ausrede 😊 Nach der Staffel letzte Woche habe ich endlich ein bisschen inneren Frieden gefunden. Wir haben mit den Mädels Bronze geholt, und es hat sich so gut angefühlt, ihnen nach so vielen Fehlschlägen endlich etwas zurückgeben zu können. Früher habe ich dann oft den Mut verloren und war vor den nächsten Rennen nervös, aber heute war es anders. Ich habe die Chance erkannt und bin erstaunlich ruhig geblieben.

BW: Was war das für ein Gefühl, aus dem letzten Stehendschießen herauszulaufen und um einen Platz in der kleinen Siegerehrung zu kämpfen?

LC: Ganz ehrlich, ich habe nicht daran geglaubt. Ich habe die ganze Zeit über die Schulter geschaut und meinen 7. Rang verteidigt. Bis zur Zwischenzeit hatte ich ein paar Sekunden verloren und war völlig platt. Aber dann habe ich noch mal Kraft geschöpft, umgeschaltet auf ‚niemals aufgeben‘, den Turbo zugeschaltet und am letzten Anstieg bis zur Kehre noch mal alles gegeben. Ich habe oft starke Schlusssprints abgeliefert und habe gehofft, dass das noch mal klappt. Auf der Zielgeraden habe ich nur noch gedacht: ‚Jetzt bloß nicht hinfallen.‘

BW: Hast du nach dem Einzel am Schießstand noch etwas verändert, dass du im Sprint und der Verfolgung so gut schießen konntest? Oder hat sich die harte Arbeit im Sommer endlich ausgezahlt?

LC: Meine Trefferquoten waren im Sommer tatsächlich deutlich besser und ich habe gehofft, dass sich das auch im Winter endlich bemerkbar macht. Der Stehendanschlag war immer meine Achillesferse, deswegen habe ich meinen Stand im Sommertraining deutlich verändert – das merkt man jetzt. Im Einzel hatte ich einfach Pech mit dem Wind, also habe ich auf unsere Arbeit im Sommer gebaut und die Hoffnung nicht aufgegeben.

BW: Was machen Tage wie der Verfolger und der Staffel-Podestplatz mit deiner Motivation in einem Olympia-Winter?

LC: Die Saison hat ja gerade erst angefangen, also heißt das für die Winterspiele vielleicht gar nichts. Mir geben diese Tage trotzdem Gelassenheit und Selbstvertrauen. Ich bin allerdings auch sehr abergläubisch und ein bisschen pessimistisch, also schaue ich immer eher skeptisch auf solche Entwicklungen. ‚Wie gewonnen, so zerronnen‘, das beschreibt es ganz gut. Ich bin also motiviert, für mich ist Antholz auch der beste Ort der Welt, aber ich warte irgendwie auch darauf, dass das Universum wieder dazwischenfunkt. Februar ist noch lange hin.

BW: Deine Medaille in Antholz liegt schon lang zurück. Hast du dir diese positiven Emotionen diese Woche noch mal ins Gedächtnis gerufen?

LC: Es ist ja irgendwie schade, dass ich wohl nur alle fünf Jahre erfolgreich bin – aber besser so als nie! Diese Emotionen nimmt dir keiner mehr, und es ist immer schön, sich daran zu erinnern. Ich liebe Biathlon mit allen Höhen und Tiefen (Ich bin ja jetzt auch eine von den Seniorinnen! :D), also will ich diese Momente umso mehr genießen. Es könnte immer das letzte Mal sein.

Biathlonworld Bonusfrage: Es sind nur noch ein paar Wochen bis Weihnachten. Was sind denn deine Pläne?

LC: Ich habe einiges vor. Vermutlich wird nach den vielen Wettkampftagen immer noch die Waschmaschine laufen. Ich habe ein paar Stunden Zeit, die Geschenke einzupacken und besuche dann Freunde vor dem Weihnachtsessen mit der Familie. Am 25. fahre ich morgens wie jedes Jahr nach Seefeld, um zu trainieren und bei ordentlichem Schnee ein bisschen Weihnachtsstimmung zu tanken.

Lucie hat das Selbstvertrauen aus dieser Woche, ist entschlossen, nie aufzugeben und hat mit diesen Trefferquoten gute Chancen, noch öfter in der kleinen Siegerehrung aufzutauchen – vielleicht sogar im Februar, in diesem Stadion ganz oben im Antholzer Tal.

Fotos: IBU/ Petr Slavik

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