Hanna Oeberg aus Schweden traf heute alle 20 Scheiben und überraschte die großen Favoritinnen mit ihrem Sieg im 15 km Einzel der Damen in 38:27,3. Für sie war es der erste Sieg und der erste Podestplatz ihrer Karriere. Anastasiya Kuzmina aus der Slowakei gewann mit zwei Fehlern und 24,7 Sekunden Rückstand ihre zweite Silbermedaille bei diesen Winterspielen. Die Doppel-Olympiasiegerin in Sprint und Verfolgung, die Deutsche Laura Dahlmeier, gewann Bronze mit 59,7 Sekunden Rückstand.
Medaillen für schwedische NewcomerDie 22-jährige Oeberg, IBU Newcomer des Jahres 2017 bei den Damen, schaffte es noch ein Treppchen höher als ihr Mannschaftskamerad und IBU Newcomer des letzten Jahres bei den Herren Sebastian Samuelsson, der Montag Silber in der Verfolgung gewonnen hatte.
**Oeberg war völlig überwältigt von ihrem Olympiasieg. „Natürlich bin ich überrascht, ich kann es noch gar nicht glauben... Am meisten beeindruckt bin ich von meiner Leistung heute, weil fehlerfreies Schießen nie einfach ist... Ich wusste, dass meine Leistung heute vielleicht gut genug ist für eine Medaille, aber dass ich gewonnen habe, ist einfach unglaublich!“
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Dahlmeiers Mannschaftskameradin Franziska Preuss wurde mit fehlerfreiem Schießen und 59,7 Sekunden Rückstand Vierte, während Kuzminas Mannschaftskameradin Paulina Fialkova mit einem Fehler und 1:02,3 Rückstand Fünfte wurde. Platz sechs ging an die Polin Monika Hojnisz, ebenfalls mit einem Fehler und mit 1:54,8 Rückstand.
Herrlicher NachmittagNachdem der Wettkampf gestern vertagt worden war, starteten die Damen heute zum ersten Mal bei diesen Spielen bei Tageslicht und herrlichen Bedingungen. Das Wetter hatte sich gebessert, der Himmel war strahlend blau, die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt und im Vergleich zu den vorherigen Wettkämpfen wehte nur eine leichte Brise.Trotz des leichteren Windes wurden vor dem ersten Liegendschießen noch überall mehrere Rasten gedreht. Im Ziel waren am Ende nur drei Damen ohne Fehler durchgekommen: Oeberg, Preuss und die Slowenin Urska Poje.
Kuzmina vornDie schon mit Silber in der Verfolgung dekorierte frühe Starterin Kuzmina setzte sich mit einem starken, fehlerfreien Liegendschießen 20 Sekunden vom Feld ab. Nach ihr blieben auch Darya Domracheva, Hanna Oeberg und Weronika Nowakowska fehlerfrei. Wierer mit Startnummer 69 bewies mit einem fehlerfreien und schnellen Schießen erneut Form und kam als Zweitschnellste durchs erste Schießen. Dahlmeier mit Startnummer 80 schoss einen Fehler und war im Nachteil. Sie sagte zu diesem Fehler: „Ich habe da verschossen und versucht, mich trotzdem weiter zu konzentrieren. Ich weiß, dass man mit einem Fehler noch aufs Podest kommen kann, aber besser ist es, wenn man trifft. Ich habe also versucht, mich auf jeden Schuss zu konzentrieren.“
Dahlmeier holt auf
Beim ersten Stehendschießen verschenkte die Slowakin mit einem Fehler die Führung; Domracheva, die nicht ganz so schnell unterwegs war, holte mit fehlerfreiem Schießen auf. Oeberg und Nowakowska, die beide vor der Weißrussin unterwegs waren, trafen beide und lagen vor und hinter Kuzmina auf 2 und 4. Wierer fiel mit einem Fehler zurück, war aber sehr schnell unterwegs. Dahlmeier holte mit souveränem Stehendschießen von 34 auf 10 auf.
Oeberg übernimmt
Kuzmina verfehlte im Liegendschießen und bekam bei ansonsten rasanter Laufzeit eine Strafminute aufgeschlagen. Nowakowska schaffte als Erste 15 Treffer, Oeberg tat es ihr gleich und lag nun 32 Sekunden vorn. Domracheva verfehlte einmal und fiel auf Rang vier hinter Kuzmina zurück. Die nächste Dame ohne Fehler war Nadezhda Skardino, die nur wenige Sekunden hinter ihrer Mannschaftskameradin lag. Nun lag Oeberg vorn. Wierer griff an und lag mit fehlerfreien Schießen für ein paar Minuten auf Rang drei. Preuss schob sich langsam nach vorn durchs Feld, traf fünf Scheiben und lag nun auf Rang zwei, gerade einmal 20,8 Sekunden hinter der jungen Schwedin. Dahlmeier traf ebenfalls, rückte vor auf drei, hatte aber weiter 32 Sekunden Rückstand.
Letztes Stehendschießen: Strahlen und FührungDer slowakische Star kam zum letzten Stehendschießen, schloss vier Scheiben und zögerte dann etwas 15 Sekunden lang, bevor sie auch die letzte umlegte, ihr 18. Treffer heute.Die polnische Biathletin verfehlte zweimal und fiel zurück. Oeberg, ruhig, besonnen und konzentriert, legte im letzten Stehendschießen eine weitere perfekte Serie hin, strahlte nach dem letzten Treffer und ging als Führende auf die Schlussrunde. Domracheva verfehlte gleich dreimal und musste sich von einer Medaille verabschieden, sodass nun Oeberg und Kuzmina die Rangliste anführten. Plötzlich lagen zwei slowakische Athletinnen auf den Medaillenrängen, als Fialkova im letzten Stehendschießen alles traf. Sie hatte nur im ersten Schießen einen Fehler geschossen und bis dahin weit zurückgelegen. Skardino fiel mit einem Fehler ebenfalls zurück. Wierer schoss schnell, verfehlte einmal und war raus aus dem Rennen um den Sieg. Preuss komplettierte ihr Rennen mit einer weiteren perfekten Serie und ging als Dritte auf die letzte Runde. Dahlmeier hatte allerdings noch ein Wörtchen mitzureden, setzte weitere fünf Treffer und ging 31,2 Sekunden hinter der jungen Schwedin auf die brettharten letzten 3 km. Die zweifache Olympiasiegerin verlor allerdings mit jedem Meter und rutschte 1400 Meter vor dem Ziel auf Rang drei.
Podium steht fest
Kuzmina war als Erste im Ziel, lag aber nicht lange in Führung. Oeberg, die seit dem zweiten Liegendanschlag vorn gelegen hatte, ging mit 35,1 Sekunden Vorsprung ins Ziel und übernahm die Führung. Fialkova kam kurz hinter Oeberg ins Ziel, meldete auf Rang drei Medaillenansprüche an, wurde aber später von Preuss verdrängt. Dann kam eine sichtlich erschöpfte Dahlmeier ins Stadion und sicherte sich mit Bronze ihre dritte olympische Medaille.
Erste Medaille über 15 kmKuzminas Silbermedaille war ihre erste Medaille im 15 km Einzel und erst ihr zweiter Podestplatz in dieser Disziplin. Den ersten hatte sie beim BMW IBU Weltcup 2013 in Östersund errungen. „Das ist meine erste Medaille in dieser Disziplin. Ganz ehrlich, für dieses Rennen hatte ich die wenigsten Ambitionen, aber ich habe mir gesagt, dass ich trotzdem eine Chance habe.... Ich habe heute vor dem Rennen viel mit meinem Bruder gesprochen. Ich habe mein Ziel erreicht; diese zweite Medaille widme ich ihm.“
Dahlmeier zufrieden mit BronzeFür Dahlmeier ist Bronze ein Erfolg, keine Niederlage. „Es ist ein tolles Gefühl, bei den Winterspielen in Topform zu sein. Das war zu Saisonbeginn mein Ziel, und ich habe es erreicht. Drei Medaillen in drei Rennen ist der Wahnsinn und ich freue mich sehr über diese Bronzemedaille. Wir haben heute andere deutsche Athleten gesehen, die zu den Medaillenfavoriten gehörten und nichts gewonnen haben. Es ist keine Selbstverständlichkeit, bei den Olympischen Spielen unter die Top 3 zu kommen, und ich bin mit Bronze sehr zufrieden.“